12. August 2022

„Mickey 7 – Der letzte Klon“ von Edward Ashton

Ein Roman für Fans von Andy Weir & John Scalzi, der von Bong Joon-ho verfilmt wird

Lesezeit: 3 min.

Der Amerikaner Edward Ashton (im Shop) ist in der Krebsforschung tätig, unterrichtet Quantenphysik und schreibt fantastische Literatur, sei es in Form von Online-Flash-Fiction, Magazin-Kurzgeschichten oder von Büchern. Bei Heyne ist gerade sein Science-Fiction-Roman Mickey 7 – Der letzte Klon“ (im Shop) in der Übersetzung von Felix Mayer auf Deutsch erschienen, und der hat folgende Prämisse: Wieder einmal musste die Menschheit die abrauchende Erde verlassen und breitet sich seitdem wie Unkraut im Weltraum aus. Doch nicht alle Planeten, die aus der Ferne betrachtet als geeignet für weitere menschliche Besiedlung erscheinen, präsentieren sich nach Landung des Schiffs mit den Kolonisierenden der ersten Generation als zähmbare Paradiese. Oft sind die Planeten harsche Umgebungen, deren einheimische Arten erheblich zur Lebensfeindlichkeit beitragen. Und auch sonst ist so eine Erstbesiedlung kein Zuckerschlecken. Das fängt teils schon im Raumschiff unterwegs zum Planeten an.

Gut also, wenn die Besiedlungs-Mission einen Expendable hat – jemanden wie Mickey Barnes, der als entbehrlich gilt und deshalb jeden riskanten Drecksjob machen muss. Ob Antimaterie im Schiffsantrieb ernten, die Viren der neuen Heimatwelt an sich testen lassen oder die Höhlen der sandwurmartigen Creeper erforschen: Keine Aufgabe ist zu gefährlich für den Expendable. Denn für Mickey, der sich tatsächlich freiwillig um diesen Posten beworben hat, bedeutet der Tod nicht automatisch das Ende. Dank Körper-Scan, Persönlichkeits-Back-up, Biodrucker und Nährstofftank kann Mickey (inzwischen Mickey 7) immer wieder als Klon reproduziert und bald schon auf die nächste schauderhaft-selbstmörderische Mission geschickt werden. Doch eines Tages ist Mickey 7 in Creeper-Tunnel nicht so tot, wie sein Kumpel Berto denkt, als er Mickey 8 in Auftrag gibt, und man kann sich ja denken, was für Probleme das mit dem Vorgesetzten, der Freundin oder den Essens-Rationen nach sich zieht …


Edward Ashton. Foto © JustTeeJay

Kolonialisierung, Klone, Alien-Kriechtiere auf fremden Planeten: Edward Ashton nutzt keine neuen Themen oder Elemente, und er erfindet sie in seinem Roman auch nicht neu. Muss er allerdings gar nicht, wenn er sie so unterhaltsam und flott inszeniert wie in „Mickey 7 – Der letzte Klon“. Ahston findet für seine SF-Geschichte nach altbekannten Mustern genau die richtige Mischung aus Action, Humor, philosophischen Gedankenimpulsen, kosmischem Worldbuilding und wissenschaftlichen Fakten, und vor allem packt er einen schon auf den ersten paar Seiten und zieht einen sofort in die Story – perfekte Sommerlektüre, die man an zwei, drei heißen Tagen durchzieht. Im Englischen spricht man bei dieser Art Roman meistens klassifizierend-lobend von einem Romp. Deshalb stellt „Mickey 7“ letztlich unentbehrliche Science-Fiction-Kost für alle Fans der Werke von Andy Weir (im Shop) und John Scalzi (im Shop) dar, die mit lockerem Erzählton und sympathischen Protagonisten zu den Überfliegern der Genre-Moderne wurden. Nicht zuletzt verbindet es Ashton mit Weir („Der Marsianer“, „Der Astronaut“), wie gut verdaulich er zwischendurch fundierte Hard-SF in seine launige Geschichte einbaut. Und die Klon-Connection zu Scalzi („Krieg der Klone“, „Die letzte Einheit“) dürfte wohl offensichtlich sein.

In einer weiteren Hinsicht ist Ashton trotzdem Weir deutlich näher als Scalzi: Während dessen „Krieg der Klone“ in den letzten fünfzehn Jahren schon von diversen Studios für eine Verfilmung optioniert wurde (und damit Scalzis Tochter durchs College brachte), ohne dass bisher ein Film dabei herausgekommen wäre, wurde Weirs weltberühmter Roman „Der Marsianer“ bereits von Ridley Scott mit Matt Damon in der Hauptrolle verfilmt. Und Edward Asthtons „Mickey 7“ wird gerade vom südkoreanischen Regisseur Bong Joon-ho adaptiert, der mit „Parasite“ 2020 international für Aufsehen sorgte und bei den Oscars abräumte. Die Hauptrolle von Mickey übernimmt im Film Robert Pattinson, den man mittlerweile nicht mehr nur für die „Twilight“-Saga, sondern z. B. auch für Christopher Nolans „Tenet“ und natürlich Michael Reeves „The Batman“ kennt. Mal sehen, ob Bong Joon-ho den hohen Unterhaltungs- und Fun-Faktor der extrem kurzweiligen Buchvorlage auf der Leinwand klonen kann.

Edward Ashton: Mickey 7 – Der letzte Klon • Roman • Aus dem Amerikanischen von Felix Mayer • Wilhelm Heyne Verlag, München 2022 • 368 Seiten • Erhältlich als Paperback und eBook • Preis des Paperbacks: € 15,00 • im Shop

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