18. April 2021 1 Likes

„Love & Monsters“ - Postapokalypse, mal wieder

Trotz einer wenig originellen Prämisse: Michael Matthews Film macht viel Spaß

Lesezeit: 3 min.

Es ist mal wieder das Ende der Welt. Ursache für die apokalyptische Welt, in der Joel (Dylan O‘Brien) lebt, war ein Asteroid der auf die Erde zuflog. Genauer gesagt: die Folge der Reaktion der Menschheit. Die hatte nämlich versucht, den Asteroiden mit Raketen zu zerstören, doch in diesen Raketen befanden sich diverse Chemikalien, die auf die Erde zurückfielen und für allerlei Verwirrung im Genpool sorgten. Selber Schuld also, das plötzlich aus banalen Kakerlaken riesige Viecher wurden, die die Menschheit an den Rand der Auslöschung brachten.

Sieben Jahre ist das zu Beginn von „Love & Monsters“ schon her, sieben Jahre, in denen Joel in einem unterirdischen Verlies hauste, umgeben von Pärchen. Als einziger Single fühlt sich der inzwischen 24jährige verständlicherweise besonders unwohl, zumal er sich reichlich unnütz fühlt und wenig zum Erhalt der Kolonie beiträgt. So begibt er sich auf die Suche nach seiner High School Flamme Aimee (Jessica Henwick), die zwar nur 85 Meilen entfernt in einer anderen Kolonie lebt, doch wenn die Erde von riesigen Monster besiedelt ist, ist das ein gefährlicher Spaziergang, den ihm niemand zutraut. Andererseits sieht die Welt da draußen nicht besonders postapokalyptisch aus: Grüne Wiesen, dichte Wälder, vielleicht ist also alles gar nicht so schlimm?

Auf seiner Reise trifft Joel bald auf das Duo Clyde (Michael Rooker) und Minnow (Ariana Greenblatt), ein alter Jäger und seine altkluge Tochter, die Joel das Einmaleins des Überleben in der Wildnis beibringen, worunter auch die Lektion fällt, das keineswegs jedes Monster wirklich fürchterlich ist. Wenn man ihnen tief in die Augen schaut kann man merken, welches eigentlich ganz friedlich ist und welchem man doch lieber einen Pfeil zwischen die Augen schießen sollte.

Man merkt schon: Michael Matthews „Love & Monsters“ ist keine düstere, postapokalyptische Dystopie, sondern eine verspieltere Version aus dem weiten Feld der Endzeitgeschichten. Dazu trägt der stets etwas überfordert wirkende, immer leicht verkrampft agierende Dylan O‘Brien bei, der in der „Maze Runner“-Trilogie schon postapokalyptische Luft schnuppern konnte.

Hier ist er ein typischer, etwas alt gewordener Teenager auf Selbstfindungsmission. Dass das über weite Strecken nicht furchtbar überraschend abläuft verhindert zwar, das „Love & Monsters“ zu einem wirklich tollen Film wird, die entspannte Atmosphäre macht jedoch dennoch Spaß. Gerade dass die Präsenz von Monstern keine furchterregende Alien-Invasion ist, sondern auf menschliches Fehlverhalten zurückgeht, ist eine interessante Volte. So wird Joels Suche nach seiner Flamme zu einer Selbstfindung der etwas anderen Art. Nicht einen äußeren Feind gilt es zu besiegen, sondern zu erkennen, wieviel Joel selbst zu bieten hat, auch wenn er nicht der beste Monsterjäger sein mag.

Das Ganze betritt fraglos keine neuen Wege, zitiert sich munter durch das postapokalytische Kino der letzten Jahrzehnte, doch gerade der leichte Tonfall, eine Erzählung, die nicht um das drohende Ende der Menschheit kreist, sondern um nicht mehr als friedliches Zusammenleben, lassen „Love & Monsters“ zu einem hübschen, kleinen Film werden, der mehr Spaß macht, als die Prämisse erwarten lässt.

Love and Monsters • USA 2020 • Regie: Michael Matthews • Darsteller: Dylan O‘Brien, Jessica Henwick, Michael Rooker, Ariana Greenblatt • jetzt auf Netflix

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