30. August 2019 2 Likes

Zombies im Streichelzoo

„Little Monsters“ - Die fröhlichste Zombie-Apocalypse des Jahres!

Lesezeit: 4 min.

Nachdem Taugenichts Dave seine Freundin beim Sex mit einem anderen erwischt hat, sucht der Ex-Heavy-Metal-Gitarrist Zuflucht bei seiner Schwester, was diese nur mit Zähneknirschen in Kauf nimmt, da sie einen schlechten Einfluss auf ihren kleinen Sohn Felix fürchtet, denn der gescheiterte Rocker flucht nicht nur wie ein Rohrspatz, sondern zeichnet sich auch ansonsten nicht gerade durch die feine englische Art aus. Als Dave sich eines Tages nützlich machen und Felix vom Kindergarten abholen will, trifft er dort auf die durch und durch engagierte und temperamentvolle Erzieherin Miss Caroline. David verliebt sich augenblicklich in die Schönheit und ergreift eine sich zufällig bietenden Gelegenheit, das Ziel seiner Begierde bei einem Kindergartenausflug in den Streichelzoo als Betreuer zu begleiten. Womit er allerdings nicht gerechnet hat: Schon bald nach Ankunft macht ihm nicht nur ein alkohol- und sexsüchtiger, völlig verbitterter Kinderfernsehstar, sondern außerdem eine Zombie-Invasion das Leben schwer … Dave und Miss Caroline haben alle Hände zu tun, die Kids möglichst unbeschadet aus dem Horrorszenario wieder herauszubringen …

Wer beim Wort „Zombie“ aus dem Gähnen nicht mehr rauskommt, beglückt die Umwelt nicht zu Unrecht mit seinem hoffentlich nicht ganz so untot muffelnden Atem: Wenn es ein Filmmonster gibt, das in den letzten Jahren regelrecht zu Schande geritten wurde, dann ist das der Zombie. In Zilliarden an verschiedenartigsten Filmen und Serien kraucht der Widergänger durch die Botanik, fürchten tut sich schon längst kaum noch jemand mehr, Zombies sind daily business und mittlerweile wohl auch dem größten Fan leicht fad. So erzeugte selbst der Dauerbrenner „The Walking Dead“ in den letzten Staffeln eher Unmut als Frohlocken – wer heute noch Zombies aus der Kiste packen will, braucht einen guten Grund. Den hatte letzten Dezember tatsächlich das humorvolle Musical „Anna and the Apokalypse“, stolperte aber auf den Weg ins Ziel, da man den reizvollen Ansatz mit zunehmender Laufzeiten zu Gunsten von (zudem viel zu ernster) Genrebeliebigkeit fallen ließ.


Ein klarer Fall für die chemische Reinigung. „Little Monsters“

Genau das kann man „Little Monsters“ wahrlich nicht vorwerfen. Der australische Regisseur Abe Forsythe zieht seine Grundidee bis zum Abspann durch und die geht so: „Little Monsters“ ist kein Zombiefilm, sondern im Kern eine Mischung aus (leicht vulgärer) Romcom und Kinderfilm, in die Zombies reingewürfelt wurden und das mit einer schwer sympathischen Nonchalance: Da steht die obligatorische Militärbasis, die dank dem obligatorischen fehlgeschlagenen Experiment – auf das folgerichtig mit keinem Wort näher eingegangen wird, da eh völlig unwichtig – für die Plage verantwortlich ist, ganz in der Nähe eines Streichelzoos, da meint der Befehlshaber der anrückenden Einheit nur „Wieder was mit Zombies!“, woraufhin routinemäßig zurückgefragt wird „die Schnellen oder die Langsamen?“. Der Punkt ist: „Little Monsters“ weiß, dass das alles schon zigmal da gewesen ist, er weiß, dass er eigentlich nichts Neues erzählt und konzentriert sich statt dessen lieber auf seine menschlichen Protagonisten, das ungewöhnliche Setting, das in seiner ausgestellten Harmlosigkeit in einem steilen Kontrast zum blutigen Geschehen steht und natürlich auf den Umstand, dass im Mittelpunkt der Apokalypse eine Gruppe Kindergartenkinder stehen, die von all dem Horror tunlichst nichts mitbekommen sollen.


Schergen, die auf Zombies starren. „Little Monsters“

Und das ist – nicht zuletzt dank einer blendend aufgelegten Cast (die ohnehin anbetungswürdige Lupita Nyong’o trumpft als Miss Caroline selbst in diesen für ihre mittlerweile erreichten Verhältnisse ganz schön kleinen Film mit einer enorm lebhaften Darstellung groß auf) – so herzig, so voller erinnerungswürdiger Momente und vor allem so konsequent durchgezogen, dass man schnell vergisst, dass es sich letztendlich doch nur um die x-te Zombie-Apokalypse dreht. Wenn Miss Caroline im knallgelben, mit Blümchen gemusterten 50er-Jahre-Dress mit einer Schaufel Zombies Saures gibt, die Kids mittels einer Polonaise durch eine Untotenhorde geführt werden, Darth-Vader-Fan Felix in voller Montur zur Rettungsmission aufbricht oder die ganze Truppe auf einem Traktor (!) vor einer Zombie-Horde davontuckert, während die stets um ihre Schützlinge besorgte Überaufseherin auf ihrer Ukulele (!!) allerhand schmissige Songs zum Besten gibt, um die Kids bei Laune zu halten, was schließlich auch die Zombies (!!!) – selbstverständlich im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeit – zum Mitsingen animiert, ist das natürlich Respektlosigkeit in seiner reinsten Form, Horror-Traditionalisten werden vermutlich entsetzt die Köpfe gegen die Wand hämmern, aber ebenso ein gangbarer Weg ein vor allem um sich selbst kreisendes Genre aus seiner völligen Erstarrtheit zu holen.

Ein kleines Juwel; albern ja, aber wirklich süß und mit dem Herz am rechten Fleck!

Die Apokalypse darf ruhig auch mal Spaß machen!

„Little Monsters“ läuft seit dem 29.08.2019 im Kino.

Little Monsters (USA/Australien/Großbritannien 2019) • Regie: Abe Forsythe • Darsteller: Lupita Nyong’o, Josh Gad, Stephen Peacocke, Nadia Townsend, Alexander England, Jason Chong, Felix Williamson, Henry Nixon

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