16. Januar 2022

Gunna: DS4EVER

Gelungener Abschluss der grandiosen Mixtape-Serie

Lesezeit: 2 min.

Es mutet vielleicht etwas seltsam an, dass diezukunft.de gelegentlich News zu Trap-Alben veröffentlicht, aber die Gründe sind gut: Zum einen hätte noch vor gerade mal etwas mehr als 10 Jahren absolut und wirklich total NIEMAND gedacht, dass Hip-Hop je SO klingen (und aussehen) wird, weswegen Oldschool-Fans auch regelmäßig das kalte Grausen kriegen, wenn von Trap die Rede ist.

Zum anderen gibt’s kaum ein Genre, das sich dermaßen rasant weiterentwickelt (Trap aus den Anfangstagen klingt ganz anders als Trap von 2021) und permanent mit originellen, mitreißenden Beats aufwartet. Das hat zum einen natürlich mit der Demokratisierung der Produktionsmittel zu tun. Man braucht im Grunde nicht viel mehr als einen PC und ein Programm wie das gerne und häufig genutzte Fruity Loops um loszulegen – wer aber tatsächlich gehört werden will, muss sich aber natürlich gewaltig was einfallen lassen. Zum anderen spielt ganz altmodischer Sportsgeist eine Rolle, wie Überproduzent Southside mal in einem Interview erklärt hat. Soll heißen: Die fast ausschließlich männlichen Beat-Baumeister-Promis wie Southside, Wheezy oder Turbo befinden sich in einem permanenten Wettbewerb, statt Pimmel werden jetzt halt Beats verglichen, und das pushed ein Genre natürlich stets nach vorne – in die Zukunft.

Wobei natürlich eingeräumt werden muss, dass man in inhaltlicher Hinsicht oft leider nicht wirklich von Innovationsfreude sprechen kann und das trifft auch auf Gunna, einen der momentan erfolgreichsten Trap-Rapper, zu. Der 28-jährige ist zwar – auf ’ne gewisse Weise – absolut sympathisch, denkt sich immer großartige Charity-Aktionen aus und hat einen sehr prägnanten, unverwechselbaren Flow, aber man merkt den Texten halt an, dass der Knabe abseits von im-Studio-hocken oder Shoppen-gehen nicht allzu viel erlebt und sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht sollte er bei Gelegenheit vielleicht wirklich mal updaten.

ABER: Bei „DS4EVER“, dem Abschluss seiner famosen „Drip Season“-Mixtape-Serie, sitzen halt mal wieder eine Reihe hypertalentierte Köpfe an den Reglern – allen voran der von mir heiß geliebte Wheezy, der für fast die Hälfte des überaus gelungenen Albums verantwortlich ist, darunter die unglaublich ohrwurmige Single „Too Easy“ (mit Future im Schlepptau). Das Highlight kam, begleitet von einem videospielartigem Musikvideo, so gut an, dass drei Monate nach Auskopplung noch ein Remix ins Rennen geschickt wurde (der sich ebenso auf dem Tape befindet).

Und zumindest ich kann da einfach nicht anders, als mal wieder hin- und weg zu sein – aber hey, wie oft im Leben hört man auch Harfengeklimper (!?) zu fetten 808-Bässen (!!)?

P.S.: Wer in der Materie noch nicht ganz so drin ist – folgende Gunna-Tapes kann man sich für lau ziehen (und es lohnt sich wirklich – Musik zum süchtig werden!): Drip Season, Drip Season 2, Drip Or Down.

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