18. Dezember 2019

The Force That Launched a 1000 Ships

Mit „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ endet die Iliade unserer Zeit in epischer Manier

Lesezeit: 3 min.

Wenn am Ende von „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“, des vorläufig letzten Star Wars-Films, im Finale der Saga, die vor über 40 Jahren begann, zahllose Raumschiffe der Rebellen gegen das Imperium kämpfen, zur endgültig letzten Raumschlacht der Skywalker-Saga, dann wird man sein Urteil über diesen Film wohl schon gefällt haben. Manche werden enttäuscht sein, weil er nicht in die selbe Kerbe schlägt wie „Die letzten Jedi“ oder weil er nicht genug in die vermeintlich richtige Richtung zurückkehrt, weil er nicht diesen oder jenen Fan-Wunsch erfüllt.

Allen kann es ein Film, eine Saga wie Star Wars ohnehin nicht mehr recht machen, nicht im Zeitalter der sozialen Medien, wo jeder Schnipsel Information, jeder Hinweis auf Plot und Charaktere auseinandergenommen und in einem Maße analysiert wird, den auch die Original-Trilogie nicht ausgehalten hätte.

Gerade einmal 42 Jahre, ein halbes Menschenleben ist es her, das George Lucas mit dem ersten „Star Wars“, dem späteren „A New Hope“, begann, die Filmgeschichte zu revolutionieren. Viel ist seitdem passiert, aber im Kern ist Star Wars doch gleichgeblieben; im Kern erzählen die Filme vom ewigen Kampf zwischen Hell und Dunkel, zwischen Gut und Böse, zwischen Liebe und Hass. All die politischen Scharmützel, die Lucas in der Prequel-Trilogie einbaute, waren zwar komplex, ihren Höhepunkt erlebte jene viel geschmähte Trilogie jedoch ganz am Ende, in einem der vielen epischen Lichtschwert-Kämpfe, hier zwischen Obi-Wan und Anakin.

Und auch am Ende der dritten Trilogie steht natürlich ein inniger Kampf, in dem Figuren mit ihren Handlungen überraschen, in denen die Saga zu einem grandiosen, überwältigenden, aber auch intimen Ende findet.

Dass der Imperator, dass Palpatine eine Rolle spielt, haben die Trailer schon verraten, dass Rey (Daisy Ridley) und Ren (Adam Driver) immer noch Ringen, mal persönlich, mal in einer Weise, die die Gesetze von Raum und Zeit überwindet, war auch absehbar, doch welchen Weg ihre Beziehung nimmt, das überrascht.

Im Gegensatz zu „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, der sich allzu sklavisch an Handlungs-Momente des Original-Films entlanghangelte, schaffen J.J. Abrams und die zahlreichen Drehbuchautoren diesmal einen bemerkenswerten Spagat: Einerseits zitieren sie immer wieder Momente aus der Saga, lassen alte und neue Bekannte (ja, auch totgeglaubte) auftreten, machen dies aber auf ungewöhnliche, frische Weise.

Atemlos ist schließlich das Erzähltempo, das unsere Helden Rey, Finn, Poe, Chewbacca und die zahlreichen Roboter auf eine fieberhafte Jagd durch das Universum führt. An gelegentlichen Deus ex Machina-Momenten mag man sich stören, viel mehr Vergnügen bereitet es jedoch, sich den atemberaubenden Bildern von unzähligen Welten hinzugeben, ein letztes Mal den Millennium Falcon im Sturzflug zu sehen und viele, viele Abschiede zu betrauern.

Ja, auch „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ ist ein bis zum letzten Moment durchgeplantes Produkt aus dem Hause Disney, das unzweifelhaft in wenigen Wochen zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählen wird. Aber im Innersten ist es ein purer Star Wars-Film, der in epischer Größe vom persönlichen Kampf eines Individuums um die richtige Entscheidung erzählt. Dieser Kontrast von Epos und Intimität war stets der Kern der Star Wars-Saga, die unsere Ära mehr prägte, als jede andere Erzählung, und hier zu einem überwältigenden Abschluss kommt.

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ startet am 18. Dezember im Kino.

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers • USA 2019 • Regie: J.J. Abrams • Darsteller: Daisy Ridley, John Boyega, Oscar Isaac, Carrie Fischer, Mark Hamill, Billy Dee Williams

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