25. September 2021 1 Likes

Public Service Broadcasting: „Bright Magic“

Als Berlin noch Stadt der Zukunft war

Lesezeit: 2 min.

Wir hatten schon kurz auf das neue Album der britischen Band Public Service Broadcasting hingewiesen, jetzt ist „Bright Magic“ da, und es ist wie vermutet ein Album über Deutschland bzw. Berlin geworden.

In drei Abschnitten (Building A City / Building A Myth / Bright Magic) geht es durch eine Stadt, die sich in den 1920er Jahren im Aufbruch in eine goldene Zukunft glaubte, industriell, kulturell, politisch. Es war eine Sternstunde der Avantgarde, die in allen Teilbereichen der Kunst neue Wege suchte und fand. Daran knüpfen PSB unmittelbar an, die ein Album produziert haben, das sich atmosphärisch langsam aufbaut mit „Der Sumpf (Sinfonie der Großstadt)“ und „Im Licht“, in Richtung Pop bewegt – „Der Rhythmus der Maschinen“ (ft. Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten), „People, Let’s Dance“ (ft. EERA) und „Blue Heaven“ (ft. Andreya Casablanca von Gurr) –, um in der zweiten Hälfte in minimalistische Instrumentalstücke zu tauchen – „The Visitor“, „Lichtspiel“ – und schließlich mit „Ich und die Stadt“ endet, in dem Schauspielerin Nina Hoss Kurt Tucholskys Gedicht „Augen in der Großstadt“ rezitiert.

Das ist eine begeisternde Reise durchs frühe 20. Jahrhundert, musikalisch deutlich beeinflusst allerdings von den 1970ern, als aus Deutschland Musiker kamen, die einmal mehr in Richtung Zukunft aufbrachen, allen voran Kraftwerk und Neu!. So groß war der Einfluss dieser Musiker, dass Popstars wie David Bowie oder Depeche Mode nach Berlin kamen, um dort Inspiration (und die Hansa Studios) zu entdecken. Bowies „Low“ steht sogar ganz unmittelbar Pate für „Bright Magic“, dessen Struktur man im Grunde komplett übernommen hat.

Und das großartige ist, dass man trotz all dieser Referenzen immer PSB klar erkennt. Das Album ist aus einem Guss, überhaupt nicht sperrig, nie seicht oder gar kitschig, glasklar Pop in seiner schönsten Form.

Auf YouTube gibt’s die gesamte Playlist, bei den Streamern natürlich auch. Wer es lieber handfester mag, hat die Auswahl zwischen etlichen Angeboten und Bundles, CD, Vinyl, mit Buch und ohne, wie das heute halt so ist.

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