20. Mai 2018

Die KI kann Katzenmusik

Mit „A.I. Duet“ versucht eine Künstliche Intelligenz, Klavier im Team zu spielen – und versagt

Lesezeit: 2 min.

Man stelle sich vor, David, das gruselige Androidenkind aus A.I. Artificial Intelligence, würde an ein Klavier gesetzt und solle versuchen, ein Duett mit einem Menschen zu spielen. Das seelenlose Geklimpere, das in meiner Vorstellung dabei herauskäme, beschreibt recht gut die Darbietung, die A.I. Duet abliefert, eine der jüngsten Spielereien auf Googles Open-Source-Projektseite A.I. Experiments.

Wie Yotam Mann, der Programmierer hinter dem Musikroboter erklärt, ist sein Duettcomputer ein Kind der Google-Initiative, die Öffentlichkeit mit den Handwerkskästen neuraler Netzwerke und des Machine Learnings vertraut zu machen. Der Algorithmus, den Mann aus Googles Code gebastelt hat, konstruiert Melodien (wenn man sie denn so nennen kann) dementsprechend nicht aus vorgegebenen Befehlen, sondern flechtet seine musikalischen Antworten aus selbsterlernten Mustern, die er sich von einer umfassenden Datenbank an menschengemachter Musik abgeschaut hat.

Der Ansatz ist im Prinzip derselbe wie bei allen Big-Data-basierten KIs: Füttere das künstliche Hirn mit genügend Beispielen aus der realen Welt und lass es selbst herausfinden, wie die Dinge funktionieren. Das Ergebnis erinnert nur leider mehr an die musikalische Version eines Chatbot-Gesprächs, und auch wenn ein Klavierroboter nicht in der Gefahr steht, zum Rassisten zu werden, wissen wir alle, wie uninspiriert solche Konversationen für gewöhnlich ausgehen.

Das beginnt schon damit, dass die KI auf meine Tasteneingaben zeitversetzt reagiert, was jeden Versuch eines echten gemeinsamen Alternierens im Keim erstickt. Abgesehen davon scheint die Software sich auch nicht sonderlich viel Mühe zu geben, mit meinen Eingaben in irgendeiner Form kreativ zu jonglieren. Sie beschränkt sich stattdessen für gewöhnlich auf ein recht chaotisches Wiederkäuen der Noten, die ihr präsentiert werden. Kreativität sieht eben doch ein wenig anders aus.

Der zweithöchstbewehrtete Kommentar unter Manns Youtube-Präsentation malt halb ironisch bereits den ultimativen AI-Bösewicht Skynet an die Wand. Aber keine Angst: Der einzige, dem dieses „A.I. Duet“ den Schweiß auf die Stirn treibt, ist höchstens derjenige, der versucht, damit in irgendeiner Weise so etwas wie Musik zustande bringen zu wollen.

Mein Fazit: Wir müssen uns, denke ich, erstmal keine Sorgen machen.

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