2. Oktober 2021

Vangelis: „Juno to Jupiter“

Der Altmeister köchelt mal wieder auf Sparflamme

Lesezeit: 2 min.

Man fühlt sich ja immer ein bisschen wie ein Verräterschwein, wenn man Negatives zu einem Musiker schreibt, dessen Musik einem im Grunde ja schon viel bedeutet und dessen Musik man zudem kurze Zeit nach dem Tippen dieser Meldung mal wieder im Kino genießen wird (die Rede ist vom unsterblichen Soundtrack zu „Blade Runner“), anderseits kommt man, wenn man mal tief durchatmet und den Glitzer aus den Augen wischt, kaum um eine Erkenntnis rum: Vangelis ist zwar ein unbestrittener Pionier der elektronischen Musik, in seiner pickepacke vollen Diskographie tummeln sich mehr gute Alben als Kollegen in zwei Leben nicht abliefern würden (die unbekannteren Perlen wie „Sex Power“ oder „L’Apocalypse des Animaux“ oder „La Fete Sauvage“ könnten übrigens gerne mal etwas mehr Beachtung kriegen).

Trotzdem köchelt der Großmeister seit einigen Jahren aber eben auch ganz schön auf Sparflamme. Mir ist die gute Resonanz auf Veröffentlichungen wie „Rosetta“ (2016) zwar bewusst, aber mich beschleicht das Gefühl, dass der Name Vangelis da alles überstrahlt beziehungsweise die Jubelarien vor allem von Menschen kommen, die sich ansonsten nicht allzu viel mit elektronischer Musik beschäftigen, sonst würde man das belangloses Fahstuhl-Gedudel sicherlich anders einsortieren. Dass dem Meister die Batterien ausgegangen sind, zeigt das neue – von der Jupiter-Mission der NASA inspirierte – Album „Juno to Jupiter“ leider erneut, dessen größte Überraschung ist, dass Vangelis bei drei Zusammenarbeiten mit der rumänischen Opernsängerin Angela Gheorghiu klingt, als ob er drauf spekuliert, dass niemand mehr Ennio Morricone kennt. Ansonsten dudelt das alles leider erneut vor sich hin und eignet sich sicherlich ganz gut zur Untermalung für den Genuss gewisser Betäubungsmittel oder einer Yoga-Stunde am Sonntagmorgen.

Das klingt jetzt sicherlich grantig, ist aber gar nicht mal so böse gemeint. Wie gesagt, der Mann hat ohne Ende gute Sachen am Start, seinen Verdienst wird durch gar nichts mehr geschmälert, statt „Juno to Jupiter“ zu holen, sollte man aber lieber noch mal sein Werkszeichnis durchstöbern, da findet sich mit Sicherheit noch was, ganz bestimmt.

Hier kann man sich das ganze Paket anhören und wer danach mag: das Album gibt’s als Digitale Version, CD oder limitierte Edition (CD & Buch) bei den üblichen Verdächtigen.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.