Aphex Twin: „Didgeridoo“ (Expanded Edition)
Neuveröffentlichung eines Meilensteins
Huch! Neulich wurde eine Neuveröffentlichung von Aphex Twins’ Großtat „Selected Ambient Works II“ für den Oktober angekündigt, bereits seit einer Weile zu haben ist dagegen die erweiterte Fassung der ursprünglich 1992 erschienenen EP „Didgeridoo“. Dem Autor dieser Zeilen ist das allerdings erst jetzt aufgefallen, die Ausrede sollte aber plausibel klingen: Warp Records hat einfach ein gutes Stück mehr Marketing-Power als R&S – die „Didgeridoo“-Neuauflage wurde ohne viel Tamtam in die Welt geschickt.
„Didgeridoo“ war nicht nur einer der ersten Chart-Erfolge für Richard D. James, so der bürgerliche Name von Aphex Twin, sondern seiner Zeit voraus, so was hatte man noch nicht gehört! James veranstaltete zu dieser Zeit mit jemanden anderen Partys in Cornwall und war angenervt, weil sie in einem der Clubs um zwei Uhr morgens Schluss machen mussten, das Publikum aber nicht gehen wollte. Also beschloss er ein paar Tracks zu machen, die derart verrückt waren, dass die Leute freiwillig verschwinden. Einer davon war „Didgeridoo“.
James war bereits in jungen Jahren ein Eigenbrödler und hatte keine Lust die vorgefertigten Sounds der damaligen Instrumente zu nutzen, er wollte wirklich komplett eigene Musik produzieren und bastelte sich deswegen sein eigenes Equipment, mit dem er die benötigten Sounds, was ebenso die Drums betrifft, selbst produzierte. Sogar der Didgeridoo-Sound ist kein Sample eines realen Instruments, sondern eine selbst hergestellte virtuelle Version. Natürlich, heute ist die Erstellung neuer Sounds kein Problem, es braucht im Prinzip nur einen Laptop und ein entsprechendes Programm (die Auswahl ist riesengroß) und schon sind die Grenzen offen. Aber damals, vor über 30 Jahren, waren die Optionen um einiges eingeschränkter, da musste man schon enorm einfallsreich und technisch einigermaßen visiert sein. „Didgeridoo“ klang jedenfalls wie absolut nichts zu dieser Zeit und stieß durchaus auch auf Ablehnung, da „keine Musik“.
Die Expanded Edition enthält alle vier Tracks der damaligen Edition, den Titeltrack plus – natürlich genauso toll – „Flap Head“, „Phloam“ und „Isoprophlex“. Zusätzlich gibt’s sechs neue Tracks, je zwei weitere Versionen von „Didgeridoo“, zwei weitere Versionen von „Isoprophlex“ und je eine weitere von „Flap Head“ und „Phloam“.
Selbst wenn man die ursprüngliche Scheibe schon kennt – zugreifen! Alles anhören und kaufen (Vinyl/Digital) kann man hier, aber auch woanders.
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