29. Oktober 2020

Neues Actress-Album & Kurzfilm „Karma & Desire“

Sci-Fi-Electronic-Funk-House-Klassik-was-weiß-ich-noch-alles

Lesezeit: 2 min.

Elektronischer Musik haftet ja per se was Futuristisches an, aber nur wenige Musiker schaffen es so gekonnt – und das ganz ohne Sample-Referenzen – eine zum schneiden dichte Sci-Fi-Atmosphäre aus den Boxen tröpfeln zu lassen, wie der Brite Darren J. Cunningham, besser bekannt als Actress.

Actress fährt mit einer Musik, die man, wenn denn unbedingt ein Etikett her muss, unter IDM (gelegentlich liest man auch den Begriff Outsider House) einsortieren, aber wahrscheinlich noch nicht mal auf mehreren Seiten auch nur halbwegs adäquat beschreiben könnte, seit 2004 konsequent einen ganz eigenen Film.

Angesiedelt ist das irgendwie, irgendwo zwischen immer leicht neben der Spur laufenden, funkigen, dunklen Beats, Ambienteinlagen und wilden Klassik- und Elektronik-Experimentalorgien (es wundert nicht wirklich, dass der emsige Tüftler letztes Jahr mit einer Show dem legendären Visionär Karlheinz Stockhausen seinen Tribut zollte) – häufig eingepackt in einer knusprigen Lofi-Klangästhetik.

Ich mach’s mal einfach und sag: Actress ist Actress. Wer Actress einlegt, kriegt Actress.

Dreieinhalb Jahre nach dem letzten Album „AZD“ gibt`s wieder neues Futter und das gleich doppelt: Im Juli wurde überraschend das Mixtape „88“ als Gratis-Download veröffentlicht (der offizielle Link ist mittlerweile wieder weg, aber wer sucht, der findet, währenddessen muss YouTube herhalten, siehe unten) und nun kann man das neue Album „Karma & Desire“ in zig Varianten käuflich erwerben. Dafür hat sich der Meister zum ersten Mal stimmliche Unterstützung, von Künstlern wie Zela, Sampha oder Aura T-09, geholt. Wer deswegen jetzt aber höhere Zugänglichkeit erwartet, liegt eher falsch. Entpuppte sich das letzte Album überraschenderweise als verhältnismäßig offen, fast schon „gut gelaunt“, wird’s hier über weite Teil introvertiert wie eh und je. Da schwirren die Vocals in den verschiedensten Varianten von geheimnisvoll bis robotermäßig verzerrt durch die Luft, da stehen R2D2-mäßige Bleeps neben ordentlich durchgefilterten Klaviereinlagen, da wähnt man sich plötzlich in einem 1980er-Jahre-Endzeitfilm ohne konkret zuzuordnen können, in welchem, aber man hat auch keine Zeit groß nachzudenken, da im nächsten Augenblick schon völlig verzerrte Synthis aufkreischen oder eine reichlich schnelle, lärmige und ziemlich seltsame Beat-Attacke mit verspulten Gesang im Hintergrund lospoltert. In einigen, allerdings eher wenigen Teilen schert das Album dann Richtung Club aus, aber was letztendlich nicht viel dran ändert, dass man auch mit „Karma & Desire“ am besten wie mit allen Actress-Alben verfährt: Kopfhörer auf, Licht aus, zurücklehnen und los geht die Reise!

Anschließend kann man sich dann den zugehörigen 18-minütigen Kurzfilm (ganz unten verlinkt) zum Album anschauen, eine futuristische, leicht an „Matrix“ (1999) erinnernde Hommage an Wim Wenders‘ „Der Himmel über Berlin“ (1987).

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.