4. Dezember 2021

Kurz-Review: „Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years“

Das erste Kapitel der Comic-Biografie des Pop-Giganten von Reinhard Kleist

Lesezeit: 2 min.

Reinhard Kleist zeichnete Comics wie „Cash – I See Darkness“, „Berliner Mythen“, „Castro“ und „Nick Cave“. Außerdem illustrierte der preisgekrönte Künstler Neuausgaben der fantastischen Romanklassiker „1984“ von George Orwell (im Shop), „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley und „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ von Ray Bradbury (im Shop). In seinem neusten Comic „Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years“ widmet sich der 1970 geborene Kleist jetzt der Karriere und dem Aufstieg von Rock-Legende und Pop-Chamäleon David Bowie.

Viele Dinge befeuern und inspirieren Anfang der 1970er-Jahre Bowies Verwandlung in Ziggy Stardust: Das Wettrennen ins All und die ersten Mondlandungen, Science-Fiction-Filme, die Spießigkeit der Beatles, schnelllebige Modetrends, Texte von Nietzsche und Lou Reed. Aus all dem erschafft Bowie für sich die schillernde Bühnen-Kunstfigur Ziggy Stardust, den exzentrischen Frontmann der Band The Spiders from Mars. Der schrille Ziggy, der jenseits aller Ozeane und Sternenmeere gesellschaftliche, musikalische, modische und sexuelle Grenzen überwindet, wird eine Ikone und ein Superstar – ein überirdisches Symbol für alle, die sich außerirdisch fühlen bzw. fühlen wollen. Doch die Macht seines grellen Alter Egos hat einen negativen Einfluss auf Bowies Karriere und Leben …

Reinhards Kleists charakteristischer Strich als feiner Comic-Storyteller ist auch dann absolut sicher, wenn er sich spürbar vor David Bowie verneigt, der für den Deutschen persönlich stets wichtig war. In Sachen Farbe und Knalligkeit holt Kleist an den passenden Stellen diesmal aber noch mehr raus als in seinen anderen grafischen Portraits und Panel-Geschichten. Zudem kombiniert er wieder einmal geschickt Leben und Werk, Mensch und Musik, obwohl der realistisch-biografische rote Faden nach den ersten Seiten immer klar zu sehen bleibt, die Interpretation bloß zwischendurch in den Vordergrund rückt. Bowie schwebt dafür allerdings schon mal im Raumanzug zu „Space Oddity“ ins All, und der besungene Astronaut sieht auf manch eine Szene aus Bowies Familienleben herab, die Ziggys Story als dezent kolorierte Schlaglichter von Bowies anderer Seite in der wenig glamourösen, gnadenlosen Wirklichkeit verankern.

„Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years“ ist wie erhofft der starke Kleist-Comic über Bowies wegweisende Transformationen geworden – und natürlich nur der Anfang, denn im bereits angekündigten Sequel wird Reinhard Kleist, der seit 1996 in Berlin lebt, logischerweise Bowies Jahre in der geteilten Stadt beleuchten. Nach dieser gezeichneten Ziggy Stardust-Doku, die es noch als limitierte Luxusausgabe mit handsigniertem Druck gibt, freut man sich darauf definitiv. Und was nach dieser Comic-Lektüre die nächsten Tage wieder einmal verstärkt aus den Boxen und Kopfhörern schallt, dürfte allen Spiders from Mars ebenfalls ziemlich klar sein.

Abb.: © Reinhard Kleist/Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2021

Reinhard Kleist: Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years • Carlsen, Hamburg 2021 • 176 Seiten • Hardcover: 25,00 Euro

 

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