„Eine kurze Geschichte von fast allem“

Sommer, Sonne, Strand: Der Urlaub kann so schön sein. Wenn die Fahrt in die Ferien mal wieder länger dauert oder es doch regnet, lohnt sich immer etwas Lesestoff dabei zu haben. In der heutigen Folge geht es um nichts weniger als das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

Wer sich an den Schulunterricht zurückerinnert, denkt oft an die Lieblings- und die Hassfächer. Weniger beliebt sind zumeist die mit den vielen Zahlen: Mathe, Physik, Chemie. Dabei lässt sich so vieles durch sie in einer Sprache wiedergeben, die überall auf der Welt verstanden wird. Doch die Faszination für die Naturwissenschaften lässt sich auch in Worte fassen und vermitteln. Einem, dem dies besonders gut gelungen ist, ist der amerikanisch-britische Bestsellerautor Bill Bryson (im Shop).

In seiner Wahlheimat England wurde Bryson mit Reiseberichten berühmt, darunter seinem humorvollen Blick auf Großbritannien in „Reif für die Insel“ oder eine Wanderung auf dem rund 3.500 Kilometer langen Appalachian Trail in „Picknick mit Bären“ (beide Goldmann). Sein wohl bekanntestes Werk erschien 2003: In „Eine kurze Geschichte von fast allem“ (im Shop) begibt sich Bryson auf eine Wanderung der gänzlich anderen Art. Mit viel Humor und teilweise wahnwitzigen Symbolbildern nimmt er seine Leser:innen mit auf eine Reise durch das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

In sechs Kapiteln versucht der Wahlbrite Antworten auf die Frage zu finden, wie aus dem Nichts vor dem Urknall das Hier und Jetzt geworden ist. Die Suche beginnt im All und endet schließlich bei uns: den Menschen. Obwohl diese wortreiche Reise über 660 Seiten, inklusive Literaturhinweisen und Register umfasst, ist sie vor allem eines: locker leicht, geradezu launig geschrieben und dabei immer verständlich. Auch wenn sich bei diesem populärwissenschaftlichen Werk der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat, bleibt es die perfekte Lektüre, um sich in die Welt der Naturwissenschaften mitnehmen zu lassen – gerade auch für ältere Teenager.

Wenig überraschend erschien der Bestseller bereits 2008 in einer illustrierten Ausgabe für junge Leser:innen. Vor zwei Jahren kam eine aufwendig neu illustrierte Neuausgabe im angloamerikanischen Raum auf dem Markt, die nun auch auf Deutsch bei cbj vorliegt (im Shop). Illustriert ist sie von gleich vier Künstler:innen: Daniel Long, Dawn Cooper, Jesús Sotés und Katie Ponder. Ihre Grafiken und Zeichnungen begleiten Brysons Worte. Und diese wurden auf die wichtigsten Kernaussagen reduziert. Auf den rund 175 Seiten sitzt jedes Wort, befindet sich quasi das Destillat von Brysons jahrelangen Recherchen.

Doch es sind die vielen flächigen, collageartigen Grafiken und Zeichnungen, die dem Buch Leben einhauchen. Und es gibt noch einen besonderen Clou: Was in der Vorlage nur einen Teil eines Kapitels oder Unterkapitels ausmacht, wird hier auf einer Doppelseite bebildert und erzählt. Die jungen Leser:innen erwarten also 80 fantastische informative Illustrationen, die zum Entdecken von Brysons Klassiker einladen. Vermutlich ist es genau die Art Buch, die sich der Autor als Kind selbst gewünscht hätte. Damals fiel ihm ein Schulbuch in die Hände, in dem die Erde aufgeschnitten war und so deren Inneres zeigte. Die Fragen, die sich ihm beim Anblick der Zeichnungen gestellt haben, beantwortete das Werk jedoch nicht. Viele der Antworten hat er Jahre später gefunden und für seine Leser:innen niedergeschrieben. Es ist also, als ob sich nach all den Jahren der Kreis erneut schließt, ganz ohne unverständliche mathematische, physische oder chemische Gleichungen.

Abbildungen © cbj Verlag

Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem. Ausgabe für junge Leser • Mit Illustrationen von Daniel Long, Dawn Cooper, Jesús Sotés, Katie Ponder • Aus dem Englischen von Irene Rumler • cbi, München 2022 • 176 Seiten • 22,00 € • im Shop

Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem • Aus dem Englischen von Sebastian Vogel • Goldmann, München 2005 • 668 Seiten • 11,00 € • im Shop