24. April 2017 1 Likes

Great again!

Mission accomplished: Ein Rückblick auf zwölf Jahre Trump

Lesezeit: 4 min.

Zu Beginn des Jahres 2017 gab es zahllose Ausblicke, Vorausblicke und Prognosen in Sachen Präsidentschaft des neu gewählten Präsidenten der USA. Nun ist die Zukunft eigentlich unsere Domäne. Erlauben wir uns deswegen einen Blick aus futuristischer Perspektive: einen Rückblick auf zwölf Jahre Dienst an „America“ aus dem Jahre 2029!

America, so eines der damals heiß diskutierten Wahlversprechen, wollte er wieder groß machen. Schluss mit dieser dauernden Minimalisierung des Kontinents und mit dem verordneten Zwergenwuchs seiner Bevölkerung!

Hat er sein Versprechen eingelöst?

Er hat!

Erinnern wir uns an eines seiner ersten Dekrete: Schuhe durften nur noch ab Größe 10 in den Handel (entspricht in Europa: Größe 43), Herrenoberbekleidung ab Größe 50, Büstenhalter ab Körbchengröße O. Was brachte allein diese Verordnung für einen Schwung ins Geschäft, wie florierte der Hormonhandel, wie blühten Fertigung und Verkauf von echt amerikanischen Streckbetten auf!

Aufwändiger, aber natürlich auch nachhaltiger fielen andere nationalstaatliche Vergrößerungen aus, so die Erhöhung der Rocky Mountains um durchschnittlich 50 Meter und die Verbreiterung der Niagara-Fälle von 260 Meter Kantenlänge auf 930 Meter.

Straßenbau, Tunnelbau und Brückenbau sollten „great again“ werden.

Wurden sie?

Sie wurden!

Wir erwähnen hier nur einige wenige der vielen Mammutprojekte, die Myriaden von Amerikanern in Lohn und Brot brachten: Da wäre einmal der mächtige Sarah-Palin-Memorial-Tunnel, der von Anchorage, Alaska (Staatsmotto: „North of the Future“) bis nach Oklahoma City, Oklahoma führt (Staatsmotto: „Labor omnia vincit“, zu Deutsch: „Arbeitet überwindet alles“) – eine achtspurige Meisterleistung der greatesten Ingenieure the world has ever seen! Und wo die Tunnelbauer derart Himmelsstürmerisches leisteten, wollten die Brückenbauer nicht zurückstehen. Die große Brücke von San Diego nach Kailua auf Honolulu (zwölf Spuren plus zwei Radfahrwege) gilt mit ihren 4212 Kilometern als eine der großartigsten Hängebrücken der Welt. Wo sonst lassen sich von einer Autobahnraststätte aus Wale beobachten und wackeren Flugzeugträgerbesatzungen zuwinken?

Aber des Präsidenten Tat- und Schöpfungskraft erschöpfte sich nicht in Hoch- und Tiefbau. Zu seinen größtesten Leistungen zählt auch die geistig-moralische Wende. Wie viele Jahre hatte nicht der Disney-Konzern die Jugend der Welt, ja Amerikas verdorben durch die Darstellung von Helden, die mit nacktem Unterkörper durch die Weltgeschichte liefen, als wäre dies recht und billig? Solche Obszönitäten wusste der Präsident mit dem Hinweis darauf zu stoppen, dass entweder Zucht und Ordnung in „Dirty Duckburg“ Einzug hielten – oder alsbald eine Schamverletzungssteuer von 2000 Prozent auf jedes Produkt der berüchtigten Perversionsschmiede erhoben würde.

Bald darauf war Beinkleid angesagt bei Donald, Dagobert und dem Rest der frivolen Gesellschaft.

Staaten brauchen sichere Grenzen – und keine losen Lockvögel, die viel fremdes Volk ins Reich der unbegrenzten Möglichkeiten und an die Tröge der Sozialsysteme locken. Zwei Maßnahmen erwiesen sich als zweckdienlich: Die Abschaffung der Sozialsysteme ließ eine Zuwanderung in die Sozialsysteme ins Leere laufen. Und – angenehmer Nebeneffekt – sie setzte finanzielle Mittel frei, die man darauf verwenden konnte, der altgedienten und mittlerweile obsoleten Lady Liberty eine zeitgemäße, frische Gestalt zu geben: Die Kolossalstatue von Liberty Island wurde zunächst um 180 Grad gedreht und dann so weit gebeugt, dass der Sterz sich in Richtung Atlantik streckte – ein eindrucksvoller Ausdruck des neuen Windes, der nun in den Staaten wehte. 

Das anstrengende Sonett der Emma Lazarus, das in den kauzigen Versen gipfelt:

„Gebt mir eure Müden, eure Armen,
Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren,
Den elenden Unrat eurer gedrängten Küsten;
Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen,
Hoch halt‘ ich mein Licht am gold’nen Tore!“,

dieses Gedicht, das sich auf einer Bronzetafel außen am Podest der Freiheitsstatue befand, wurde durch ein kerniges „Fuck off!“ ersetzt – in Neongelb auf rotem Grund leuchtet der Spruch weit über das Meer, gesponsort von einem US-amerikanischen Gourmettempel, der in aller Bescheidenheit nicht genannt werden möchte.

Was, werden uns nun vielleicht ein paar Bedenkenträger aus einer verschollenen Vergangenheit zurufen, was aber ist aus den Plänen für eine Mauer zwischen den großartigen Staaten und dem überwiegend von Drogenhandel und Korruption lebenden Mexiko geworden?

Was soll aus diesem Plan geworden sein?

Realität!

Sie mag nicht ganz so lang sein wie ihr chinesisches Gegenstück, aber sie ist höher, sie ist breiter, und sie ist natürlich vollständig vergoldet – Mexiko zahlt heute noch die Kredite ab, die es in den USA für die Herstellung dieses Prachtbaus aufgenommen hat.

Erinnert man sich in den USA überhaupt noch an die müden, alten Tage, als der Doppel Whopper mit nur 821,3 Kilokalorien geizte statt den tagesaktuellen 1642,6? Als nur 35 Prozent der Amerikaner übergewichtig waren, nur 27 Prozent adipös? Als der Tag nur lächerliche 24 Stunden hatte und die Stunde armselige 60 Minuten?

Schmalhans ist längst nicht mehr Küchenmeister – he has been fired! Wer arbeitet, der soll auch essen, und gearbeitet wird jetzt rund um die Uhr.

Wird Mr. President auch in seiner kommenden vierten Amtszeit alle seine Versprechen halten? Werden die Farbfernseher wirklich hundert Prozent mehr Farben präsentieren als jetzt? Werden fünfzig Prozent der Amerikaner Milliardäre sein und mindestens 95 Prozent deutlich mehr verdienen als der Durchschnitt?  

Wer wie wir in die Zukunft schauen kann, hat keinen Zweifel.
 

Hartmut Kasper ist promovierter Germanist, proliferanter Fantast und seines Zeichens profilierter Kolumnist. Alle Kolumnen von Hartmut Kasper finden Sie hier.

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