25. Mai 2021

„Biomutant“: Postapokalypse der Tiere

Heute erschien das heiß erwartete, schon jetzt aber kontrovers diskutierte Action-RPG

Lesezeit: 3 min.

Ein waschbärenähnlicher Kämpfer im Endzeit-Style, der Mensch vom Angesicht der Erde längst verschwunden und wir mittendrin in einer Weltenretterstory voller unterschiedlicher Biome, verseuchter Feinde, schicker Upgrades und moralisch behafteter Fehden. Was rankten sich nicht alles für „Mythen“ und von Trailern geschickt geschürte Erwartungen um dieses Spiel, das seit Jahren hoch gehandelt und immer wieder verschoben wurde. Biomutant sollte eine fesselnde Open World werden, in der mutierte Tiere den Ton angeben und wir mit einem via üppigem Editor selbst gebastelten Helden durch eine zwar von Konzernen einst verschmutzte, jedoch in wunderschönen Farben schillernde Welt tänzeln, die in Sachen Spielzeit nicht so hoffnungslos überladen sei mit unzähligen Fleiß- und Pflichtaufgaben, wie es die in dieser Hinsicht oft geteilte Community besonders prominent an Ubisofts Assassin´s Creed bemängelt.

Dazu sollten sich komplexe Craftings, ein variables Kampfsystem mit Schwert, Schießeisen und Kombos (Stichwort Wung-Fu), zig individuelle Anpassungen zwischen Werten wie Agilität, IQ oder Widerstandskraft, eine intensive, aber nicht allzu ausufernde Story plus Erzähler, massig Loot und kleinere Rätsel sowie sogar eine Gut/Böse-Entwicklung basierend auf unseren Entscheidungen gesellen. Wenn man dann noch annimmt, die Macher des schwedischen Studios Experiment 101 hätten die Entwicklungszeit von weit über vier Jahren zusätzlich genutzt, ihren Titel technisch bestmöglich zum Laufen zu bringen und dazu etwa an Framerate, KI oder Tonspur zu tüfteln, müsste Biomutant doch eigentlich der diesjährige Übertraum eines jeden RPG-Fans sein.

Doch wer sich ein wenig in der Gamingwelt auskennt, ahnt bei allzu langer Entwicklungszeit und so viel inhaltlicher Ambition nicht unbedingt Gutes und gerade auch ein Wechsel zu einer neuen Konsolengeneration (wie letzten Winter auf PS5 und Xbox Series X) stellt Entwickler gern vor so manche schwere Technikarbeit, wenn sowohl alte wie neue Generation gleichermaßen qualitativ hochwertig bedient werden wollen – man denke nur an das Debakel rund um Cyberpunk 2077. So ist Biomutant, das heute für PS5, PS4, Xbox Series X, Xbox One und PC zum Vollpreis von 60 Euro erscheint, nun offenbar nicht das nächste große Open World-Ding geworden und wird von vielen Kollegen aus der Fachpresse zum Start bereits munter zerpflückt.

Die Kritikpunkte greifen dabei auf allen Ebenen. Während die Präsentation der Spielwelt und einige Ansätze wie die Vielfalt des Craftings, das Charakterdesign oder die zahlreichen Ideenansätze gelobt werden, fallen den Kritikern folgende Elemente negativ auf: die viel zu simplen Rätsel, generische 0815-Quests nach der Formel „Hol Gegenstand A an Punkt B und bringe ihn zu C“, der sich ständig wiederholende und zu verplapperte Erzähler, eine teils fehlerhafte Technik, die Unübersichtlichkeit vieler Menüs und Zielpunkte, die taktisch schwachen Bossfights, die eher banale Story oder das scheinbar im Sande verlaufende Moralsystem. Wer sich Pro und Contra näher anschauen möchte, kann dies u.a. bei den Tests der Kollegen der Gamestar und von 4Players tun. Richtig positiv kommt Biomutant hingegen beispielsweise in der aktuellen Ausgabe 333 (Juni 2021) der M!Games weg. Wir selbst konnten uns leider mangels Testmuster kein eigenes Bild machen. Schade. Na dann, möge die Community ab jetzt selbst entscheiden… Sieht ja trotz allem doch recht schick aus.

Biomutant • Experiment 101 • Action-RPG • PS5/PS4/Xbox One/Xbox Series X/PC

Abb. © THQ Nordic

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