10. April 2020 2 Likes

„Wir haben besser reagiert, als irgendwer es uns zugetraut hätte.“

Drew Williams („Sternenpuls“) über die Helden der Corona-Krise

Lesezeit: 2 min.

In Drew Williams’ Space Opera „Sternenpuls“ (im Shop) fegt ein alle Technologie lahmlegender Impuls wie eine Welle durchs Universum und verändert viele Planeten und Gesellschaften. Hier findet sich eine Rezension, hier ein Interview. Für diezukunft.de schildert der Amerikaner, wie die aktuelle Pandemie auf ihn als Autor wirkt, der sich selbst ein ungewöhnliches apokalyptisches Szenario ausgedacht hat.

Es gibt definitiv einen Teil von mir, der nicht anders kann als die Ausbreitung von COVID-19 in Kontrast zur Ausbreitung des fiktiven Pulses in meinem Roman zu analysieren – den Effekt, den die Pandemie derzeit auf unsere Gesellschaften hat, gegen den Effekt des technologischen Kollaps in „Sternenpuls“ zu stellen. Nachdem ich mir so lange vorzustellen versucht habe, wie eine Gesellschaft auf solch einen unmittelbaren, beispiellosen Wandel des alltäglichen Lebens reagiert, ist das hier jetzt das Real-Life-Beispiel dafür.

Im Ganzen hat die Menschheit – trotz des Versagens einzelner Regierungen oder Unternehmen – besser reagiert, als irgendwer es uns zugetraut hätte; wenn man mich gefragt hätte, was für Auswirkungen eine Pandemie haben würde, hätte ich dieselbe Antwort gegeben wie im Roman: sofortiges Chaos in einer globalen Dimension. Doch selbst die Elemente unserer Gesellschaften, die armselig reagierten, taten dies in anderer Manier als ich vorhergesagt hätte, weniger habgierig und hässlich, und vorsätzlich ignorierend: Scheuklappen tragend und die Gefahr überhaupt nicht eingestehen wollend, anstatt irgendwie zu versuchen, Vorteile aus dem Chaos zu ziehen.

Abgesehen davon, habe ich einige Dinge auch richtig hinbekommen: Etwa die Vorstellung, dass es immer, immer, immer Menschen geben wird, die gewillt sind, das Richtige zu tun und zu opfern und zu leiden, um so viele zu retten wie sie können. Natürlich dreht sich mein Roman um Soldaten und Spione, weil, nun ja, das Schreiben von Action-Szenen Spaß macht; aber die Profis des Gesundheitswesens – Ärzte und Pfleger und Krankenträger und alle anderen, die in Krankenhäusern arbeiten – und ebenso alle, die es riskieren, dem Virus ausgesetzt zu sein, während sie essenzielle Dienstleistungen am Laufen halten, nehmen noch größere Risiken auf sich als Soldaten, die gegen Feindbeschuss anrennen; sie überwinden endlose Wälle der Erschöpfung und Verzweiflung und Not, einfach weil es das Richtige ist. Jene an der „Front“ dieses Kampfes – um eine weitere Metapher aus dem Krieg zu borgen – zeigen ein Level an Hingabe, Furchtlosigkeit und Ehre, die jeden Helden jedes Romans in den Schatten stellt.

Autorenfoto: Daniel Barnacastle; Übersetzung & Redaktion: Christian Endres

Drew Williams: Sternenpuls • Aus dem Englischen von Norbert Stöbe • Heyne, München 2020 • 606 Seiten • E-Book: 11,99 Euro (im Shop)

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