3. September 2023

„Moving“ – Koreanische Superhelden

Eine neue Disney+-Serie weiß bekannten Mustern originell zu variieren

Lesezeit: 3 min.

Durch den enormen Erfolg der Netflix-Serie „Squid Game“ und dem Oscar-Gewinn von Bong Joon-Hos „Parasite“ ist Korea auch auf dem Schirm beiläufiger Zuschauer angekommen. So überrascht es nicht, dass nun auch Disney+ eine Serie aus dem asiatischen Land puscht und weltweit bewirbt. Die Rede ist von „Moving“, einer 20teiligen Serie, die auf einem Webtoon basiert.

Satte 40 Millionen Dollar hat die Serie gekostet, ein für koreanische Verhältnisse sehr hohes Budget, das sich vom ersten Moment an bemerkbar macht. Denn gleich in der ersten Einstellung sieht man den jungen Bong-seok (Lee Jung-ha) hoch über der Erde fliegen. Doch seltsamerweise kann er gleichzeitig riechen, was seine Mutter Kim Mi-hyeon (Han Hyo-joo) kocht. Des Rätsels Lösung: Bong-seok träumt nur, dass er fliegt, ein Traum, den er schon lange hat. Am Morgen geht es los in die Schule, seine Mutter gibt ihm Gewichte mit, die sich schnell als dringend notwendig erweisen. Denn tatsächlich hat Bong-seok die Fähigkeit zu fliegen, kann seine Gabe (oder seinen Fluch) allerdings noch nicht kontrollieren. Ebenso wenig wie seine neue Klassenkameradin Hee-soo (Go Youn-jung) ihre Fähigkeit rasend schnell zu rennen. Ihr Vater Jang Joo-won (Ryu Seung-ryong) betreibt ein Restaurant, doch das ist nur eine Fassade. Denn die Eltern agierten einst als Spezialagenten und haben ihre Fähigkeiten an ihre Kinder vererbt, was sich nun, in der Pubertät, langsam aber unausweichlich zeigt.

Zwei Erzählstränge ziehen sich durch die ersten Folgen von „Moving“: Zum einen eine Coming-of-Age-Geschichte, in der die jugendlichen Akteure nicht nur lernen müssen, mit ihren neu entdeckten Superkräften umzugehen, sondern auch die typischen Probleme von Heranwachsenden meistern müssen. Und zum anderen eine erst lokale, dann globale Verschwörung, in der ein Killer namens Frank (Ryoo Seung-bum) mitmischt, der bald in Korea auftaucht und jagt auf die älteren, sich längst im Ruhestand befindlichen Superhelden macht.

Auf den ersten Blick hört sich wenig an „Moving“ ungewöhnlich oder gar originell an: Junge Superhelden, die mit ihren Kräften hadern, kennt man schließlich aus Filmen und Serien von „X-Men“ bis „Heroes“ und auch regierungsnahe Superheldenorganisationen, die sich gegenseitig ausschalten, sind altbekannt. Was diese koreanische Serie aber ungewöhnlich und sehenswert macht, ist ihre Mischung aus Tonalitäten.

Wie auch die besten koreanischen Filme – neben dem schon erwähnten Bong Joon-ho ist im Westen sicherlich vor allem „Oldboy“-Regisseur Park Chan-wook bekannt – verbindet auch „Moving“ ganz unterschiedliche Genres, stellt melodramatische neben phantastische Momente, harte Actionsequenzen neben fast liebliche Szenen einer jugendliche Schulromanze. Und bei allem bleibt die von Park In-je inszenierte Serie durch und durch koreanisch und versucht nicht, sich bei einem internationalen Publikum anzubiedern.

Eine zunehmend wichtige Rolle spielt etwa das gespannte Verhältnis der beiden koreanischen Staaten, die seit Jahrzehnten in einem brüchigen Frieden nebeneinander existieren, durch eine schwer bewachte Grenzzone getrennt und stets in Sorge vor einem Angriff des eigentlichen Bruderstaates. Doch dieses große Ganze führt nicht dazu, dass in „Moving“ um die Rettung der Erde oder gar des ganzen Universums gekämpft wird, wie in allzu vielen amerikanischen Superheldenfilmen: Am Ende geht es um Familien, um Eltern und ihre Kinder, um ein friedliches Zusammenleben in einer Kleinfamilie.

Moving • Südkorea 2023 • 20 Folgen • jeden Mittwoch neue Folgen, am 20. September drei Folgen zum Finale

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