TV-Tipp: „George Orwell, Aldous Huxley - 1984 oder Schöne neue Welt“
Die Doku auf Arte
„Brave New World“ (1932) oder „1984“ (1949)? Die beiden zentralen Dystopien des 20. Jahrhunderts, zwei Romane, an denen man kaum vorbei kommt, schon gar nicht, wenn man sich für Science-Fiction interessiert. Aldous Huxley (im Shop) und George Orwell (im Shop), beides Briten, beides Eton-Schüler, beide Visionäre mit sehr unterschiedlichen Visionen von der Zukunft. Beide ziemlich totalitär, aber mit grundverschiedenen Ansätzen.
Den Ähnlichkeiten und Unterschieden spürt die Dokumentation „George Orwell, Aldous Huxley - 1984 oder Schöne neue Welt“ von Philippe Calderon und Caroline Benarrosh nach, die nun bei Arte bis zum 27. März 2023 in der Mediathek abrufbar und am Mittwoch, 12. Oktober um 21:40 Uhr auch regulär im Fernsehen zu sehen ist. Unbedingt sehenswert!
Arte beschreibt die gut einstündige Doku so:
Datenspeicherung, Fake News, Designerbabys, der massive Einsatz von Antidepressiva – die Realität von heute hat die Fiktion von gestern fast schon eingeholt. Bereits vor über 70 Jahren hatten zwei Schriftsteller vor solchen Entwicklungen in „Schöne neue Welt“ und „1984“ gewarnt. Die Ähnlichkeiten sind so frappierend, dass „1984“ nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika erneut auf den Bestsellerlisten der USA stand. Aldous Huxley und George Orwell erwiesen sich als geniale Zukunftsvisionäre.
Die beiden Engländer waren Zeitgenossen: Huxley wurde 1894 in Godalming in Sussex und Orwell, mit bürgerlichem Namen Eric Blair, 1903 im indischen Motihari geboren. Ihre Lebenswege kreuzten sich im berühmten Eton College, obwohl sie aus zwei völlig unterschiedlichen Welten kamen: Huxley entstammte einer britischen Intellektuellendynastie, während Orwell in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war. Orwell las „Schöne neue Welt“ kurz nach Erscheinen und schickte seinen Roman „1984“ direkt nach der Veröffentlichung an Huxley. Dieser schrieb daraufhin an Orwell, dass er seinen Roman als „von grundlegender Bedeutung“ ansehe, die Zukunft jedoch nicht auf eine Politik der schieren Gewalt – auf einen „Stiefel im Gesicht der Menschheit“ – reduziert werden könne. Anders ausgedrückt vertrat Huxley die Auffassung, dass seine Vision der Zukunft die wahrscheinlichere war: eine auf wissenschaftlichen Methoden aufbauende „perfekte“ Diktatur, in der die Individuen zu Herrschaftszwecken so programmiert werden, dass sie gerne dienen und ihr Sklavendasein sogar lieben. Bei Orwell hingegen kontrolliert der Totalitarismus die Gedanken und setzt gezielt Lügen sowie permanente Überwachung ein. Sind die unterschiedlichen alptraumhaften Zukunftsszenarien Huxleys und Orwells auf ihre unterschiedlichen Lebenswege zurückzuführen? Und leben wir heute eher in der Welt aus „1984“ oder in der „Schönen neuen Welt“?
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