30. September 2021

„Das Werk“ von H. P. Lovecraft ist komplett

Neu übersetzt und von Leslie Klinger kommentiert: Band zwei der Werkausgabe

Lesezeit: 2 min.

Dem amerikanischen Genre-Experten Leslie S. Klinger haben wir inzwischen viele definitive und kommentierte Prachtausgaben zu verdanken, die durchaus einen Standard für solche modernen Editionen gesetzt haben: Dracula, Frankenstein, Sherlock Holmes, Watchmen, Sandman, American Gods. Und natürlich hat der 1946 geborene Klinger auch das Schaffen von H. P. Lovecraft (1890–1937) (im Shop), diesem längst nicht mehr unumstrittenen, wenngleich ungebrochen einflussreichem Meister der Weird Fiction, des kosmischen Grauens und des Pulp-Horrors, in einer entsprechend aufwendigen Neuausgabe herausgegeben.

An großformatige, haptisch besondere Fassungen von Lovecrafts Werken haben sich auch deutschsprachige Leserinnen und Leser mittlerweile gewöhnen dürfen. Bei Heyne erschien vor einem Jahr eine von François Baranger illustrierte XXL-Edition des Lovecraft-Klassikers „Cthulhus Ruf“ (im Shop), und bei Fischer Tor legte man 2017 eben den ersten Band der neuübersetzten HPL-Werkausgabe mit Leslie Klingers erhellenden Kommentaren und Anhängen vor. Nun steht der zweite Band in den Läden, der diese definitive Lovecraft-Bibliothek in der deutschsprachigen Übertragung der Kenner Andreas Fliedner und Alexander Pechmann vervollständigt.

Das wieder sehr schön aufgemachte Buch kommt etwas schmaler als Band eins daher, der Rest ist wie beim ersten Teil: Im Zentrum stehen H. P. Lovecrafts Texte, die von Klinger in bunten, teils illustrierten Randspalten detailverliebt und erhellend analysiert und aufbereitet werden. Die bekanntesten Erzählungen sind sicher „Die Katzen von Ulthar“, „Die Gruft“, „Ratten im Gemäuer“, „Die Musik des Erich Zann“, „Die anderen Götter“ und „Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“ – dazwischen findet man Geschichten, die es eher selten in die Best-of-Sammelbände des Cthulhu-Mythos schaffen, und die daher mindestens genauso interessant sind. Wo das erste Hardcover ein Vorwort von Alan Moore enthielt und Tentakel auf dem Einband hatte, hat der Nachfolger Katzen/Katzenskelette auf dem schicken Schutzumschlag und eine Einführung des britischen Horrorautors und Lovecraft-Erben Victor LaValle.

Es bereitet abermals viel Genre-Genuss, gezielt die persönlichen Lovecraft-Lieblingsstorys in dieser ultimativen Fassung zu lesen und parallel in Klingers akademischen Anmerkungen und üppigen Abschweifungen zu schmökern. Gleichzeitig genießt man als Fan oder Schaffender der Weird Fiction das Wissen, mit der zweibändigen Bibel fortan jederzeit dieses fundamentale Nachschlagewerk sowie die neue Standardübersetzung in Sachen H. P. Lovecraft aus dem Regal ziehen zu können. Und wer jetzt schon anfängt, nach Weihnachtsgeschenken Ausschau zu halten, muss nicht bis ins Traumland pilgern …

H. P. Lovecraft: Das Werk II • Fischer TOR, Frankfurt am Main 2021 • 512 Seiten • Hardcover: 78 Euro

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