22. September 2025

„Die dunkelste Stunde der Nacht“ von Ian Rankin

Der neue Rebus-Roman – mit dem Protagonisten der Serie im Gefängnis

Lesezeit: 3 min.

1990 veröffentlichte Ian Rankin (im Shop) seinen Tech-Thriller Der Hinterhalt“ (im Shop) über einen fortschrittlichen Spionage-Satelliten und mit einem Hauch von Alternate History; 2009 präsentierte er die Horror-Graphic-Novel „Hellblazer: Dark Entries“ um den populären Okkultisten John Constantine. Aber natürlich kennt man den 1960 geborenen Schotten vor allem für seine Bestseller-Buchserie mit dem bärbeißigen Polizisten John Rebus aus Edinburgh. Die läuft seit 1987 und hat inzwischen über zwei Dutzend Romane sowie eine Kurzgeschichtensammlung hervorgebracht, außerdem Adaptionen in TV, Radio und Theater. Gerade ist unter dem Titel Die dunkelste Stunde der Nacht“ (im Shop) der neueste Rebus-Krimi auf Deutsch erschienen.

Im 25. Band der Serie sitzt der alt gewordene Rebus allerdings wegen angeblichen Mordes an seinem langjährigen Gangster-Gegner und bestem Feind Big Car Cafferty im Knast. Und das Gefängnis, das weiß man ja, ist wirklich kein guter Ort für einen ehemaligen Polizisten, der so viele Leute dorthin gebracht hat – oft mit unlauteren Mitteln und harschen Methoden. Während Rebus trotzdem in einem Mordfall hinter Gittern ermittelt, haben seine frühere Schülerin Siobhan Clarke, deren befreundete Kollegin Christine Esson und ihrer aller Rivale Malcolm Fox in ihren Ermittlungsteams mit einem verschwundenen Mädchen, einem toten Promi und Bandenkriminalität zu tun. Am Ende hängen alle Fälle aber natürlich zusammen …


Ian Rankin. Foto © Hamish Brown, courtesy of Orion Publishing Group

Die „Rebus“-Bücher von Ian Rankin gehören nach wie vor zum Goldstandard des modernen Polizeikrimis – auch nach 40 Jahren, auch nach 25 Romanen. Besonders schön: Mr. Rankin hat es seinem Helden bzw. Antihelden erlaubt, im Verlauf der Serie älter und alt zu werden. Das erinnert an Michael Connelly und Harry Bosch, gewissermaßen die Pendants von Rankin und Rebus auf der anderen Seite des Atlantiks, und genauso Teil des Krimi-Goldstandards. Angenehmer Nebeneffekt der alternden ermittelnden Serienhelden: Wer als Leser spät dazu gekommen sein sollte, konnte mit den alten Haudegen an neuen Punkten in deren Karrieren bzw. Leben anfangen, und sich dann durch die Backlist arbeiten.

Zudem haben sowohl Rankin als auch Connelly in ihren langlebigen Serien neben den alten Schlachtrössern längst neue Figuren etabliert, die nun die Bücher mittragen oder gar eigene Spin-offs anführen – egal ob Malcolm Fox und Siobhan Clarke bei Rankin, oder Renée Ballard bei Connelly (die diesen Sommer z. B. eine grandiose Amazon-Prime-Streaming-Serie bekommen hat). Wenn die alte und die junge Garde in derselben Geschichte ermitteln, bereichert das die Krimis inzwischen, und man freut sich umso mehr über jede Szene mit den alten Recken. Denn auch für John Rebus gilt, trotz einiger unvermeidbarer, letztlich effektiver Knast-Klischees im gewohnt guten Pageturner „Die dunkelste Stunde der Nacht“ selbstverständlich noch immer: oldy but goldy.

Ian Rankin: Die dunkelste Stunde der Nacht • Roman • Aus dem Englischen von Conny Kösch • Goldmann, München 2025 • 432 Seiten • Erhältlich als Hardcover und eBook • Preis des HCs: € 24,00 • im Shop

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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.

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