Prügelnd und schießend durch Louisianas Sümpfe
„Resident Evil VII“-DLCs „Not a Hero“ und „End of Zoe“ im Check
Dass Entwickler- und Publisherlegende Capcom durchaus auf die Belange geifernder Videospielfans eingeht, wurde mit dem grandiosen „Resident Evil VII: Biohazard“ unter Beweis gestellt. Bei der Preisgestaltung von Seasonpässen und der DLC-Politik fuhr Capcom jedoch häufig den Karren gegen die Wand. „Resident Evil VII“ blieb da keine Ausnahme bei einem sehr teuren Seasonpass (€29,99) der bislang recht wenig bot mit den spaßigen, aber durchwachsenen „Verbotenen Filmmaterialien“. Einzig Hoffnung versprechen die beiden am 12. Dezember 2017 zeitgleich veröffentlichten DLC-Packs „Not a Hero“ und „End of Zoe“, welche nicht nur große offene Fragen des Hauptspiels beantworten sollen, sondern auch die „RE7“-Erfahrung abrunden.
Bei „Not a Hero“ handelt es sich um den am Ende des Hauptspiels angeteaserten, kostenlosen DLC, der uns endlich in die Rolle des Serienveterans Chris Redfield schlüpfen lässt und das große Mysterium um die neue blaue Umbrella-Corporation beantwortet, der Held Chris angehörig ist. „Not a Hero“ sollte ursprünglich bereits im Juni für alle Spieler frei zugänglich erscheinen, wurde aber aufgrund zweifelhafter Qualität seitens Capcom selbst auf Dezember verschoben und hausintern weiterentwickelt. Während Grusel und Horror noch das Hauptspiel regierten, so lässt uns der DLC actiongeladener gegen die B.O.W.s (Bio-Organic Weapons) vorpreschen, ganz wie wir es in den letzten Jahren von Chris Redfield gewohnt waren. Sogar die aus „RE5“ bekannten Quick-Time Punch-Einlagen kehren in limitierter Form zurück, während wir strauchelnde „Geformte“ (die schwarzen Teer-Gegner) per Schultertaste umhauen.
Der Großteil des äußerst kurzen „Not a Hero“ spielt in der Mine, die wir bereits aus dem Hauptspiel kennen. Diese fungiert als eine Art Mini-Hub, ähnlich dem Haus in „RE7“, wo es diverse Schlüssel und Items zum Voranschreiten zu finden gibt. Aber selbst bei einer Spielzeit von knapp 90 Minuten fühlen sich die Minenabschnitte gestreckt und überzogen an. Dafür entschädigt jedoch der finale Abschnitt und der gewohnt gute, klassisch anmutende Bosskampf. Lediglich die erhofften Storywendungen um Umbrella, Lucas Baker (der am Ende des Hauptspiels immer noch als entflohen galt) und Chris lassen zu wünschen übrig. Chris’ Verbindung zur ursprünglich bösen Umbrella-Corp wird gleich zu Beginn in drei lausigen Sätzen abgetan und auch sonst spielt sich der DLC eher wie eine unterhaltsame Dreingabe, statt eines lang erwarteten Abschlusses.
Und wenn wir schon bei falschen Erwartungen und Irreführung sind:
„End of Zoe“ wurde noch im September von Brancheninsidern mit den Worten angepriesen, ursprünglich ein Konzept für ein vollwertiges „Resident Evil 8“ gewesen zu sein und lege vollen Wert auf Grusel. Dies sollte von der Tatsache unterstützt werden, dass sich Entwickler des inzwischen legendär gewordenen „P.T.“ von Guillermo del Toro und Hideo Kojima der Entwicklung von „End of Zoe“ anschlossen. Große Worte, die beim grandiosen „Resident Evil 7“ hohe Erwartungen schüren. Was einen aber im Zusatzpack erwartet ist ernüchternd.
Wir schlüpfen in die Rolle des bislang unbekannten Joe Baker, Bruder von Baker-Familienoberhaupt Jack, der einsam in den Sümpfen lebt und geweckt vom Tumult um die B.O.W.s auf eine sterbende Zoe trifft. Diese will mit einem Serum gerettet werden und so macht sich Joe auf nach einem Heilmittel zu suchen und stellt sich nur mit seinen Fäusten gewappnet den Geformten, Alligatoren und weiteren Zombieunwesen.
Ihr habt richtig gelesen: Nur mit seinen Fäusten gewappnet. Denn „End of Zoe“ spielt sich wie eine Mischung aus einem Brawler, „RE7“ und dem klassischen „Super Punch-Out!!“. Wir prügeln per Links-Rechts-Kombinationen mit Geraden, Kinnhaken und linken Haken auf die Gegner ein und entledigen sich ihrer hin und wieder per Quick-Time-Event. Der DLC ist ebenso kurz wie „Not a Hero“ mit einer etwaigen Spielzeit von 90 Minuten und hinterlässt gerade bei einem Einzelpreis von €14,99 einen äußerst bitteren Beigeschmack, wenn man nicht Besitzer des Seasonpasses ist. Da hilft auch kein kostenloser „Not a Hero“-DLC. Die gesonderten Qualitäten will man „End of Zoe“ nicht absprechen, denn der DLC macht nichtsdestotrotz großen Spaß und gerade die sumpfigen Territorien sind der hohen Qualität des Hauptspiels entsprechend hübsch entworfen. Jedoch tut sich Capcom hier keinen Gefallen. Der äußerst hohe Preis für fast nicht-existente Spielzeit wird selbst Seasonpass-Besitzern ein Dorn im Auge sein, denn da bieten andere Entwickler deutlich mehr, für weitaus weniger Geld.
Der Seasonpass ist rückblickend zwar eine erheiternde und abwechslungsreiche Erfahrung, die dem horrorlastigen „RE7“ neue Facetten verschafft, aber Fans des Hauptspiels wohl vor den Kopf stoßen wird. Das komplett kostenlose „Not a Hero“ darf man ruhig eines intensiven Blickes würdigen, aber bei „End of Zoe“ wartet man lieber auf eine Preissenkung des Seasonpasses oder doch gleich auf die am 2. Februar 2018 erscheinende „Gold Edition“ von „Resident Evil VII: Biohazard“, die dann alle Seasonpass-DLCs samt Hauptspiel auf einer Disk vereint.
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