5. Oktober 2020

Jürgen Neffes Roman „Das Ding“

Untertitel: Oder der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl

Lesezeit: 2 min.

Wie das mit Donald Trumps Corona-Infektion und der laufenden Präsidentschaftswahl in den USA ausgeht? Wer weiß. Jürgen Neffe, der als Reporter viel für den SPIEGEL schrieb, als Korrespondent mehrere Jahre in New York lebte und obendrein erfolgreiche Bücher über Einstein, Darwin und Marx verfasste, weiß zumindest genau, wie alles angefangen hat. Denn Neffe traf Donald Trump mehrfach, als noch Bill Clinton im Oval Office saß (oder was auch immer er dort tat bzw. tun ließ) und The Donald als selbstbewusster Baulöwe, Superreicher und Showman auf Schlagzeilenjagd ging und die Skyline New Yorks umgestaltete.

In seinem Roman „Das Ding oder Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl“ verarbeitet der 1956 geborene Neffe allerhand wahre Begebenheiten und Begegnungen, um den Trumpster, aber auch das amerikanische Verständnis von Erfolg und Erfüllung zu erfassen. Dazu lässt er seinen fiktionalisierten Ich-Erzähler, der ein ominöses gestohlenes Ding zum amtierenden Präsidenten zurückbringen will, am Flughafen von US-Sicherheitsbeamten einkassieren und eine gefühlte Ewigkeit verhören und sogar wegsperren. Dazwischen – und hier ist „Das Ding“ am Besten und richtig faszinierend und interessant – gleitet Neffe häufig in den autobiografischen New Journalism, geht es um seine früheren Treffen mit dem Milliardär Trump, jedoch auch mit dem armen Hüter der Freiheitsstatue.

Und was hat das alles jetzt mit Science-Fiction zu tun? Nun, zum einen spielt vollständige digitale Überwachung eine Rolle, womit wir mal wieder bei George Orwell (im Shop) wären. Doch Neffe zieht auch direkt Parallelen zwischen dem twitternden Präsidenten, der sich seine eigene Wirklichkeit erschafft, und Orwells Neusprech. Außerdem erhebt Neffe den SF-Horrorfilmklassiker „The Thing“ alias „Das Ding“ von 1951 als Teil der Romanhandlung zu einer ‚Schablone der Weltsichten’. Nicht zuletzt spielt Neffe die Theorie durch, Trump wolle eine Dynastie im Weißen Haus begründen, mit seiner Tochter Ivanka als erster US-Präsidentin. Und genau das ist der Ausgangspunkt von John Nivens SF-Roman „Die F*ck-it-Liste“ (im Shop), der am 12. Oktober bei Heyne Hardcore auf Deutsch erscheint.

Neffes „Das Ding“ kann also aus verschiedenerlei Gründen als perfekte Vorbereitung für die nahe Zukunft gesehen werden.

Jürgen Neffe: Das Ding oder Der Tag, an dem ich Donald Trump bestahl • Europa Verlag, München 2020 • 239 Seiten • Hardcover: 20 Euro

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