20. März 2020 1 Likes

Und täglich grüßt die Angst

„Triangle“ - Ein Meisterwerk des Loop-Films

Lesezeit: 2 min.

Christopher Smith macht es einem nicht leicht. Der britische Regisseur legte 2009 mit „Triangle“ ein kleines Meisterwerk vor, über das man nur schwer schreiben kann, weil jeder Satz ein Stück Überraschung nimmt, die er Film aber unbedingt braucht. Entweder übersät man den Text also mit Spoiler-Tags oder verdirbt potentiellen Zuschauern den Spaß. Die Alternative, nämlich einfach gar nichts zu schreiben, wäre aber auch kein Zustand. Also begnügen wir uns mal mit etwas Name Dropping: Groundhog Day (Und täglich grüßt das Murmeltier), Retroactive und Los cronocrímenes (Time Crimes) sind offensichtliche Bezugspunkte. Aber „Triangle“ ergänzt das um andere Elemente aus der Ecke Zeitreise/Loop/Multiversum, entfaltet schnell eine ganz eigene Intensität und schüttelt die Vergleiche locker ab.

Allein die ersten und die letzten zehn Minuten sollten Filmschülern im Proseminar begegnen, denn schöner kann man kaum noch vorführen, welche Bedeutung beim Film die Wahl des Ausschnitts hat, in jeder Beziehung. Das, was in den ersten Minuten fehlt, irritiert – und das soll es auch. Das, was in den letzten zehn Minuten ergänzt wird, vervollständigt das Bild und gibt dem Film ein halbwegs plausibles psychologisches Rückgrat. Dazwischen ist der Terror-Loop, und der hat es in sich.


Jess hat ziemliche Probleme mit sich selbst. „Triangle“, Icon

Am Anfang steht ein Tagesausflug mit einem Segelboot, den sich die junge Mutter Jess (Melissa George) trotz ihres autistischen Sohns gönnt. Die anderen Teilnehmer des Ausflugs sind Freunde und Bekannte, man könnte auch sagen, die Opfer. Kaum ist man auf See, kommt erst die Flaute, dann der Sturm und schon treibt man Kiel oben im Wasser. Wie ein Gespenst taucht aus der Sonne heraus ein riesiger, alter Luxusliner auf und die Schiffbrüchigen klettern an Bord. Doch das Schiff ist menschenleer. Das ist creepy genug, aber Jess hat darüber hinaus auch noch ein massives Gefühl von déjà vu. – Hier war sie schon einmal. – Und dann werden ihre Freunde einer nach dem anderen von einer maskierten Gestalt getötet …

Smith streut nun Spuren, die dieses déjà vu untermauern. Erst findet Jess ihren Schlüsselbund, dann werden die Hinweise immer massiver (vorsichtig ausgedrückt!), um gegen Ende der zentralen Schiffssequenz in einer unfassbaren Szene zu gipfeln, die ein Höhepunkt des jüngeren fantastischen Films ist; da bleiben die Murmeltiere schlotternd im Bau. Und wenn man glaubt, mehr geht nicht, verlässt Smith das Schiff und kehrt zum Anfang des Films zurück, aber (s.o.) eben nicht mit dem billigen Genre-Trick Nr. 7b (»Jetzt geht alles wieder von vorne los«), sondern mit einem genialen Perspektivenwechsel, der das Zuvorgesehene in ein gänzlich neues Licht stellt und den Sinn stiftet, der „Triangle“ aus dem Genre-Einerlei hervorhebt.

Also: Je weniger man weiß, desto besser. Anschauen! 

Triangle (Australien/UK 2009 • Regie: Christopher Smith • Darsteller: Melissa George, Michael Dorman, Rachael Carpani, Henry Nixon, Emma Lung

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