14. Juli 2022

„Everything will Change“ – Die Klimakatastrophe rückt näher

Mit seinem hybriden Film will Marten Persiel aufrütteln und zum Handeln animieren

Lesezeit: 2 min.

Die Welt retten. Den Klimawandel aufhalten. Das Artensterben stoppen. Ein guter Plan, der in diesen Tagen, in denen Ukraine-Krieg, Inflation und drohender Gasmangel die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, fast in Vergessenheit geraten scheint. Als Marten Persiel 2017/18 seinen Film „Everything will Change“ plante, war die Welt noch eine andere, selbst Greta Thunberg hatte noch nicht zu streiken begonnen, die Anzahl der Menschen, die noch am vom Mensch verursachten Klimawandel zweifelten war noch größer als heute.

Eine Fiktion aus der Vergangenheit also, die in der Zukunft spielt, genauer gesagt 2054. Hier leben Ben (Noah Saavedra) und seine Freunde in einer Ära, die zwar noch weiter technologisiert ist als die Gegenwart, in der aber das Gedächtnis der Menschheit seltsam löchrig ist. Als Ben, ein Nostalgiker, in einem Trödelladen auf ein Foto von einer Giraffe stößt, hat er keine Ahnung, dass dieses seltsame Wesen einmal auf der Erde gelebt hat. Diese Entdeckung veranlasst ihn zu recherchieren und die Welt von Gestern zu entdecken, die also der Gegenwart des Kinozuschauers entspricht. Weite Teile von „Everything will Change“ bestehen nun aus Dokumentaraufnahmen, die die Schönheit des Planeten, seiner Naturwunder und der Artenvielfalt zeigen, dazu Interviews mit Wissenschaftlern, die erklären, dass man den Planeten durchaus hätte retten können, wenn man nur jetzt!, sofort! agiert hätte.

Warum diese komplizierte Struktur? Weil aus einem Science-meets-Fiction-Film, wie es Persiel nennt, am Ende ein Science-Fiction-Film wird, in dem – je nach Lesart – eine hoffnungsvolle oder naive Lösung vorgeschlagen wird. Einfach alles ändern, dann lässt sich der Klimawandel schon aufhalten. Das mag zwar richtig sein, erscheint jedoch als Ding der Unmöglichkeit, schließlich müssten weite Teile der Menschheit, allen voran die Bewohnern der westlichen Welt, dafür etwas tun, was niemand gerne tut: Verzichten. Denn einfach die Methoden der Energiegewinnung von fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas auf Wind- oder Solarenergie umzustellen, bewirkt nur wenig, denn die Haltbarkeit von Windrädern ist gering und die verwendeten Materialien wachsen auch nicht auf Bäumen. Weniger Energie verwenden wäre angesagt, aber dann lässt sich unser Lebensstil nicht aufrechterhalten.

Wie also die Menschen zum Handeln animieren, zum Überdenken ihres Lebenswandels? Ob es reicht, ihnen die Schönheit der Erde vor Augen zu führen, atemberaubende Bilder von Naturwundern und Tieren zu zeigen? Wenn es so wäre, hätte sich angesichts der zahllosen Natur-Dokumentationen, die in den letzten Jahren in Fernsehen und Kino zu sehen waren, schon längst ein Sinneswandel eingestellt. Insofern rennt Marten Persiel mit seinem Hybridfilm „Everything will Change“ offene Türen ein, predigt zu den Konvertierten, gibt den Menschen, die ohnehin wissen, dass sich etwas ändern müsste, noch mehr Argumente an die Hand. Vermutlich ist das allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf dem von Sommerhitze ausgetrocknetem Boden Deutschlands.

Everything will Change • Deutschland/ Niederlande 2021 • Regie: Marten Persiel • Darsteller: Noah Saavedra, Paul G. Raymond, Jessamine-Bliss Bell • Kinostart: 14. Juli 2022

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