„Rebel Moon – Teil 1: Kind des Feuers“ – Zack Snyders „Star Wars“
Ein großes, nicht unbedingt originelles, aber unterhaltsames Weltraumabenteuer
Als großes, neues Science-Fiction Abenteuer wurde Zack Snyders „Rebel Moon“ angekündigt, als erster Blick in eine neue, unbekannte Welt, als erster Teil einer groß angelegten Weltraumsaga. All das ist „Rebel Moon“ natürlich nicht, aber wie könnte es auch anders sein? Dass Zack Snyder seine Idee für eine Weltraumoper einst Disney bzw. Lucasfilm als Fortsetzung aus dem „Star Wars“-Kosmos vorstellte ist bekannt, dass es also Ähnlichkeiten zum Urvater moderner Science-Fiction dieser Art gibt ist nicht zu vermeiden.
Das beginnt schon bei der Mythologie, die von einem Imperium erzählt, das hier Motherworld heißt und kleinere Welten versklavt hat. Auf so einem Planeten befindet sich das kleine Bauerndorf Veldt, das wie eine Mischung aus Mittelalter, nordischen Mythen und allem anderen wirkt, das einem zum Thema malerisches Bauerndorf einfällt. Hier lebt Kora (Sofia Boutella), die im Werbetext des Films als „stille Fremde mit einer mysteriösen Vergangenheit“ beschrieben wird, womit eigentlich schon alles klar ist. Ja, sie hat eine Verbindung zu den obersten Sphären der Macht, agiert nun aber als Anführerin der nein, nicht sieben, aber am Ende sechs Weltraumhelden, die sich zur Verteidigung des Dorfes zusammenfinden.
Denn neben Star Wars waren für Zack Snyder die Filme von Akira Kurosawa Vorbild (die ja auch schon Lucas inspiriert hatten), besonders der Überklassiker „Die Sieben Samurai“. Denn der finstere, dank schnieker Lederuniform und Undercut wie ein typischer Nazi-Bösewicht wirkender Atticus (Ed Skrein) verlangt von den Bauern hohen Tribut. Also brechen Kora und der Bauer Gunnar (Michiel Huisman) auf, um eine handvoll Söldner aufzutreiben, die ihnen im Kampf gegen die übermächtige Motherworld zur Seite stehen. In kurzen Szenen wird eine hübsch diverse Gruppe Kämpfer engagiert, darunter der Ex-General Titus (Djimon Hounsou), die Samurai-Kämpferin Nemesis (Doona Bae) und der undurchschaubare Kai (Charlie Hunnam), der tatsächlich in einem Saloon mit allerlei schrägen Gestalten zur Gruppe stößt, ja, die Cantina-Szene lässt grüßen …
Angesichts des Versprechens, das „Rebel Moon“ eine neue Science-Fiction-Welt begründet verwundert es doch ein wenig, das praktisch jede Szene, jeder Name, jeder Plotpoint eine Vorlage in der Welt der Mythologie oder des Science-Fiction-Kinos hat, das kurz gesagt kein Moment wirklich original oder originell wirkt. Was allerdings auch kaum verwundert, denn was soll man auch erzählen, wenn man einen Film dieser Art dreht? Schon der erste direkte „Star Wars“-Abklatsch „Kampfstern Galactica“ variierte nur das, was das große Vorbild besser gemacht hat, und in den seitdem vergangenen 45 Jahren gelang es niemanden, eine wirklich neue, ungewöhnliche Science-Fiction-Welt dieser Art zu entwerfen. Das versuchten vor ein paar Jahren auch die Wachoswski Geschwister mit „Jupiter Ascending“, ein Versuch, der allgemein verlacht wurde, teils zurecht, teils aber auch zu unrecht. Ähnliches droht nun auch Zack Snyders Weltbegründer „Rebel Moon“, dessen zweiter Teil im April folgt, Comics, Animes und Serien sind geplant, eine große Welt könnte entstehen, die dann vielleicht auch Raum für kleinere, ungewöhnlichere Wege öffnet.
Denn so generisch fast alles an „Rebel Moon“ auch wirken mag, mitreißend sind viele Momente dennoch. Zwar macht sich das etwas niedrige Budget von „nur“ circa 170 Millionen Dollar, das für zwei Filme reichen musste, bisweilen bemerkbar. Gerade wenn man den Film im Kino sieht, irritieren manche Unschärfen und ein zu großer Einsatz an Greenscreen, andere Momente aber sind klassische Snyder-Momente: Die verzögerte Zeitlupe vor allem, heroische Schlachtmomente, Pathos, dies sind die Bereiche, in denen sich Snyder wohlfühlt, egal ob er sich im antiken Griechenland bewegt, gegen Zombies gekämpft wird oder in einem Misch Masch wie diesem Cowboy, Samurai und Weltraum-Mythen aufeinanderprallen und sich zu einer wilden, nicht originellen, aber unterhaltsamen Melange formen.
Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers • USA 2023 • Regie: Zack Snyder • Darsteller: Sofia Boutella, Charlie Hunnam, Jena Malone • Netflix
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