30. März 2020 1 Likes

Götter ohne Menschen

Der neue Roman von Hari Kunzru

Lesezeit: 2 min.

Hari Kunzru wurde 1969 in London geboren, war in der Vergangenheit bereits Fellow an der American Academy in Berlin und lebt heute als Romancier und Journalist in New York. In seinem neuesten auf Deutsch erschienenen Roman „Götter ohne Menschen“ verknüpft der angesehene internationale Autor viele Schicksale und Zeiten zu einer erstaunlichen, überraschenden Geschichte, die Kunzrus erzählerische Kunstfertigkeit zeigt und zudem nicht vor Science-Fiction zurückscheut.

Das Buch beginnt mit dem Trickster Coyote, der Probleme mit seinem Drogenlabor hat. Danach widmet sich Kunzru zunächst einem Flugzeugmechaniker, der dabei hilft, die Atombombe nach Hiroshima zu fliegen, und ab 1947 in der Mojave-Wüste bußfertig nach Erleuchtung und Vergebung sucht – weshalb er täglich stundenlang ins All funkt und nach einer Weile anscheinend wirklich von gutmeinenden Außerirdischen besucht wird. Jahre später ist sein Fleckchen Wüste außerhalb von L. A. eine Kommune für UFO-Freaks und hippiemäßige Alien-Kultisten geworden. Doch Kunzru mischt in seinen Roman auch noch einen kaputten britischen Rockstar, das gestresste Elternpaar eines autistischen Jungen, spanische Missionare und Indianer im Wilden Westen, Financial Engineering sowie die Aggression der heutigen Medienlandschaft und Sozialen Netzwerke. Dabei geht es um Einwanderung, Migration, Identität, Vorurteile und Rassismus.

Trotz der seltsamen bis wilden Mischung und zeitlichen Sprünge hat Kunzru seinen Plot und seine Protagonisten jederzeit voll im Griff. Ob einem jedes Element seiner unerwarteten Geschichte gefällt, ist am Ende nicht entscheidend dafür, dass man Hari Kunzrus Können als Romancier erkennt und bewundert.

Hari Kunzru: Götter ohne Menschen • Liebeskind, München 2020 • 414 Seiten • Hardcover: 24 Euro

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