23. Januar 2025

„Wolf Man“ – Der Wolf in dir

Leigh Whannell versucht sich diesmal mit durchwachsenem Ergebnis an einem klassischen Monster

Lesezeit: 3 min.

Vor ein paar Jahren gelang Leigh Whannell mit der Neuauflage von „Der Unsichtbare“ ein bemerkenswert kluger Film, der die klassische Story des unsichtbaren Mannes zu einer modernen Geschichte über das Verhältnis der Geschlechter machte. Da lag es vermutlich nahe, dass Whannell nun von Produzent Jason Blum engagiert wurde, um die seit Jahren geplante Neuverfilmung eines anderen klassischen Monsters auf die Leinwand zu bringen: „Wolf Man.“

Auch der ist ein Vertreter aus dem Monster-Kabinet von Universal, doch die Versuche mit Frankenstein, der Mumie, dem Unsichtbaren und eben dem Wolf Man ein Monster-Universum zu formen, das „Dark Universe“ heißen sollte, kommen nicht recht voran – und könnten nach dem durchwachsenen „Wolf Man“ schnell ad acta gelegt werden. Denn während Whannell bei seinem „Unsichtbaren“ eine spannende Neuinterpretation gelang, variiert er beim „Wolf Man“ nur das offensichtliche Konzept eines an sich liebenswerten Mannes, der irgendwie doch im Kern aggressiv agiert, eben wie ein Wolf.

Dieser Mann heißt Blake (Christopher Abbott) und lebt mit seiner Frau Charlotte (Julia Garner) und der Tochter Ginger (Matilda Firth) in San Francisco. Während Charlotte erfolgreiche Journalistin ist, befindet sich Blake zwischen Jobs und agiert vor allem als Vater, eine im Ansatz interessante Konstellation, in der die Frage mitschwingt, welche Rolle ein Mann in der modernen Gesellschaft einnehmen kann oder soll.

Gerade da Blake so liebevoll mit seiner Tochter umgeht, wirkt ein Moment der Strenge so gravierend: Barsch weißt er Ginger zurecht, bereut seinen Ausbruch allerdings sofort und erklärt ihr, dass der Wunsch, jemanden zu beschützen, ins Gegenteil ausarten und Verletzungen hervorrufen kann. Ein wenig subtiler Hinweis auf das, was unausweichlich kommen wird und dann auch postwendend passiert: Blake erhält die Nachricht, dass sein Vater, der in einer einsamen Hütte in den Weiten des Nordens der USA gelebt hatte, endlich für tot erklärt wurde. Um den Haushalt des Vaters aufzulösen fährt Blake nun mit seiner Familie in die Wildnis und wird schon bald von einem mysteriösen Wesen am Arm gekratzt.

Seine Verwandlung in einen Wolf Man beginnt, der ebenso wie seine legendären Vorgänger als tragische Figur gezeigt wird: Sein innerer Wolf erwacht zwar, aber Blake hadert mit seinen animalischen Fähigkeiten und versucht trotz allem stets, seine Familie zu beschützen.

Auch sein Vater kommt – natürlich – noch ins Spiel, ein Vater, den man in einem Prolog als übermäßig strengen Mann erlebt hatte, der den kleinen Blake mit fast schon militärischer Disziplin erziehen wollte. Schon damals, 30 Jahre vor der Haupthandlung, sorgte ein seltsames Wesen in den Wäldern für Unruhe, das man anfangs noch für einen Mythos halten konnte, der die als etwas seltsame Prepper anmutende Aussteiger in den Wahnsinn treibt.

Doch das bleibt einer der vielen Ansätze in einem gleichzeitig straff erzählten und doch unterentwickelt wirkenden Film, der sich zwischen alle Stühle setzt. War es Whannell beim „Unsichtbaren“ noch gelungen gleichzeitig einen extrem spannenden, als auch allegorisch komplexen Film zu drehen, köcheln hier sowohl Spannung als auch Allegorie auf Sparflamme. Weder als reiner Schocker überzeugt „Wolf Man“ in seinen wenigen Spannungsmomenten, noch als Allegorie über Geschlechterverhältnisse oder die animalische Natur der Männer. Manch interessanter Ansatz und einige schöne visuelle Einfälle hat „Wolf Man“ zu bieten, als wirklich gelungene Neuauflage kann Leigh Whannells Film allerdings nicht überzeugen.

Wolf Man • USA 2025 • Regie: Leigh Whannell, Darsteller: Christopher Abbott, Julia Garner, Sam Jaeger • jetzt im Kino

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