2. August 2019 2 Likes

Heyne’s Best of Summer 2019

Die Science-Fiction-Sommerurlaubs-Buchempfehlungen der Redaktion

Lesezeit: 4 min.

Haben Sie schon den großen Sommer-Lesetyp-Test gemacht? Vielleicht lesen Sie gern große Schmöker – dann sind Sie bei unseren Top-Shelf-Empfehlungen genau richtig. Vielleicht packen Sie ihren Bücherkoffer (oder den Reader-Speicher) aber lieber nach der Devise „klein und fein“ – dann haben die Redakteurinnen und Redakteure von diezukunft.de hier ein paar Schmankerl. Vier Bücher, die Sie vom Pool oder aus dem Zugabteil fort in ferne Zukunftswelten entführen … Bittesehr!

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Elisabeth Bösl, diezukunft.de
Elisabeth Bösl empfiehlt:
Arkadi und Boris Strugatzki: Die Schnecke am Hang

Arkadi und Boris Strugatzki: Die Schnecke am HangAuf einem fernen Planeten haben die Menschen auf einem Hochplateau mitten im Urwald eine Station errichtet, von der aus der Urwald erforscht und verwaltet werden soll. Doch die Natur folgt den von den Menschen aufgestellten Regeln nicht: Der Wald verändert sich ständig, und die Kreaturen darin leben nach ihren eigenen Gesetzen. Das bekommt der Forscher Kandid zu spüren, als er nach einem Unfall in den Tiefen des Waldes gefangen ist. Er wird von den Ureinwohnern aufgenommen, doch etwas blockiert sein Gedächtnis, sodass er sich nur schemenhaft an sein altes Leben erinnern kann. Er weiß, dass er zurück in die Stadt muss – aber wie er dorthin gelangen soll, ist ihm ein Rätsel. Gleichzeitig versucht der Verwaltungsangestellte Pfeffer in der Station, einen Passierschein für den Wald zu bekommen, den er noch nie mit eigenen Augen gesehen hat. Doch so, wie Kandid im Wald gefangen ist, ist auch Pfeffer ein Gefangener des Verwaltungsapparats, der ihn dazu zwingt, selbst den sinnlosesten Anweisungen Folge zu leisten … „Die Schnecke am Hang“ ist zum einen eine beißende Satire auf den vollkommen außer Kontrolle geratenen Behördendschungel der ehemaligen Sowjetunion, weswegen dort zunächst nur die Geschichte Kandids veröffentlicht werden konnte. Pfeffers Kampf gegen den Amtsschimmel wäre nie durch die Zensur gegangen, daher versuchten es die Brüder bis 1988 gar nicht erst. Zum anderen ist „Die Schnecke am Hang“ ein wunderbares Planetenabenteuer voller spannender Wendungen, gefährlicher Situationen und skurrilen Figuren – und darum auch heute noch in höchstem Maße unterhaltsam.

Arkadi und Boris Strugatzki: Die Schnecke am Hang · Aus dem Russischen von Hans Földeak · 288 Seiten · E-Book: € 8,99 (im Shop)

Stefanie Brösigke, diezukunft.de
Stefanie Brösigke empfiehlt:
Seth Fried: Der Metropolist

Seth Fried: Der Metropolist„Der Metropolist“ ist eines der Bücher, die mich von der ersten Zeile an begeistert haben. Das mag auch daran liegen, dass mich Ich-Erzähler Henry Thompson so wunderbar an Sheldon Cooper erinnert (wenn Sie das erste Kapitel gelesen haben, werden Sie wissen, was ich meine). Besagter Henry ist Verwaltungsbeamter in der Verkehrsbehörde, der durch unglückliche Umstände gezwungen wird, in einer hochpolitischen Angelegenheit zu ermitteln und – oh Schreck – dafür sein Büro zu verlassen. Zu Henrys großem Leidwesen wird im auch noch OWEN zur Seite gestellt, das Interface des Supercomputers der Behörde. OWEN sieht nicht nur rasend gut aus, er hat auch einen etwas lockereren Lebensstil als Henry. Wenn die beiden ungleichen Helden dann durch das Amerika der Zukunft reisen, bleibt kein Auge trocken – das ist großartige Unterhaltung der Extraklasse.

Seth Fried: Der Metropolist ∙ Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke ∙ 320 Seiten ∙ E-Book: € 9,99 (im Shop)

Sascha Mamczak, diezukunft.de
Sascha Mamczak empfiehlt:
Paolo Bacigalupi: Biokrieg

Paolo Bacigalupi: BiokriegDieser Roman heißt im Original „The Windup Girl“, und da der Heyne-Verlag im Laufe der Jahre für den deutschen Titel einiges an Kritik hat einstecken müssen, nütze ich kurz die Gelegenheit und sage: Sorry! „Biokrieg“ ist tatsächlich kein guter Titel, zu plakativ und vielleicht auch zu banal für dieses komplexe (aber nicht komplizierte) Buch. Doch es lohnt sich, die Hürde zu überwinden, denn Paolo Bacigalupis mehrfach preisgekrönter Roman ist längst ein moderner Science-Fiction-Klassiker. Die Puzzleteile, die der Autor hier zusammenlegt – eine außer Kontrolle geratene „Lebenswissenschaft“, das klimageplagte Thailand im 23. Jahrhundert, ein Held im Dienst multinationaler Konzerne, weibliche Androiden als Sexsklavinnen (besagte Windup Girls) und vieles, vieles mehr –, ergeben nicht nur eine so faszinierende wie beängstigende Zukunftsvision, sondern auch eine genauso faszinierende wie beängstigende Gegenwartsvision. Glauben Sie nicht? Dann tippen Sie einfach mal „Bioökonomie“ in Ihre Suchmaschine ein. Sie können aber auch dieses Buch lesen – es steht schon alles drin.

Paolo Bacigalupi: Biokrieg · Aus dem Amerikanischen von Hannes Riffel und Dorothea Kallfass · 608 Seiten · E-Book: € 10,99 (im Shop)

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Sebastian Pirling, diezukunft.de
Sebastian Pirling empfiehlt:
C. Robert Cargill: Robo sapiens

C. Robert Cargill: Robo sapiensWas früher einmal wirre Propheten auf der Straße ausgerufen haben, das verdeutlicht heutzutage oft schon ein Blick in die Nachrichten: Mit der Menschheit geht’s zu Ende. Wenn man den neuen High-Tech-Propheten glauben mag, steht ohnehin fest, dass die Roboter uns irgendwann in die Pfanne hauen. Drehbuchautor und Romancier C. Robert Cargill hält sich nicht damit auf, sich darüber die Haare zu raufen, sondern hat mit „Robo sapiens“ einen Roman geschrieben, der in der Zeit danach spielt. Wenn es keine Menschen mehr gibt und nur noch Maschinen. Aber was für eine Geschichte ist ihm da gelungen! Als Leser begleitet man den Roboter Brittle durch das Rostmeer, ein verwüstetes, postapokalyptisches Amerika, immer auf der Suche nach Ersatzteilen, mit denen er andere Schrottmaschinen repariert, immer auf der Flucht vor den großen Künstlichen Intelligenzen, die alle Roboter unterwerfen wollen. Wer Wall-E gesehen hat, der weiß, wie menschlich ein kleiner Müllroboter sein kann – und Brittle ist so, wie ich mir den erwachsenen Wall-E vorstelle: einsam, gutherzig, mit einem weichen Prozessorkern unter der verbeulten Schale und integer bis auf die letzte Nachkommastelle … Einen besseren Friedhofswärter der Menschheit als Brittle könnte man sich nicht wünschen.

C. Robert Cargill: Robo sapiens · Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski · 416 Seiten · E-Book: 11,99 (im Shop)

 

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