5. April 2020 1 Likes

Technophoria

Smart Cities und Flutfantasien im SF-Roman von Niklas Maak

Lesezeit: 2 min.

Turek, ein Experte für Smart Cities, soll in Niklas Maaks Science-Fiction-Roman „Technophoria“ dabei helfen, das Haus und die Stadt der Zukunft zu etablieren – allessehend, allesregulierend, allesvorgebend, allesspeichernd. Zukunftsweisende Life/Tech-Symbiose in Berlin. Tureks Boss träumt unterdessen davon, die Qattara-Senke in der libyschen Wüste durch Wasser aus dem Mittelmeer zu fluten und mit Hightech-Städten zu füllen. Das gewaltige, wenn nicht sogar größenwahnsinnige Projekt würde dem Klimawandel und dem steigenden Meeresspiegel entgegentreten, und die nordafrikanische Region mit Serverfarmen und anderem zu einem neuen Hotspot der Weltwirtschaft machen. Aber ganz so leicht ist es trotz aller Technologie, Globalisierung, künstlicher Intelligenz, Datenmassen, Marketingmaßnahmen und Ressourcen dann natürlich doch nicht. Weder mit den technischen Wundern, noch dem menschlichen Dasein, das durch die vermeintlichen Helfer oft sogar noch tückischer und absonderlicher wird …

Niklas Maak, Jahrgang 1972, schreibt seit Langem für die „FAZ“ und lehrte bereits als Gastprofessor für Architekturgeschichte in Frankfurt und Harvard. Zu seinen bisherigen Buchveröffentlichungen gehören „Wohnkomplex. Warum wir andere Häuser brauchen“ und „Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner“. Sein stilistisch ungewöhnlicher, aber allemal lesenswerter SF-Roman „Technophoria“ um überlastete Menschen, überforderte selbstfahrende Autos und ihre Besitzer überwachende Gadgets ist eine sardonische, manchmal zynische, immer treffende Bestandsaufnahme von Gegenwart, Technologie, Fortschritt, Gesellschaft, Datenkraken und Zukunftsglaube. Etwas für alle, die z. B. Cory Doctorow (im Shop) schätzen. Wer sich auf Maaks Erzählstil einlässt, wird fortwährend zu einer kritischen Analyse der eigenen Gewohnheiten und blinden Flecken in Hinblick auf die Auswüchse und Entwicklungen unserer Zeit angeregt. Dieses Buch ist smarter als viele andere Dinge.

Hier findet sich eine Leseprobe zu „Technophoria“.

Niklas Maak: Technophoria • Hanser, München 2020 • 256 Seiten • Hardcover: 23 Euro

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