1. September 2019

Schrill, wild und großartig

Die fünf Science-Fiction-Romane aus den Achtzigern, die man gelesen haben muss

Lesezeit: 5 min.

Von „Stranger Things“ über „Ready Player One“: Die Achtziger sind so in wie … nun, seit den Achtzigern nicht mehr. Wilde Frisuren, schrilles Makeup, die ersten Computer (und die ersten Computerviren), alles schien möglich, alles schien denkbar, alles schien greifbar. Kein Wunder, dass diese Ära einige der besten Science-Fiction-Romane hervorgebracht hat, die das gesamte Genre bis heute prägen. Hier sind die fünf Romane aus den Achtzigerjahren, die Sie unbedingt gelesen haben sollten:

 

Gene Wolfe: „Der Schatten des Folterers. Das Buch der neuen Sonne 1“ (1980)

Eine Million Jahre in der Zukunft: Die Technik ist bis auf wenige Rest verschwunden. Die Menschheit fiel kulturell ins Mittelalter zurück und harrt der Ankunft der neuen Sonne, die ein neues Zeitalter herbeiführen soll. Dies ist die Geschichte Severians, eines Waisenjungen, der in der Zunft der Folterer aufwächst und dieses Handwerk erlernt. Doch als er eines Tages aus Mitleid einer Frau den Selbstmord gestattet, wird er aus dieser Zunft ausgestoßen. Doch anstatt selbst gefoltert und hingerichtet zu werden, schickt die Gilde ihn nach Thrax, einer weit entfernten Stadt, die einen Henker braucht. Severian macht sich auf eine Reise, die sein Leben für immer verändern wird …

Gene Wolfes Romanserie „Das Buch der neuen Sonne“ ist der Höhepunkt des „Dying Earth“-Subgenres und wird von Autoren wie Neil Gaiman, George R. R. Martin und Ursula Le Guin regelmäßig in den Himmel gelobt. Severian lässt einen nicht mehr los!

Gene Wolfe: Der Schatten des Folterers. Das Buch der neuen Sonne, Band 1 • Roman • Aus dem Amerikanischen von Reinhard Heinz • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • E-Book • € 4,99 • im Shop

 

Carolyn J. Cherryh: „Das Schiff der Chanur“ (1982)

Die Hani sind galaktische Händler. Ihre Schiffe sind ausschließlich von Frauen „bemannt“, die alle einem Familienclan angehören. So auch die Stolz der Chanur, die von Pyanfar Chanur befehligt wird. Pyanfar hat auf ihren Handelsfahrten eine Menge anderer Spezies kennengelernt, aber noch kein Wesen wie das, das sich als blinder Passagier auf ihrem Schiff versteckt hat. Es ist bleich, bis auf ein Büschel auf dem Kopf fast haarlos und gibt unverständliche Laute von sich. Pyanfar hält es für ein Tier, das den Kif entflohen ist. Doch das Wesen gehört einer raumfahrenden Spezies vom Rand der Galaxis an, die sich Menschen nennen. Die Kif fordern das „Tier“ zurück, aber Pyanfar glaubt, einen Trumpf gezogen zu haben und will es nicht so einfach hergeben – auch wenn das für die Stolz der Chanur den Tod bedeuten könnte …

First-Contact-Geschichten werden normalerweise aus der Perspektive der Menschen erzählt. C. J. Cherryh dreht in „Das Schiff der Chanur“ den Spieß kurzerhand um: Die Alien-Löwinnen lernen den Menschen-Mann kennen. Und das macht Cherryh so geschickt, so detailverliebt, dass man die Stolz der Chanur gar nicht mehr verlassen will …

C. J. Cherryh: Das Schiff der Chanur • Roman • Aus dem Amerikanischen von Thomas Schichtel • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • E-Book • € 3,99 • im Shop

 

William Gibson: „Neuromancer“ (1984)

Was wäre, wenn es hinter dem Computerbildschirm eine riesige Welt gäbe? Eine Welt, die man per Gehirnimplantat betreten und erforschen kann. Und eine Welt, in der man sterben kann … Mit dieser Romantrilogie erfand William Gibson nicht nur den Begriff »Cyberspace«, sondern er prägte auch unsere Vorstellung vom World Wide Web, das wir heute so selbstverständlich nutzen. Ein epochales Werk, das zu den großen Klassikern der modernen Literatur zählt.

Die Achtziger erlebten die Geburtsstunde des Cyberpunk, und William Gibsons „Neuromancer“ gilt als der Roman, der dieses Subgenre so richtig ins Rollen brachte. Gibson surfte auf der digitalen Welle der Zeit: 1984 kam der Apple Macintosh auf den Markt, zwei Jahre zuvor der IBM PC; bis zum Ende des Jahrzehnts hatte jeder Jugendliche, der etwas auf sich hielt, eine Nintendo-Konsole. Kein Wunder, dass „Neuromancer“ so stark in den Köpfen einer ganzen Generation widerhallte …

William Gibson: „Die Neuromancer-Trilogie“ • Drei Romane in einem Band • Aus dem Amerikanischen von Reinhard Heinz und Peter Robert • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • 1040 Seiten • als Taschenbuch und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 9,99 • im Shop

 

Iain Banks: „Bedenke Phlebas“ (1987)

In ferner Zukunft haben die Menschen beschlossen, eine perfekte Gesellschaft zu bauen. Eine Gesellschaft, die alle Völker der Galaxis vereinen soll, wo auch immer sie leben, welcher Religion sie auch angehören mögen. Eine Gesellschaft, die schon bald Gefahr läuft, totalitäre Züge anzunehmen. Und heftigen Widerstand auf den Plan ruft. Dies ist die Geschichte des Gestaltwandlers Horza, der im Auftrag der Idiraner mit allen Mitteln einen verbotenen Planeten erreichen muss, um eine abtrünnige KULTUR-KI zu finden. Doch auf dem Weg dorthin verschwimmen für ihn zusehends die Grenzen zwischen der eigenen und der Identität der Personen, deren Gestalt er annimmt …

Das erste Bild, das wir von Iain Banks KULTUR-Zyklus in „Bedenke Phlebas“ bekommen, ist ein Mann, der langsam in Abwasser ertränkt wird. Iain Banks hat eine Space Opera geschrieben, die ohne strahlende Helden in schwer bewaffneten Raumschiffen auskommt. Auch nach über dreißig Jahren wird schon auf den ersten Seiten deutlich, dass Banks hier ein Genre komplett auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt hat.

Iain Banks: Bedenke Phlebas • Roman • Aus dem Englischen von Rosemarie Hundertmarck • Wilhelm Heyne Verlag, München 2019 • 768 Seiten • als Taschenbuch und E-Book erhältlich • Preis des TBs: € 10,99 • im Shop

 

Dan Simmons: „Die Hyperion-Gesänge“ (1989)

In den Weiten des Alls hat sich die Menschheit über unzählige Sonnensysteme ausgebreitet. Während technischer Fortschritt und Dekadenz Unmögliches wahr machen, suchen sechs Menschen Antwort auf die größte aller Fragen: Was ist das Leben, was ist der Tod? Dazu begeben sie sich auf eine Pilgerfahrt nach Hyperion, wo das Shrike herrscht, ein rätselhaftes, halb organisches, halb mechanisches Wesen, der Inbegriff von Schmerz und Qual. Es bewacht die Zeitgräber, und genau dort erfüllt sich das Schicksal der Pilger - und der Menschheit in der Zukunft.

„Die Hyperion-Gesänge“ ist ein Meisterwerk der Science-Fiction, das mit dem Genre spielt: Die Pilger erzählen ihre Geschichten, um sich die Zeit zu vertreiben, und jede davon ist ein Ausflug in ein anderes Subgenre, von Military SF über Cyberpunk Noir. Am Ende fügen sie sich zusammen wie ein Puzzle – und enthüllen ein gigantisches Universum, das uns einen „Wow!“-Moment nach dem nächsten beschert.

Dan Simmons: Die Hyperion-Gesänge • zwei Romane in einem Band • Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber • Wilhelm Heyne Verlag, München 2013 • 1408 Seiten • als Paperback und E-Book erhältlich • Preis des E-Books: € 14,99 • im Shop

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