26. Januar 2017 1 Likes

Gedruckte Drogen

Space-Fantasy, Biopunk und ein neu übersetzter Klassiker

Lesezeit: 3 min.

Bei Fischers Tor-Imprint erscheinen im Februar drei Science-Fiction-Romane, die von coolem Biopunk über traditionsbewusste Space-Fantasy aus Deutschland bis hin zu einem der großen amerikanischen Genre-Klassiker reichen.

Daryl Gregorys erfrischender Biopunk-Krimi „Afterparty“ spielt in der nahen Zukunft, in der Drogen einfach per Chemjet-Drucker produziert werden. Die kanadische Neurochemikerin Lyda Rose hat bei der Entwicklung eines Stoffes geholfen, der einen die Präsenz Gottes spüren lässt. Eigentlich sollte die Substanz nie auf den Markt kommen, doch genau das ist geschehen. Also macht sich Lyda, die selbst unter der Wahnvorstellung eines gottgesandten Engels leidet, auf die Jagd nach den Herstellern der Droge, deren Entzug und Nebenwirkungen fatal sind. Gregorys neurowissenschaftlicher SF-Roman wurde von Cory Doctorow (im Shop) und Paolo Bacigalupi (im Shop) in höchsten Tönen gelobt und wirkt wie ein Brainchild von William Gibson (im Shop), Matt Ruff und Philip K. Dick (im Shop), da Wissenschaft, Technik, Sucht, Schizophrenie und Glaube eine faszinierende Mischung ergeben. Die Übertragung ins Deutsche besorgte Frank Böhmert, und hier gibt es eine Leseprobe zur gedruckten Droge.

Bestseller-Autor Kai Meyers neuester Roman „Die Krone der Sterne“ ist eine nostalgische, ironiefreie Science-Fiction-Geschichte, mit der sich der lebenslange SF- und „Star Wars“-Fan unter Deutschlands Fantastik-Größen u. a. vor Leigh Brackett und Edmond Hamilton verbeugt, sprich: Science Fantasy oder, wie es auf dem Backcover heißt, Space-Fantasy. Das schön aufgemachte Paperback hat einen grafischen Vorspann von Illustrator Jens Maria Weber, der auch das Cover gestaltete, und ist ein klassisches Weltraumabenteuer, das Meyer routiniert und durchaus mainstreamtauglich mit einem bunten Ensemble inszeniert. Eine Fortsetzung des Buches, zu dem sich an dieser Stelle eine Leseprobe findet, hängt davon ab, wie gut Meyers treue Leserschaft aus der fantastischen und der historischen Ecke den Ausflug ins All annimmt – die Comic-Adaption des Romans durch Yann Krehl und Ralf Schlüter beim Splitter Verlag ist dagegen bereits fest geplant, das erste von drei Alben soll 2018 erscheinen.

Im Jahre 1969 erschien Ursula K. Le Guins Klassiker „Die linke Hand der Dunkelheit“ (im Shop), der ihr 1970 den Hugo und den Nebula Award einbrachte und zuletzt in Zuge von Heynes Science-Fiction-Jubiläumsedition neu aufgelegt worden ist. 1974 folgte im Original der ebenfalls dem Hainish-Zyklus zugeordnete Roman „The Dispossessed“, der erneut die beiden großen Genre-Preise im englischsprachigen Raum gewann und Le Guin damals zum ersten SF-Autor machte, der zwei Mal für ein Werk beide Preise erhielt. Auf Deutsch wurde „The Dispossessed“ bisher unter den Titeln „Planet der Habenichtse“ und „Die Enteigneten“ veröffentlicht. Die Tor-Neuübersetzung der ambivalenten Utopie durch Karen Nölle, die zudem das Nachwort beisteuerte, kommt nun als „Freie Geister“ auf den Markt. Eine Leseprobe zum Buch, das auf zwei Planeten vielen sozialen und ökonomischen Gedanken nachspürt, findet sich hier. Schön wäre außerdem, wenn die Neuauflage die eine oder andere deutsche Erstausgabe aus der Feder der Grand Dame ermöglichen würde …

Daryl Gregory: Afterparty • Fischer Tor, Frankfurt 2017 • 398 Seiten • Taschenbuch: 9,99 Euro

Kai Meyer: Die Krone der Sterne • Fischer Tor, Frankfurt 2017 • 464 Seiten • Paperback: 14,99 Euro

Ursula K. Le Guin: Freie Geister • Fischer Tor, Frankfurt 2017 • 432 Seiten • Paperback: 14,99 Euro

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