„M3GAN 2.0“ – Kampf der Killerroboter
Eine Reflexion über Möglichkeiten und Gefahren von KI, fast schon zu klug für einen Genrefilm
Spätestens wenn von „Instrumenteller Konvergenz“ die Rede ist und die Büroklammer-Überlegung als Beispiel für die Logik von Künstlicher Intelligenz herangezogen wird, ahnt man, dass „M3GAN 2.0“ auf höhere Sphären zielt, als gewöhnliche Science-Fiction-Horror-Filme. Wie eine Figur im Film erklärt, erwächst aus der hypothetischen Überlegung, was passiert, wenn man einer KI die Anweisung gibt, möglichst viele Büroklammern herzustellen, potentiell eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit, denn die KI würde dieses scheinbar banale Ziel mit solcher Konsequenz durchführen, dass sie nach und nach sämtliche Ressourcen für die Herstellung von Büroklammern aufwendet – so lange, bis das gesamte Universum aus Büroklammern besteht.
Dieses Gedankenexperiment führt zu einem wichtigen Aspekt im Umgang mit KI, nämlich der Frage, welche Aufgaben der Mensch der KI überträgt und wie präzise diese formuliert sind. In diesem Sinne hat der Android M3GAN, der im ersten Teil seinen Auftrag, seine Besitzerin, das Mädchen Cady, zu beschützen, sehr ernst nahm und eine Spur der Verwüstung hinterließ, nicht bösartig gehandelt, sondern nur seine Aufgabe erfüllt. Einen freien Willen besitzt eine KI schließlich (noch) nicht, sondern nur von Menschen programmierte Aufgaben, die eben bisweilen unscharf formuliert sind, bzw. unvorhergesehene Entwicklungen nicht antizipiert haben.
Doch keine Sorge: Ganz so verkopft wie sich das anhört, läuft die erneut von Gerard Johnstone inszenierte Fortsetzung „M3GAN 2.0“ dann doch nicht ab, auch wenn es nicht immer gelingt, eine funktionierende Balance zwischen philosophischen Überlegungen und handfesten Genremomenten zu finden.
Ein paar Jahre nach den Ereignissen von Teil 1 beginnt die Fortsetzung, Gemma (Allison Williams), die Konstrukteurin von M3GAN, hat sich inzwischen zur Kämpferin für offizielle Restriktionen bei der Entwicklung von KI entwickelt. Ihre Nichte Cady (Violet McGraw) hat dagegen deutlich weniger Hemmungen beim Umgang mit KI und vermisst ihre Android-Freundin M3GAN.
Die schien zwar am Ende des ersten Teils zerstört, doch eine KI lässt sich zwar äußerlich, also in Gestalt des Androiden Megan, zerstören, nicht dagegen als leicht zu kopierender Code, der in den Weiten des Internets herumschwirrt. Dessen Sourcecode sich zudem leicht kopieren und weiter entwickeln lässt. Was finstere Kräfte zur Produktion von Amelia (Ivanna Sakhno) verleitet hat, einen Kampfroboter, dessen Name für autonomous military engagement logistics and infiltration android steht. Voller Begeisterung hat das Pentagon sich des Killer-Androiden bedient, der sich – natürlich – bald selbstständig macht.
M3GAN dagegen verwandelt sich in der Fortsetzung vom Saulus zum Paulus, auch wenn Gemma dem Braten lange nicht traut, doch das ist nur eine von vielen, manchmal auch zu vielen Wendungen eines fast schon übertrieben ambitionierten Films. So stringent wie der erste Teil funktioniert die Fortsetzung nicht mehr, statt Spannungsmomenten, die aus dem tödlichen Duell zwischen Android M3GAN und ihren menschlichen Gegnern entstanden, versucht es Johnstone diesmal mit oft etwas beliebigen Actionszenen zwischen Mensch und Android oder Android und Android.
Besser, cleverer, wirkt „M3GAN 2.0“ immer dann, wenn Tech-Bros auf richtige Menschen treffen, wenn die luftigen Versprechungen des Silicon Valleys mit der Realität konfrontiert werden. Wie in manch anderen Filmen der letzten Jahre, gibt es hier nicht nur einen, sondern gleich zwei latent größenwahnsinnige Megalomanen im Stile von Steve Jobs oder Elon Musk, die die Welt verändern wollen, koste es was es wolle. Und gegen solche Figuren können dann selbst militante Kampfandroiden wie M3GAN oder Amelia harmlos wirken.
M3GAN 2.0 • USA 2025 • Regie: Gerard Johnstone • Darsteller: Allison Williams, Violet McGraw, Ivanna Sakhno • Abb. Universal Pictures Germany • Kinostart: 25. Juni
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