Außerweltliche Klänge aus dem hohen Norden!
Neue Musik von Anthony Linell und Den Sorte Død
Was mich schon seit bald zwei Jahrzehnten ungebrochen fasziniert: Elektronische Musik aus Skandinavien! Egal welche Richtung: Sobald die Jungs aus dem hohen Norden ihre Synthesizer auspacken, schwebe ich mit großer Sicherheit auf Wolke 70. Dabei ist es fast schon egal, um welche Künstler es sich dreht, die Trefferquote ist groß, man kann fast sicher sein, dass eine, zwischen majestätisch-episch und melancholisch-düster pendelnde, oft kühl bis frostig temperierte, zum Schneiden dichte Atmosphäre aufkommt, in die man kilometertief versinken kann.
Ein Beispiel wäre der Schwede Anthony Linell. Hierbei handelt es sich um einen langjährigen Freund des auf dieser Seite bereits vorgestellten Arbeitstiers Varg – beide zusammen sind gelegentlich unter Ulwhednar aktiv und betreiben das Label Northern Electronics.
Während Varg allerdings eher auf cinematische, pompöse Kompositionen abonniert ist, ist bei Linell strenger Minimalismus angesagt. Mal mit Rhythmus, mal ohne, aber stets reduziert. Das neue Album „Winter Ashes“ kommt wieder absolut beatfrei daher und besticht erneut durch 10 streng zurückgenommene, unheimlich klare, reine, phasenweise „kristallin“ wirkende Tracks, die mit wenig Mitteln maximale Durchschlagskraft erzeugen. Anhören und kaufen (allerdings nur die digitale Version, die Vinyl-Ausgabe war in kürzester Zeit ausverkauft) kann man hier (und zwar wirklich nur hier!)
Bei Den Sorte Død handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der dänisch-schwedischen Soloprojekte Offermose und Angst Sessions, das sich zwischen Dark Ambient und Dungeon Synth bewegt. Zweiteres ist ein Subgenre von Ersterem, hier gibt’s etwas mehr rhythmische Elemente und die Ästhetik wurde vom Black Metal beeinflusst. Aber eigentlich ist das auch nicht so wirklich relevant, die mittlerweile gefühlt eine Trilliarde Klassifizierungen interessieren vermutlich so richtig eh niemanden mehr. Jedenfalls fahren die beiden laut Eigenauskunft in regelmäßigen Abständen mit der gesamten Ausrüstung (lauter Uraltsynthesizer aus Omas Zeiten) in eine Hütte im Wald und verbringen ein Wochenende mit fröh … äh, natürlich finsteren Musizieren und was dann bei der Heimfahrt auf dem Band ist, wird veröffentlicht. So ganz mag ich das nicht glauben, denn dafür klingen die Resultate etwas zu ausgefeilt. Wie auch immer: Wer zum Beispiel elektronische Soundtracks zu Filmen aus den 1970ern oder 1980ern mag, wird mit der schwerelos durch den Raum wabernden, erhabenen und mit wunderschönen Melodien durchsetzten Musik der beiden voll und ganz auf seine Kosten kommen. Für mich übrigens auch perfekte Science-Fiction-Musik. Einfach mal irgendeine Weltraum-Szene aus „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) oder was anderes nehmen und mit Den Sorte Død untermalen – ihr werden sehen: Sitzt wie maßgeschneidert. Gekauft werden darf direkt bei den Jungs (Digital, Vinyl, CD) oder beim Label (andere Optionen wie Amazon gibt’s auch, aber die haben die immer nur in stark begrenzter Stückzahl veröffentlichten Hardware-Varianten nicht im Angebot).
Abb. ganz oben: Anthony Linell (links), Den Sorte Død (rechts)
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