3. Dezember 2021

Geschichten aus dem Hellboy-Universum

Postapokalypse, Pulp und Prequels im 12. Sammelband von Mike Mignola und Co.

Lesezeit: 3 min.

Hellboy ist tot, und die cthulhuoide Monster-Apokalypse hat der modernen Welt schwere Wunden geschlagen. So weit der Status quo von „B.U.A.P.: Vertrauter Feind – Messias“, mit dem Mike Mignola und Co-Autor Scott Allie in „Geschichten aus dem Hellboy-Universum 12“ die Saga des gegenwärtigen, postapokalyptischen Hellboy-Universums fortsetzen. Seit Hellboys Debüt als pulpiger Monsterjäger und Nazidrescher sind fast 30 Jahre vergangen, was man den neuesten Geschichten über die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene definitiv anmerkt. Die Dialoge der B.U.A.P.-Urgesteine Liz und Abe, die den Krieg gegen kosmische Drachen und bizarre Ungeheuer überstanden haben, tragen dem positiv Rechnung und erfreuen Langzeit-Fans. In anderen Szenen würgt der Hellboy-Kosmos dagegen an seiner eigenen Komplexität, fehlt es manchmal schlicht am Bezug zu Nebenfiguren oder Entwicklungen, die man nicht mehr griffbereit hat. Der Cliffhanger am Ende dieses Kapitels mit ordentlichen Zeichnungen von Laurence Campbell („Punisher“) funktioniert dafür sehr gut.

Aber der aktuelle Sammelband hat auf seinen über 550 Seiten noch mehr zu bieten – so, wie Hellboys Welt schon immer eine üppige Mischung aus Pulp-Action, Grimm’schen Märchen (im Shop), Dracula (im Shop), Frankenstein (im Shop) und Lovecraft (im Shop) war. Mignola, Co-Autor Chris Roberson („iZombie“) und andere richten den Blick im Rest des Bandes allerdings in die Vergangenheit. Die „Rasputin“-Mini, von Christopher Mitten („Wasteland“) stark bebildert, liefert so etwa ein gelungenes Prequel zur gesamten Hellboy-Saga und selbst Guillermo de Toros (im Shop) brillanten Verfilmungen. Der Titel verschleiert unnötigerweise, dass es sich um eine übernatürliche Geheimagenten-Geschichte handelt, in deren Mittelpunkt Hellboys Ziehvater Trevor Bruttenholm als junger Mann steht. Guter Stoff. Auch Lobster Johnson, Mignolas Hommage an die kostümierten Haudegen der Magazin-Ära, gibt sich wieder in fünf Storys die Ehre, die Peter Snejbjerg („Starman“), Troy Nixey („Jenny Finn“) und andere visualisieren. Nicht die besten Lobster-Legenden, jedoch stets kurzweilig – besonders die Storys mit Santa und dem Lotus. Die Kurzgeschichte über frühzeitlichen Schamanismus – mit Artwork von Ausnahmekünstler Tim Sale („Batman: Das lange Halloween“) – aus einem US-Weihnachtsspecial soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, obwohl man die acht Seiten mehrmals lesen muss, um sie zu schnallen.

Prunkstück dieses Omnibusses ist derweil „Koschej“, eine weitere Zusammenarbeit von Mr. Mignola und Zeichner Ben Stenbeck („Baltimore“). Sie erzählen die ganze Geschichte des unsterblichen Schlächters Koschej in Diensten der Baba Yaga, der Hellboy einen seiner härtesten Kämpfe bescherte. Mignola beschwört als alleiniger Autor dieser Miniserie so viel Hellboy-Magie und Sagen-Stimmung wie in den besten Höllenjungen-Tagen, und Stenbeck illustriert das Ganze überzeugend. Die Rahmenhandlung setzt sogar nach Hellboys Höllenfahrt ein – der Große Rote sitzt mit Koschej in einem höllischen Pub und kommentiert dessen Geschichte, und man möchte bei jedem Panel und Wort der Ikone des Creator-Owned-Comics jubeln. Da packen einen auf den letzten 150 Seiten von „Geschichten aus dem Hellboy-Universum XII“ noch mal so richtig die Begeisterung und das Höllenjungen-Fieber.

Abb.: © Mike Mignola/dt. Ausgabe Cross Cult

Mike Mignola, Chris Roberson, Christopher Mitten, Ben Stenbeck u. a.: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. XII • Cross Cult, Ludwigsburg 2021 • 560 Seiten • Hardcover: 50 Euro

 

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