10. März 2021

„Disjunction“: New Yorker Pixelpunk

Kurztest: Solide Stealth-Action der nicht allzu anspruchsvollen Art

Lesezeit: 3 min.

Auch wenn sich trotz der brachialen Technikbauchlandung von Cyberpunk 2077 (hier nochmal unser Review) wohl auf längere Sicht die Vorstellung durchsetzen dürfte, Cyberpunk nun im Gamebereich mit CD Projekt Reds Opus quasi gleichzusetzen, sollten kleinere Vertreter des Genres nun nicht unter den Tisch fallen. Zu diesen gehört Disjunction des amerikanischen Indie-Studios Ape Tribe Games, in dem wir aus der Iso-Perspektive in einer reinen Singleplayer-Kampagne mit drei spielbaren Charakteren einer großen Sache auf der Spur sind.

Denn im düsteren New York der Zukunft des Jahres 2048 zirkuliert eine fiese Droge namens Shard, was natürlich mit viel Kriminalität einhergeht und die Stadt in Angst versetzt. Als wäre dies nicht schlimm genug, wird das allgemeine Klima von Anschuldigungen zusätzlich vergiftet, sodass sich unsere drei Helden als besonders engagierte, teils augmentierte Bürger der Stadt aufmachen, den Hintergründen von Shard auf die Schliche zu kommen und dabei eine groß angelegte Intrige aufzudecken.

Der Spielverlauf unterteilt sich dabei in Textdialoge (auch auf Deutsch) mit mehreren Antwortoptionen (die sogar Auswirkungen auf das Ende haben), kleinen Sequenzen und hauptsächlich dem Bestehen von Missionen, in denen wir mit unserer jeweiligen Figur durch Klinken, Labore oder anderweitig begrenzte Settings schleichen. Um in den im klassischen 8- bzw. 16-Bit-Design gehaltenen Szenarien voranzukommen, müssen Wachen, Kameras und Roboter überwunden werden, wobei es uns überlassen bleibt, ob wir deren klar umrissenen Lichtkegeln ausweichen oder ihnen mithilfe unserer Skillsets die Lichter ausblasen.

Zum Repertoire gehören u.a. eine mittels Fadenkreuz ausrichtbare Schockpistole, Gasgranaten und ein Knüppel ebenso wie etwa eine mehrfach einsetzbare Selbstheilung. Alle Skills können im Lauf der Kampagne außerdem aufgewertet werden; zumindest dann, wenn wir unsere erkämpften Erfahrungspunkte klug zwischen den Leveln verteilen.

Die Areale gestalten sich insgesamt übersichtlich, allerdings gehört es zum Reiz des hier präsentierten Retrogameplays, dass wir immer wieder von noch nicht sichtbaren Wachen bzw. deren Lichtkegeln überrascht werden und es uns im Fall der Entdeckung an Schutz oder Fluchtwegen mangelt. Meist ist es tatsächlich ratsam, einfach nur möglichst alle Feinde niederzuknüppeln, ehe sie uns mit ihrer besseren Bewaffnung recht schnell die Lebensanzeige leeren.

Rücksetzpunkte innerhalb der Gebiete vermindern dabei aufkommenden Frust, jedoch fordert Disjunction als letztlich weder besonders schweres und bezogen auf die Missionen sehr kurzweiliges Stealth-Action-RPG auch nicht allzu viel von uns. Wichtige Gegenstände wie Schlüsselkarten, um in den nächsten Bereich vorzustoßen, sind meist flott gefunden und wer den schnellen Umgang mit den Skills sowie die gut von der Hand gehende Steuerung beherrscht, kämpft oder stealtht sich flüssig durch das ansonsten immerhin auch ordentlich erzählte Spiel.

Aufmerksame Leser haben es sicher schon bemerkt: Disjunction zählt nicht unbedingt zu den abwechslungsreichsten Titeln und obwohl der leicht düstere Soundtrack im Verbund mit der Retrografik sehr stilechtes Cyberpunkfeeling verströmt, wird hier nicht wirklich großes Kino geboten. Wer jedoch zum überschaubaren Preis von aktuell rund 15-16 Euro Lust hat, sich auf PC, PS4, Xbox One oder Switch durch eine ordentlich programmierte (wir spielten auf PS4) Zukunftsvision von New York zu pixeln, macht mit Disjunction sicher nicht viel falsch. Ein Lesefaible ist bei der hohen Anzahl an Texten aber vorausgesetzt.

Fazit

Spielerisch simpler, charmant präsentierter und solide durchkomponierter Retrotrip in eine düstere Zukunft, der Indie-Fans mit nicht allzu großen Ansprüchen ans Herz gelegt werden kann.

Disjunction • Ape Tribe Games • Stealth-RPG/Action • PC/PS4/Xbox One/Switch

Abb. © Sold Out

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