30. Juli 2019

Allein im Wald

Der stilistisch starke Science-Fiction Film „Prospect“ übt sich in Minimalismus

Lesezeit: 2 min.

Falls Zeek Earl und Christopher Caldwell in ein paar Jahren einen teuren Blockbuster drehen sollten, könnte man auf ihre bisherige Karriere zurückblicken und sagen: Alles richtig gemacht. Denn geradezu vorbildlich läuft die Karriereplanung des Duos aus dem amerikanischen Bundesstaat Washington, fernab der Hollywood-Strukturen ab. Vor einigen Jahren drehten sie den Kurzfilm „Prospect“ der durch seinem Einfallsreichtum überzeugte und auf zahlreichen Festivals lief. Mit dieser kleinen Visitenkarte gelang es dem Duo, knapp vier Millionen Budget zusammenzubekommen, dazu einige mittelbekannte Darsteller, den Mumblecore-Regisseur und Gelegenheitsschauspieler Jay Duplass, den aus „Narcos“ bekannten Pedro Pascal oder Anwan Glover aus „The Wire“. Im wunderschönen Hoh Rainforest Nationalpark drehten sie mit diesen Darstellern den selben Film nochmal, nur diesmal in abendfüllender Länge.

Dass die Geschichte daher oft ein wenig dünn wirkt ist wenig überraschend, doch die Qualitäten von „Prospect“ liegen ohnehin an anderer Stelle: Im Design, das wunderbar verbraucht und benutzt wirkt, in der Kamera, die den ohnehin schon satt grünen Wald des Nationalparks dank Filter und digitaler Nachbearbeitung nun unwirklich grün und eben außerirdisch erscheinen lässt, im mysteriösen Minimalismus, den alle Darsteller an den Tag legen und der vieles an der ohnehin dünnen Handlung so rätselhaft und undurchschaubar erscheinen lässt, dass es wieder spannend wirkt.

Zu Beginn stürzen Cee (Sophie Thatcher) und ihr Vater Damon (Jay Duplass) auf einem Planeten ab, auf dem sie ein großes Vorkommen eines raren Metalls vermuten. Doch auch andere Glücksritter sind auf der Suche, darunter Ezra (Pedro Pascal), der im Zweikampf Damon tötet und nun auf Leib und Seele mit Cee verbunden ist. Denn nur gemeinsam können sie in der unwirtlichen Atmosphäre überleben und vielleicht ein funktionierendes Raumschiff finden, das sie von dem Planeten wegbringt.

Weniger reinrassiger Science-Fiction als eine Outer-Space-Variante von einem Western wie „Der Schatz der Sierra Madre“ ist das, voller zwielichtiger Typen, denen nicht über den Weg zu trauen ist, Verrat und Hinterhälten. Über 100 Minuten trägt diese Story zwar nicht wirklich, doch was „Prospect“ trotz der sehr limitierten Ressourcen so sehenswert macht, ist die Atmosphäre einer Gruppe von Glücksrittern, die auf einem verlassenen Planeten um ihr Überleben kämpfen. So gut sieht das oft aus, dass es besonders Schade ist, dass dieses Kleinod nicht in die Kinos kommt, denn vor allem auf einer großen Leinwand, im dunklen Saal würde die Atmosphäre besonders beeindrucken.

Doch wenn es normal läuft, dürfte diese jetzt große Visitenkarte dem Regieduo Zeek Earl und Christopher Caldwell die Türen nach Hollywood öffnen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie mehr sein werden als die nächsten Auftragsregisseure, die in der Maschine eines durchgeplanten Blockbusters verschlissen werden. Denn Talent, eine ganz eigene Welt entstehen zu lassen, haben die beiden zu Hauf.

„Prospect“ ist bei Capelight Pictures als DVD, Blu-Ray, Mediabook und VOD erschienen

Prospect • USA 2018, 100 Minuten; Regie: Zeek Earl and Christopher Caldwell; Darsteller: Sophie Thatcher, Jay Duplass, Pedro Pascal, Anwan Glover

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