3. März 2024

„Constellation“ – Schrödingers Hase

Eine neue Sci-Fi-Serie bei Apple braucht eine Weile, um in Fahrt zu kommen, könnte sich aber lohnen

Lesezeit: 3 min.

Noch eine Weltraumserie, noch eine Serie mit einer internationalen Besetzung, die toll aussieht und dann schnell langweilt? Abwarten, denn nach drei Folgen der neuen Apple+-Serie „Constellation“ bleibt offen, wohin die Reise geht: Könnte toll werden, könnte aber auch anstrengend und angestrengt sein.

Eine Dualität, die passenderweise auch den Ansatz der Erzählung spiegelt, der sich erst nach zwei, drei Folgen offenbart. Man braucht also ein gewisses Maß an Geduld, darf nicht erwarten, das schon in der ersten Folge der Haken ausgeworfen wird, der packt.

Nicht im Weltall, sondern in schneebedeckten Weiten beginnt die Serie, die von Noomi Rapace gespielte Jo fährt mit ihrer Tochter zu einer einsamen Hütte. Ein paar Wochen zuvor war Jo noch Astronautin auf der ISS, der Internationalen Raumstation, die ein Nationen übergreifendes Projekt war, wie es heute, angesichts zunehmender globaler Spannungen wohl nicht mehr entstehen könnte. Während eines Experiments, bei dem ein neuer Zustand der Materie erforscht werden soll, schlägt etwas in die Raumstation ein, der Kommandant stirbt, drei von Jos Kollegen können entkommen, nur Jo bleibt bei nachlassenden Sauerstoffvorräten zurück.

Auf der Erde sorgt man sich mehr oder weniger um Jo, ihr Mann Jonathan (Julian Looman), die Tochter Alice (Rosie Coleman) natürlich, die Chefin der russischen Weltraumbehörde Irene Lysenko (Barbara Sukowa) scheint eher desinteressiert, während sich der ehemalige Astronaut Henry (Jonathan Banks) vor allem Sorgen um das von ihm erdachte Experiment macht. Warum, das wird bald deutlich. Im Weltall scheint Jo seltsame Dinge zu sehen, Halluzinationen vielleicht, die sich nach ihrer Rückkehr noch verstärken. Alles scheint irgendwie anders zu sein, nicht sehr, aber doch spürbar. Auch ihre Tochter Alice merkt, das mit der Mutter etwas nicht stimmt, was sinnigerweise dadurch verdeutlicht wird, dass Alice von Zwillingen gespielt wird: Mal sieht man Rosie, mal Davina Coleman als Alice und einer von ihnen erklärt Henry dann auch worum es hier wohl geht: Eigentlich sind die Dinge entweder schwarz oder weiß, nach den Regeln der Quantenphysik aber können Dinge gleichzeitig schwarz und weiß sein, bis man genau hinsieht.

Und langsam beginnt alles Sinn zu machen, zumindest beginnt man zu verstehen, dass hier mit der Dualität der Quantenphysik gespielt wird, dass Henry, den man mal im Raumfahrtbahnhof Baikonur sieht, mal auf einem Kreuzfahrtschiff, in zwei Realitäten existiert und auch Jo offenbar gedoppelt oder ausgetauscht wurde.

Viele Fährten werden in den ersten drei Folgen gelegt, eine Beziehung zwischen Henry und Irena angedeutet, die einst offenbar selbst Astronautin war und möglicherweise etwas mit dem Unfall in der Gegenwart zu tun hat. Ein bisschen erinnert das hin und her springen zwischen Realitäts- und Zeitebenen an die guten alten „Lost“-Zeiten, vielleicht auch nur, weil Jonathan Banks einen so passend glatzköpfigen Finsterling abgibt. Noomi Rapace dagegen spielt einmal mehr die besorgte Mutter/Ehefrau, die voller Irritationen mehr passiv als aktiv Teil des Geschehens ist.

Wohin das Ganze führt lässt sich noch nicht sagen, dass die Miniserie nach acht Folgen beendet sein soll, lässt jedoch auf ein pointiertes Ende hoffen, das auf clevere Weise mit den Konzepten der Quantenphysik spielt. Hoffen wir also, dass die gelungene Version der Serie auf der Erde zu sehen sein wird, die misslungene dagegen in einer Parallelwelt.

Constellation • USA/ Deutschland 2024 • Creator: Sean Jablonski • Darsteller: Noomi Rapace, Jonathan Banks, James D’Arcy, Barbara Sukowa • Apple TV+, acht Folgen, jeden Mittwoch eine neue

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