5. Juni 2021 2 Likes

„Subnautica: Below Zero“ – Eisig gut

Das jüngste Standalone führt die Erfolgsgeschichte der Survival-Reihe mühelos fort

Lesezeit: 5 min.

Schon vor ein paar Wochen war uns der Release von Below Zero, der Quasi-, aber eben nicht Ganzfortsetzung von Subnautica, sehr gerne eine News wert. Nun liegt das Survival-Abenteuer seit Mitte Mai zum Preis von rund 30 Euro digital für alle Konsolen und PC bereit, sodass wir es kaum abwarten konnten, uns nach dem gefeierten Vorgänger wieder in die komplexen Mechaniken von Subnautica und dessen faszinierender Grundstimmung hineinzufuchsen. Die Ankündigungen der Macher von Unknown World ließen schließlich zusätzlich aufhorchen. Da war von mehr Story, neuen Fahrzeugen und eben einem frischen Setting die Rede, wobei letzteres sich zunächst als relativ herausstellt.

Denn in Below Zero kehren wir zurück auf den Wasserplaneten 4546B, jedoch in als Robin Ayou, die sich auf der Suche nach ihrer Schwester Sam befindet. Die soll auf dem Planeten verunglückt sein, doch Robin will sich selbst versichern, was geschehen ist, und nimmt dafür ein gefährliches Abenteuer auf sich, in dem zu allem Übel ihrem bisherigen Arbeitgeber keine rühmliche Rolle zugedacht ist. Die Ereignisse werden wie schon im Vorgänger hauptsächlich über ausgiebige, meist richtig gut vertonte (englische) Audiologs mit deutschen Untertiteln und mehreren Zwischensequenzen präsentiert. Der Anteil an Dialogen und ebenso der Informationen rund um den Planeten und seine Flora und Fauna scheinen im Vergleich zum letzten Ausflug spürbar zugenommen zu haben, was dem Eintauchen in die spannende Handlung sehr zugute kommt.

Eintauchen ist bei Below Zero natürlich das entscheidende Gameplay-Stichwort, denn in der zwar etwas reduzierteren Spielwelt (Stichwort Standalone) geht es meist unter die Oberfläche ins kühle eisige Nass. Doch auch bei der Erkundung zu Lande kämpfen wir mit Robin aus der Ego-Perspektive gegen Schneestürme, extrem niedrige Temperaturen und so manches Alien, sodass die für Subnautica essentiellen Survival-Mechaniken an jeder Stelle der ca. 25-stündigen Kampagne zum Tragen kommen. Denn ob der obligatorische Blick auf den sinkenden Sauerstoffrest, die Suche nach Nahrung oder Wärme in Gestalt glühender Alienblumen und das Ausschauhalten nach Rohstoffen zum Eigenbau von Werkzeugen und weiterer Items, Robin hat stets viel zu tun und im Hinterkopf zu behalten.

Hier kommt eine der großen Stärken des Titels zum Vorschein, denn die Entwickler verstehen es blendend, uns immer wieder neue Technologien und Entdeckungen vor die Nase zu setzen, die unser Interesse wecken und motivieren, beispielsweise mithilfe neuer Fahrzeuge die Welt zu erforschen. Neulinge müssen sich zwar erst mit dem Inventar und dessen Handling zurechtfinden, haben aber bald den Dreh ebenso raus wie Kenner des Vorgängers. Es ist einfach sehr befriedigend zu sehen, wie die zunächst minimalistische Ausrüstung nach wenigen Spielstunden wächst und Robin auch mittels mehrerer Basislager (mobil wie stationär) und Kenntnis speziell der gefährlicheren Planetenbewohner immer mehr Herrin der Lage wird. Da für das Crafting oft nicht allzu viele Ressourcen vonnöten sind, erleichtert uns Below Zero sowohl den Einstieg als auch die konstante Freude an der Entwicklung – einfach eine gute Balance!

Das vielleicht beste Beispiel hierfür liefert das Unterwasserfahrzeug Seebahn, welches neben verschiedenen funktionalen Abteilen wie Schlaf- und Stauräumen mit allerhand Deko (z.B. Möbel) ausgestattet werden kann, um sich einfach nur wohlzufühlen. Ebenso wichtig ist etwa der sogenannte Krebs, ein Exoskelett, welches die mutige Forscherin vor Feindattacken schützt und das mit einem Kletterhaken und weiteren hilfreichen Tools bestückt werden kann, um an Gefahren ggf. sogar ohne Kampf vorbeizukommen. Man muss sich aber bei den Gefechten ohnehin darüber im Klaren sein, es hier nicht mit einem Actiongame zu tun zu haben. Zwar kann sich Robin beispielsweise mit einem Torpedoarm ihres Krebsskeletts gegen Feinde zur Wehr setzen, zur beinharten Kriegerin mutieren wir aber nicht und es macht definitiv nicht den Reiz dieses Spiels aus, sich durch die Welt schnetzeln zu wollen.

Der besteht nämlich neben dem motivierenden Crafting im Erarbeiten der subtilen Storypfade, was wir über die Kampagne ohne viel direkte Zielhilfe selbst zu leisten haben. Nur wer zu Wasser und zu Lande nach Hinweisen sucht, ohne genau zu wissen, wann der nächste Plotpoint auf ihn wartet, kommt in der Handlung voran, wobei nach deren Abschluss die Möglichkeit besteht, weiter an den Basen herumzutüfteln und sich auf dem Planeten auszutoben.

Below Zero unterstreicht diese Freiheit mittels mehrerer Spielmodi, die uns, neben einem Kreativmodus ohne Story, in dem alle Ressourcen überreichlich vorhanden sind, drei Abstufungen der Kampagne servieren. Zum einen als Survival mit Kälte, Hunger und Durst als Herausforderungen, in dem freies Speichern erlaubt ist, Robin aber auch Ressourcen verliert. In der Hardcore-Option endet die Partie bereits komplett nach dem ersten Ableben und zu guter Letzt existiert noch die Möglichkeit zum freuen Spiel, in dem die gerade genannten Herausforderungsfaktoren wiederum keine Rolle spielen.

Wer jedoch nach dem ersten Durchgang weiteren Tiefgang bei einem erneuten Start der Geschichte erhofft, dürfte enttäuscht sein, da die Story sehr geradlinig gehalten wurde und es außer den relevanten Schnipseln und Plotpoints nichts Weiteres in dieser Hinsicht zu entdecken gibt. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass Below Zero uns mit einer gut geschriebenen, stellenweise überraschend tiefsinnigen Geschichte bewegt, obwohl ja nicht wirklich viele Figuren auftauchen und das Spieltempo von unseren Crafting- und Erkundungstouren bestimmt wird.

Richtig gelungen ist dazu die Inszenierung des Wasserplaneten und insbesondere dessen Kälteeinwirkung. Speziell wenn wir unter Wasser unterwegs sind, überzeugt die Grafik auch ohne High-End-Brillanz (wir spielten auf PS4) mit stimmungsvollen Effekten, fantastischen (vielen friedlichen) Tierwesen sowie reichlich Abwechslung, wobei manche Textur oder auch die Bildrate eine weitere Überarbeitung stellenweise verdient gehabt hätte. Spielerisch könnte noch man dazu noch bemängeln, dass die Orientierung speziell in den Grotten leichter hätte ausfallen können und eben auch manche Audiologs zu verplappert daherkommen.

Solche leicht verschmerzbaren Punkte reißen aber andererseits schon das bemerkenswert kribbelige Sounddesign, das uns gerade bei so mancher Gefahr mit Adrenalin geflutet hat, ebenso raus wie die herausragend hohe Quote in Sachen Abwechslung sowohl bei der Inszenierung der eben nicht allzu üppigen Spielwelt wie der Vielfalt an Optionen beim Crafting und der Ausgestaltung unseres Equipments.

Fazit

Wer den Vorgänger schon mochte, muss auch diesmal zugreifen. Aber  Neulinge dürfen sich nicht weniger auf ein Survival-Abenteuer voller Vielfalt, Spieltiefe und interessanter Handlung freuen.

Subnautica: Below Zero • Unknown World Entertainment • Survival-Adventure • PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/Switch/PC

Abb. © Unknown Worlds Entertainment

 

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