Kurz-Review: „The Wilds“ – Lord of the Lost Mean Girls
Ein wilder, sehr unterhaltsamer Genre-Mix
Fängt eine moderne TV-Serie jemals bei Null an? Welche Rolle spielt das Wissen der potentiellen Zuschauer, wenn man eine möglichst neue Geschichte erzählt? Wenn man zum Beispiel in der ersten Folge der neuen Amazon-Serie „The Wilds“ zeigt, wie eine Gruppe Mädchen auf einem Flug nach Hawaii abstürzt und auf einer (scheinbar) leeren Insel strandet, dann muss man damit rechnen, dass der Zuschauer an „Lost“ denkt. Erst recht, wenn man in einer Rückblenden-Struktur erzählt, die Mädchen also gerettet sind, vor einem unbestimmten Komitee sitzen und über ihre Erlebnisse berichten.
Das es da nicht nur um eine Art rein weibliche „Herr der Fliegen“-Variante geht ist klar, ebenso das die Mädchen, die ein hübsch bunt gemischter Querschnitt durch eine moderne Highschool abgeben (von der Sportlerin, über die Außenseiterin bis zur Schönheitskönigin) Geheimnisse haben, auch dunkle. Viele Bälle wirft Macherin Sarah Streicher schon in der ersten Folge in die Luft, mit jeder der zehn Episoden der ersten Staffel werden es mehr, Fährten werden gelegt, Bezüge zu bekannten Serien, Filmen und Büchern so deutlich gezogen, dass „The Wilds“ bald zu einer Art Meta-Erzählung wird.
Ein erstaunlich ambitioniertes Projekt hat Amazon da produziert, auch eins, das trotz der deutlichen YA-Bezüge ausnahmsweise nicht auf einer schon bestehenden Buchserie basiert. Wirklich neu ist hier zwar nichts, aber in der wilden, jedoch nie willkürlichen Mischung ist „The Wilds“ sehr sehenswert.
The Wilds • USA 2020 • Creator: Sarah Streicher • Darsteller: Rachel Griffiths, Sophia Ali, Shannon Berry • 10 Folgen, bei Amazon
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