25. Januar 2023 1 Likes

„Galaxias“ von Stephen Baxter

Keine Sonne mehr, aber viel Hard-SF im neuen Roman des Genre-Stars

Lesezeit: 3 min.

Stephen Baxter (im Shop) gehört zu den größten lebenden Autoren der wissenschaftlich-orientierten, fakten-basierten, physik-fokussierten Hard-Science-Fiction, die er in der Genre-Moderne allemal geprägt hat. Man könnte wohl sogar ohne schlechtes Gewissen sagen, dass der 1957 geborene Engländer nach weit mehr als 50 Romanen seit den frühen 1990ern längst zu einem Synonym für Hard-SF geworden ist. Selbst wenn er im Franchise-Kosmos von „Doctor Who“ unterwegs war, sich mit Scheibenwelt-Schöpfer Terry Pratchett für eine Alternativwelt-Saga über die Lange Erde (im Shop) zusammengetan hat, eine Fortsetzung zu H. G. Wells Klassiker um den „Krieg der Welten“ (im Shop) verfasste oder zuletzt ein Sachbuch zur Wissenschaft in den „Avatar“-Film-Blockbustern von James Cameron vorlegte (im Shop). Bei Heyne ist Anfang des Lesejahres mit Galaxias“ (im Shop) nun Mr. Baxters neuester Einzelroman erschienen, und der ist, wie nicht anders zu erwarten, durch und durch Hard-SF der Marke Baxter …

Im Kern geht es in „Galaxias“ darum, dass eine außerirdische Macht der Menschheit ohne Vorwarnung das natürliche Licht ausschaltet, die natürliche Heizung abdreht. Eine Wesenheit mit Namen Galaxias hat sich die Sonne geschnappt und sie der Menschheit genommen. Das sorgt, wie man sich denken kann, für Panik und Stress auf dem blauen Planeten – dabei hat man in der nahen Zukunft gerade erst halbwegs die Kurve gekriegt, was den Klimawandel angeht. Letztlich ist es ein traditionelles SF-Weltuntergangs-Szenario, das Baxter jedoch von der ersten der 650 Seiten an mit den für ihn typischen Schwerpunkten, der für ihn typischen Präzision durchexerziert. Zwischen Corona, Brexit und Energiekrise hat „Galaxias“ obendrein ein paar fette große Knöpfe, die von der Story gedrückt werden können. Auch, weil Baxter nicht so sehr zu einem kosmischen Abenteuer aufbricht, sondern sich lieber auf die Auswirkungen auf der Erde konzentriert. Dafür nutzt er unter anderem die Perspektive der britischen Regierungsangestellten Tash Brand, deren früheren Studienfreunde wiederum handlungswirksam auf astronomische und sogar astronautische Posten verteilt sind, und daher direkt mit dem Phänomen und den folgenden Problemen zu tun haben.


Stephen Baxter. Foto © Rob Wilkins

Stephen Baxter ist in „Galaxias“ ganz Stephen Baxter. In Sachen Hard-SF macht ihm wenig überraschend niemand mehr etwas vor, wenngleich der britische Genre-Spezialist bei Weitem nicht die nerdige Spritzigkeit und damit die irre Massenkompatibilität eines Andy Weir (im Shop) hat. Trotzdem, das Setting der gekaperten Sonne bringt Baxter mit seinem 2021 entstandenen Roman weiter in Richtung Mainstream-Thriller als andere Werke auf seiner Backlist, schlicht und ergreifend dadurch, dass seine Science-Fiction diesmal als dezent-futuristischer Katastrophen-Thriller durchgehen kann. Aber da ist noch mehr. Denn die Pläne und Bündnisse der irdischen Nationen gegen Galaxias erinnern wiederum sehr an die internationalen Bestseller des chinesischen SF-Superstars Cixin Liu (im Shop), und damit hat der neue Baxter eine erstaunliche Bandbreite und Reichweite, dafür, dass er einfach mal wieder mit vielen wissenschaftlichen Fakten und Gedanken die Welt an den Abgrund bringt.

Stephen Baxter: Galaxias • Roman • Aus dem Englischen von Bernhard Kempen • Wilhelm Heyne Verlag, München 2023 • 656 Seiten • Erhältlich als Paperback und eBook • Preis des Paperbacks: € 16,00 • im Shop

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