14. Dezember 2022

„Avatar: The Way of Water“- Länger, bunter, teurer, nasser

Nach 13 Jahren legt James Cameron eine Fortsetzung zu seinem Erfolgsfilm vor

Lesezeit: 3 min.

Man solle lieber nicht an James Cameron zweifeln, hieß es in den letzten Monaten des öfteren, da der Start von „Avatar“ The Way of Water“ näherrückte und sich manche Beobachter des Filmgeschäfts fragten, ob denn überhaupt jemand auf eine Fortsetzung des erfolgreichsten Film jüngerer Zeit wartet. Nach vielen Verspätungen, diversen Drehbüchern und langer Dreh- und noch längerer Postproduktionszeit kommt „Avatar 2“ nun ins Kino und eins kann man getrost sagen: Auch dieser James Cameron-Film ist ein Ereignis.

Sagenhafte 192 Minuten lang, inhaltlich dennoch ebenso dünn wie Teil 1, aber bildgewaltig wie wenige Filme zuvor. Die Rückkehr nach Pandora beginnt etliche Jahre nach den Ereignissen des Originals: Der zu den Naturmenschen Na’vi übergewechselte Jack Sully (Sam Worthington) hat zusammen mit seiner Partnerin Ney’tiri (Zoe Saldana) nun diverse Kinder, eine richtige Familie, für die er alles zu tun bereit ist. Das erweist sich bald als dringend notwendig, denn die Menschen kommen zurück, mit noch schwererem Gerät und diesmal mit dem Plan, Pandora als neuen Heimatplaneten zu kolonisieren. Dieser Strang des Plots wird wohl erst in der nächsten oder übernächsten Fortsetzung zum Tragen kommen – Cameron hat ja schon angedeutet (oder angedroht) für den Rest seines Lebens Avatar-Filme zu drehen – die Geschichte von Avatar 2 bleibt jedoch erstaunlich klein: Der in Teil 1 gestorbene Marine Quaritch (Stephen Lang) ist geklont worden und kehrt nun als blauer Na’vi zurück, mit nur einem Ziel: Rache an Jack Sully, für die er selbstredend auch über Leichen geht.

Eine überaus schlichte Geschichte, die Sully und seine Familie bald zu einem am und im Wasser lebenden Stamm der Na’vi führt, wo die spektakulärsten Bilder des Films stattfinden: Sagenhafte Unterwasserwelten haben Cameron und seine zahllosen Computertechniker kreiert, bunte Korallenriffe, phantasievolle Fische, fluoreszierende Wesen. Die schönsten Momente des Films bestehen dann auch einfach aus Szenen, in denen der Zuschauer zusammen mit den Figuren einfach nur über das staunt, was die Flora und Fauna von Pandora zu bieten hat, wo Mensch und Natur zusammenfließen und ein großes Ganzes bilden.

Allzu oft kommt „Avatar 2“ trotz seiner über drei Stunden Dauer allerdings nicht zur Ruhe, stattdessen recycelt Cameron auf fast schon lustige Weise Motive aus seiner Karriere: Die seit „Aliens“ bekannten Exoskelletartigen Apparaturen tauchen in unterschiedlichsten Formen auf, wenn man mag kann man beim geklonten Quaritch durchaus an den immer wieder aufs neue hergestellten Terminator denken, und das große Finale spielt tatsächlich im Rumpf eines gekenterten Flugboots, inklusive halsbrecherischem Herunterrutschen an Deck à la „Titanic“. Und noch eine andere Inspirationsquelle scheint Cameron gehabt zu haben: Jenseits der „Fast and the Furious“-Filme wurde selten so penetrant die Bedeutung von Familie betont und immer wieder behauptet, dass sich ein Vater nur über den Schutz seiner Lieben definiert. Mag sein, dass hier Camerons Alter zum Tragen kommt, aber keine Sorge: Die Vorliebe des Regisseurs für Militarismus, Marines und Machosprüche kommt auch nicht zu kurz.

Durch und durch ein James Cameron-Film also, was neben einer dünnen Geschichte, Esoterik und Unterwasseraction dann eben doch bedeutet: Visionäre Bilder, wie man sie selten zu sehen bekommt. Hält man sich vor Augen, dass sämtliche Na’vi-Figuren via Motion Capture gedreht wurden, dazu ein Großteil der Flora und Fauna von Pandora im Computer entstand, mag man verstehen, warum die Arbeit an „Avatar: The Way of Water“ derart lange dauerte. Das Ergebnis kann sich fraglos sehen lassen, in diesem Fall muss man auch unbedingt zum Besuch einer 3D-Vorführung raten und nach Möglichkeit zur übergroßen IMAX-Leinwand.

Avatar: The Way of Water • USA 2022 • Regie: James Cameron • Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Kate Winslet • Kinostart: 14.12.2022 • Abb.: 20th Century Fox/Disney

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.