„The Monkey“ – Ohne Nicolas Cage, dafür mit einem Killer-Affen
Oz Perkins erweist sich auch im „Longlegs“-Nachfolger als origineller Horror-Regisseur
Eigentlich hätte man gedacht, dass so ziemlich alles, was Stephan King (im Shop) im Laufe seiner langen Karriere zu Papier gebracht hat, auch schon verfilmt wurde. Aber mit „The Monkey“ hat Oz Perkins – der letztes Jahr mit „Longlegs“ einen überraschend großen Erfolg feierte – doch noch einen King-Stoff gefunden, der noch nicht den Weg auf die Leinwand gefunden hat.
1980 hatte King die Kurzgeschichte geschrieben (auf Dt. im Sammelband „Blut – Skeleton Crew“; im Shop), angesichts der nihilistischen Konnotationen mag man Schlüsse auf seinen psychischen Zustand in dieser Phase seiner Karriere ziehen, die damals auf ihrem ersten Höhepunkt angelangt war. Vom unausweichlichen Schicksal handelt nun auch die Filmversion, die dank höchst origineller (und blutiger) Todesfälle bisweilen wie eine groteske Horrorkomödie wirkt, angesichts ihrer Thematisierung der Frage, ob es überhaupt einen freien Willen gibt, oft auch wie ein Film der Coen-Brüder – nur noch eine Spur blutiger.
Hauptfigur ist in gewisser Weise der titelgebende Affe, ein Kinderspielzeug, das, wenn man es mit einem Schlüssel aufzieht, ein wenig trommelt. Unzerstörber scheint dieser Affe, eine unerklärliche, ja, göttliche Entität, die das Schicksal der menschlichen Protagonisten auf extreme Weise beeinflusst.
Als Kinder hatten Hal und Bill den Affen geschenkt bekommen und wenig Interesse an ihm gezeigt. Hal jedoch, der nicht nur von seinem drei Minuten älteren Zwillingsbruder Bill getriezt wurde, sondern auch in der Schule keinen guten Stand hatte, scheint schon als Kind zu ahnen, welche Fähigkeiten der Affe besitzt. Den Wunsch, seinen Bruder zu töten erfüllt der Affe allerdings nicht, statt dessen erwischte es dummerweise die Mutter. Das Schicksal ist eben kein Wunschkonzert, wie die Brüder spätestens 20 Jahre später erkennen müssen, als der lange scheinbar gut begrabene Affe wiederauftaucht und beginnt, eine Spur der Verwüstung hinter sich zu lassen.
Inzwischen ist Hal Vater geworden, auch wenn seine Beziehung zu seinem Sohn Petey eher distanziert abläuft: Einmal im Jahr sieht Hal ihn, mehr wagt er nicht, denn das Gefühl, seiner Umgebung Schaden zuzufügen, lässt ihn nicht los.
Seit einigen Jahren dreht Oz Perkins, Sohn von Psycho-Hauptdarsteller Anthony, nun schon Filme, doch erst mit seinem Überraschungserfolg „Longlegs“ wurde er einem breiteren Publikum bekannt. Nicht zuletzt eine kleine, aber sehr markante Performance von Nicolas Cage sorgte für den Erfolg, doch auch der 70er Jahre Retro-Stil zeigte, dass Perkins eine eigene Handschrift besaß.
Stilistisch kann er in „The Monkey“ nicht an diese Qualität anknüpfen: Deutlich konventioneller gefilmt wirkt der Thriller, zurückgenommener, weniger markant. Was allerdings nicht für die teils schön spektakulären, sehr blutigen Todesfälle gilt, die der Affe verursacht. In diesen Momenten wirkt „The Monkey“ wie eine überdrehte Horror-Komödie, wie kaum mehr als eine Variante von Filmen wie der „Final Destination“-Reihe etwa, doch damit will sich Perkins nicht begnügen.
Ganz langsam wird die Frage angerissen, ob die bizarren Todesfälle, die der Affe verursacht, nicht eine Art göttliche Fügung darstellen, ob sie als etwas unausweichliches, schicksalshaftes zu verstehen sind, dem Hal nicht entkommen kann. Zunehmend apokalyptisch wirkt die Welt von „The Monkey“, bis schließlich gar der biblische Pale Rider, der blasse Reiter, Hals Weg kreuzt. Ob es nun Gott oder der Affe ist, an den man glaubt spielt am Ende keine Rolle: Seinem vorbestimmten Schicksal kann niemand entkommen.
The Monkey • USA 2025 • Regie: Oz Perkins • Darsteller: Theo James, Tatiana Maslany, Elijah Wood • ab 20. Februar im Kino
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