23. Dezember 2022

„Terra Nova“ und der Preis der Freiheit

Die Fortsetzung von Marion Herzogs „Algorytmica“

Lesezeit: 3 min.

Die Erde nach der klimabedingten Apokalypse ist äußerst ungemütlich vor allem für Menschen. Wer sich im 24. Jahrhundert auf ihr aufhält, kämpft gegen sengende Hitze, radioaktive Sandstürme und Rieseninsekten, für die Säugetiere ein willkommener Snack sind. Ist hier ein geordnetes Leben möglich? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Um diese Frage zu beantworten, braucht es erst einmal einen nicht ganz spoilerfreien Rückblick: In ihrem Science-Fiction-Debüt Algorytmica“ (im Shop) nahm Marion Herzog ihre Leser:innen mit in eine unwirtliche Zukunft, in der die letzten Menschen in unterirdischen Archen wie der „Hope of Tomorrow“ hausen. Das Leben hier ist für die meisten Bewohner:innen recht unbeschwert. Ihre Körper ruhen in einem Tank, der sie mit allen Nährstoffen versorgt, während sie sich in virtuellen Welten aufhalten, arbeiten und amüsieren. Immer häufiger auftretende Stromausfälle weisen jedoch auf Probleme hin, die das Ende der Archen einläuten könnten. Die Elite der „Hope“ plant daher einen radikalen Schnitt, um die Versorgungslage zu sichern. Diese Pläne möchte eine Gruppe von Rebellen, die Darksurfer, vereiteln. Ein paar Mitgliedern gelingt am Ende des Romans die Flucht nach draußen. Doch die Welt ist anders, als in ihrer Vorstellung.

Terra Nova“ (im Shop) setzt die Geschichte nahtlos fort. Kaum sind Kaja, Liam und ihre Freund:innen der Arche entkommen, stranden sie im Nirgendwo: ohne ausreichend Nahrung, Wasser und Medikamente. Die fünf jungen Leute werden glücklicherweise von einer Gruppe „Outlaws“ gerettet. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Während die Archianer keine Ahnung von den Bewohnern der Erdoberfläche haben, wissen die Outlaws ziemlich gut über sie Bescheid. Viel schlimmer: Die erhoffte Freiheit können sie ihnen nicht bieten. Hier draußen regieren die „Citizens“ mit ähnlich harter Hand wie die Eliten der Archen. Liam setzt dennoch alles daran, die Outlaws für einen Aufstand zu gewinnen: gegen die Archen und die Citizens, um allen Menschen ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Doch zu welchem Preis?


Marion Herzog. Foto © Patrycia Lucas

Eines sei schon einmal verraten: Es braucht seine Zeit, Menschen von einer Sache zu überzeugen. Im Roman vergeht ein knappes halbes Jahr, in dem sich Marion Herzog dem Weltenbau widmet. Und der kann sich durchaus sehen lassen. In den sogenannten Townships der Citizens ist nicht nur Ackerbau und Viehzucht möglich, es gibt auch ein betörendes Nachtleben, das mit einer faszinierenden neuen Hauptfigur aufwartet. Der heimliche Star des Romans ist jedoch eine junge, viel zu groß geratene Kakerlake namens Kruk. Keine Sorge: Neben diesem tierischen Helden gibt es auch noch weitere interessante Figuren, die im Sequel ihren großen Auftritt haben und so für mächtig Gefühlschaos bei Kaja sorgen.

Mit „Terra Nova“ hat Marion Herzog einen spannenden Nachfolger von „Algorytmica“ vorgelegt. Kajas und Liams gemeinsames Abenteuer ist nur ein Teil der Geschichte. Die Autorin gibt auch einen Einblick in die Historie und Ereignisse, die beinahe zur Auslöschung allen irdischen Lebens geführt hätten. Je näher das Ende des Romans rückt, desto mehr erfahren die Leser:innen auch darüber, was innerhalb der „Hope“ passiert und welche Verbindungen die Präsidentin zu den Citizens pflegt. Gibt es ein Happy End? Nun, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Was jedoch ziemlich sicher ist: Dieses Finale schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

Marion Herzog: Terra Nova • Roman • Wilhelm Heyne Verlag, München 2022 • 432 Seiten • Erhältlich als Paperback und eBook • Preis des Paperbacks: € 16,00 • im Shop

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