1. Dezember 2014 3 Likes

Per Anhalter nach Shada

Gareth Roberts Romanfassung von Douglas Adams Doctor-Who-Miniserie „Shada“

Lesezeit: 3 min.

Gareth Roberts hat schon viel geschrieben, das mit der britischen Kultserie Doctor Who zusammenhängt: Mehrere Folgen und ein TV-Special, Promo-Kurzfilme für Handys und das Internet, eine interaktive Mini-Episode, Romane, Kurzgeschichten, Hörspiele sowie Comicstrips und Artikel für das Doctor Who Magazine. Seinen Ritterschlag in Sachen Doctor Who bekam der 1968 geborene Brit-Autor allerdings dadurch, dass er damit beauftragt wurde, Douglas Adams’ nie fertiggestellte Fernseh-Miniserie Shada mit dem vierten Doktor-Darsteller Tom Baker in Romanform aufzubereiten.

Douglas Adams war in den späten 70er-Jahren als Script-Editor für Doctor Who tätig und schrieb selbst die beiden Vierteiler The Pirate Planet (1978) und City of Death (1979). Shada, Adams’ dritter Mehrteiler für die TV-Staffel 1979/1980, wurde wegen eines Streiks bei der BBC nie komplettiert und in der Folge nie ausgestrahlt und galt daher lange als legendäre Kuriosität unter den an Kurioses gewöhnten Fans des mithilfe der TARDIS durch Raum und Zeit reisenden Time Lords mit einer Schwäche für die Erde. Erst 1992 wurden die bis zum Streik fertig abgedrehten Teile von Shada mit anschließender und abschließender Narration von Tom Baker auf Video veröffentlicht, was Adams trotz seiner beiläufig gegebenen Erlaubnis letztlich allerdings gar nicht so toll fand. Überhaupt war Adams, der damals schon bis über beide Ohren im Erfolgstrubel des multimedialen „Per Anhalter durch die Galaxis“-Phänomens (im Shop) steckte, nie allzu begeistert von seinem Shada und vielleicht gar nicht mal böse darum, dass es niemals vollendet und veröffentlicht wurde. 2003, zwei Jahre nach Adams’ viel zu frühem Tod, folgte trotzdem noch eine Hörspielfassung, und 2011 erzählte ein Animationsfilm die Story ebenfalls zu Ende. 2012 war dann schließlich Gareth Roberts mit seiner Romanversion dran, um dieses Kapitel der Doctor-Who-Historie endlich so gut wie möglich offiziell abzuschließen. Nun ist der Roman als schön aufgemachtes Taschenbuch in der Übersetzung von Claudia Kern bei Cross Cult auf Deutsch erschienen.

In „Shada“ kommen der Doktor, seine Begleiterin Romana und Robo-Hund K-9 nach Cambridge. Dort erfahren sie, dass der ziemlich zerstreute Time-Lord-Rentner Professor Chronotis, der an der altehrwürdigen Universität seinen Ruhestand verbringt, das Buch Das Verehrungswürdige und Uralte Gesetz von Gallifrey mit auf die Erde gebracht hat – ein Artefakt von ungeheurer Macht, das aus Rassilons dunklem Zeitalter stammt und das sich der fiese, mächtige Skagra genauso einverleiben möchte wie den Verstand des Doktors. Während Skagra für seine Eroberungspläne zudem das Geheimnis des vergessenen Planeten Shada lüften muss, steht dem Doktor und Romana erst mal nur ein hilfloser irdischer Student zur Seite…

Für seine Romanadaption des Stoffes standen Gareth Roberts indes mehrere Drehbuchfassungen zur Verfügung – Roberts konnte u. a. auf Adams’ ursprüngliches Script  und seine Notizen zurückgreifen, sodass es im Roman einige neue Szenen gibt, die nicht von Roberts stammen, sondern tatsächlich aus Adams’ ursprünglicher Vision. Außerdem schöpfte Roberts aus den Anmerkungen, die zusammen mit der Filmcrew bei Tests und Aufnahmen der ersten Folgen erarbeitet wurden. Trotz alldem kommt die Prosafassung von „Shada“ nur äußerst langsam auf Touren, und auch danach kann die Geschichte eine gewisse Trägheit und Langatmigkeit nie abschütteln. Natürlich gibt es immer wieder mal sehr schöne Dialoge und echte Wohlfühl-Szenen für Fans des Doktors, und ab und an schimmern der Ideenreichtum und der so spezielle Humor von Douglas Adams durch, wenn man sich Mühe gibt und mit einigem Wohlwollen ständig danach Ausschau hält und schon über Andeutungen und Kleinigkeiten freut – „Shada“ ist am Ende dennoch eher ein Roman für hartgesottene Doctor-Who-Anhänger.

Allerdings erreicht „Shada“ eines allemal: Man möchte die bevorstehenden Feiertage am liebsten nutzen, um nach all den Jahren mal wieder Douglas Adams’ unvergleichliches, unerreichtes „Per Anhalter durch die Galaxis“ aus dem Regal zu nehmen.

Gareth Roberts: Shada • Cross Cult, Ludwigsburg 2014 • 420 Seiten • € 12,80

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