„Der perfekte Kreis“ von Benjamin Myers
Ein dichter Roman über Kornkreise und Freundschaft
Benjamin Myers schmaler Roman „Offene See“ war eines der literarischen Highlights des vergangenen Jahres und wurde zurecht zum Bestseller und zum Lieblingsbuch des unabhängigen deutschen Buchhandels – ein Kleinod von einem Roman, den man Satz für Satz genießen konnte. Deutschsprachige Leser, die sich von der Geschichte des jungen Robert und der älteren, exzentrischen Dulcie bezaubern ließen, dürfen sich freuen: Im englischen Original erscheint Myers nächster Roman „The Perfect Golden Circle“ erst im April 2022, die deutschsprachige Übersetzung „Der perfekte Kreis“ liegt bei DuMont allerdings bereits jetzt vor.
Diesmal erzählt der 1976 geborene Myers auf seine vortreffliche Art die Geschichte der Freunde Redbone und Calvert, die im Jahre 1989 riesige, komplexe Kornkreis-Muster in den südenglischen Feldern Wiltshires um Stonehenge entstehen lassen. Ihre Piktogramm-Kunstwerke im Gold des Sommers locken nach Entdeckung Schaulustige, Reporter, Spinner, Wissenschaftler und Ufologen an und werden von vielen als Beweis für die Existenz außerirdischen Lebens betrachtet. Dabei sind Redbone und Calvert ganz und gar irdisch und menschlich: Der eine ein New-Age-Freigeist und rebellischer Lebenskünstler, der andere ein versehrter, nachdenklicher Veteran des Falklandkrieges. Ein ungewöhnliches Duo, das da nachts so sorgsam in den Feldern zu Werke geht und im Geheimen an seinem eigenen Mythos des Wundersamen und der Schönheit arbeitet …
Im direkten Vergleich kommt „Der perfekte Kreis“, das sich wie eine Novelle liest, nicht ganz so magisch daher wie „Offene See“, jedoch genauso bedachtsam und dicht geschrieben – und wieder gehen fantastische Prosa und gute Charakterisierungen Hand in Hand mit brillantem Nature Writing sowie einer betörenden Mischung aus Leichtigkeit und Schwere.
Benjamin Myers: Der perfekte Kreis • DuMont, Köln 2021 • 224 Seiten • Hardcover: 22 Euro
Kommentare