24. Mai 2018 1 Likes

Han Solo als Langweiler

„Solo“ ist die bislang schwächste Star Wars-Story (inklusive Prequels und Ewoks-Abenteuer)

Lesezeit: 3 min.

Haben wir uns all die Jahre geirrt? Ist Han Solo in Wirklichkeit gar nicht der coole Typ, als der er in der ersten Star Wars-Trilogie erschien? Diesen Eindruck könnte man nach den ermüdenden 135 Minuten bekommen, die Ron Howards (und ein bisschen Phil Lords & Christopher Millers) „Solo“ braucht, um eine der ikonischsten Figuren des amerikanischen Kinos zu entmystifizieren.

Das Problem sind dabei weder die Streitigkeiten über die Regie, die zum Feuern des durch „The Lego Movie“ bekannten Duos Lord & Miller führte, woraufhin Routinier Ron Howard erhebliche Teile des Films neu drehte, und auch nicht Hauptdarsteller Alden Ehrenreich, der seine Sache erstaunlich souverän macht. Das Problem ist vielmehr der zwanghafte Versuch, eine Figur bis in die kleinste Kleinigkeit zu erklären, obwohl sie schon in der Original-Trilogie weniger als runder Charakter mit Tiefe funktionierte, sondern vor allem einfach ein lässiger Typ war.

Mag es – um bei der anderen ikonischen Harrison Ford-Performance – zu bleiben, noch amüsant gewesen sein, im 15minütigen Prolog von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ zu erfahren, wie Indy zu Narbe, Schlangenphobie und Hut kam, ist es für einen kompletten, überlangen Film auf Dauer wenig befriedigend wirklich jedes Detail penibel erklärt zu bekommen: Hat wirklich jemand brennend darauf gewartet zu erfahren, wie Han Solo seinen Namen bekommen hat oder wo er seinen Blaster her hat? Dass er den Millennium Falcon beim Kartenspielen von Lando Carlissian gewonnen hat, ist vielleicht schon etwas spannender. Und wer unbedingt erfahren möchte, warum es so eindrucksvoll ist, dass Han den Kessel Flug in weniger als 12 Parsecs geschafft hat, für den liefert „Solo“ alle Antworten.


Ob da oben ein besserer Film läuft?

Als Teil des „Star Wars“-Universums funktioniert der vierte der neuen Star Wars-Filme jedoch nur bedingt, versucht es auch nur zum Teil. Weniger um Weltraumabenteuer geht es hier, als um handfeste, auch mal dreckige Action, es wird mehr gerannt und geprügelt als mit Laserwaffen geschossen und die Macht spielt schon mal gar keine Rolle. Statt dessen wird von Hans erster Lieber Qi’ra (Emilia Clarke) erzählt, mit der er einst auf dem Planeten Correlia in Zuständen lebte, die Sklaverei ähnelten. Doch während Han entkommen konnte und sich der Bande um den Schmuggler Beckett (Woody Harrelson) und seiner Gefährtin Val (Thandie Newton) anschließt, bleibt Qi’ra zurück und wird Gespielin des finsteren Dryden Vos (Paul Bettany). Das Mineral Coaxium (der Macguffin bzw. das Unobtanium dieses Films) bringt die Figuren zusammen, irgendwann stoßen auch noch Chewbacca (Joonas Suotamo) und der junge Lando (Danny Glover) zum Team hinzu und ein paar generische Actionszenen später ist Han Solo endgültig entmystifiziert.

Natürlich sieht das alles leidlich gut aus, die Effekte sind makellos, die Ausstattung bunt und detailreich, doch was hilft es, wenn all das nicht in eine Geschichte eingebettet ist, die mehr sein will als Fan-Service? Was soll man etwa von einer Figur wie Landos Droide L3-37 halten, die immer wieder vollkommen kontextlos Droiden-Rechte einfordert als wäre sie eine revolutionäre Suffragette? Für sich genommen amüsant, im Kontext des gesamten Films dagegen nicht mehr als Stückwerk. Und das ist am Ende das Manko von „Solo“: Ein Haufen zusammengeworfener Ideen, manch hübscher Momente und eindrucksvoller visueller Augenblicke, aber als Ganzes ist diese „Star Wars“-Story vollkommen unterentwickelt.

„Solo: A Star Wars Story“ startet am 24. Mai im Kino. Abb. © Lucasfilm/Disney

Solo: A Star Wars Story • USA 2018 • Regie: Ron Howard • Darsteller: Alden Ehrenreich, Emilia Clarke, Donald Glover, Woody Harrelson, Joonas Suotamo, Thandie Newton, Paul Bettany

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