15. Oktober 2021 2 Likes

Margaret Atwoods „Die Kunst des Kochens und Aufragens“

Ein literarisches Leben in einer Sammlung und 33 Erzählungen

Lesezeit: 2 min.

Auch 2021 hat es wieder nicht mit dem Nobelpreis für die 1939 geborene Kanadierin Margaret Atwood (im Shop) geklappt, die große Dame der kanadischen und der feministischen Literatur – und die Galionsfigur der „salonfähigen Science-Fiction im Kanon der Weltliteratur“, wenn man mal etwas an den Schubladen rütteln und Ketten rasseln möchte. Für deutschsprachige Fans von Atwoods Texten gibt es trotzdem Grund zur Freude: Denn nach einer Auswahl ihrer Lyrik in „Die Füchsin und ihrem Streifzug durch die kanadische Literatur in „Survival“ ist mit „Die Kunst des Kochens und Auftragens“ gerade eine stark kompilierte Storysammlung von Margaret Atwood im Berlin Verlag erschienen. Das Besondere an diesem Band: Die 33 Kurz- und Kürzestgeschichten, die Atwood im Alter zwischen 16 und 81 Jahren verfasst hat, bilden exemplarisch ein ganzes Leben und eine fantastische Karriere in Erzählungen ab – und zeigen so gut wie alle Facetten der Ausnahmeautorin, die abwechselnd wütend, poetisch, subtil, brutal, sarkastisch und rasiermesserscharf schreibt, und die obendrein über alles sowie einfach alles schreiben kann.

In der Kollektion, die ein halbes Dutzend deutschsprachiger Erstveröffentlichungen enthält, geht es wie so oft bei Atwood um das Verhältnis von Frauen und Männern, aber sie interpretiert auch Märchen neu, schreibt über das raue Kanada und ihre Familie oder liefert eine großartige Endzeit-Vision und so etwas wie die feministisch-dystopische Gegenthese zu ihrem eigenen Klassiker „The Handmaid’s Tale“ alias „Der Report der Magd“ (und ja, in zwei weiteren Storys kommen Außerirdische vor). Zugegeben, mittels Titelstory und Covermotiv von „Die Kunst des Kochens und Auftragens“ wanzt man sich schon etwas arg an besagten Report der Magd ran, doch wenn das hilft, möglichst viele Exemplare dieser Sammlung an die Lesenden zu bringen – geschenkt. Der Band ist nämlich ein sehr schönes Margaret Atwood-Lesebuch, ob man die Meistererzählerin nun schon lange begleitet oder tatsächlich zum ersten Mal etwas von ihr lesen sollte. Und mit einem skeptischen Blick auf den Kalender: Ein vorzügliches Weihnachtsgeschenk würde das Buch ebenfalls abgeben.

Margaret Atwood: Die Kunst des Kochens und Auftragens. Gesammelte Erzählungen • Berlin Verlag, Berlin 2021 • 352 Seiten • Hardcover: 30 Euro

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