15. Februar 2021

Lovecrafts „Der leuchtende Trapezoeder“ als Manga

Die nächste Comic-Adaption von Lovecrafts Geschichten durch Gou Tanabe

Lesezeit: 2 min.

Der Japaner Gou Tanabe hat eine Comic-Goldader getroffen, als er 2004 damit anfing, das Werk von Howard Phillips Lovecraft (im Shop) als Manga zu adaptieren. Auf Deutsch erscheinen seine international gepriesenen Lovecraft-Interpretationen, in den USA für den Eisner Award nominiert und im französischen Angoulême ausgezeichnet, bei Carlsen. Nach der interessant zusammengestellten Storysammlung „H. P. Lovecrafts Der Hund und andere Geschichten“ mit einigen HPL-Außenseitern, dem ewigen Liebling „H. P. Lovecrafts die Farbe aus dem All“ sowie dem Klassiker „H. P. Lovecrafts Berge des Wahnsinns“ in zwei Teilen ist dort gerade „H. P. Lovecrafts Der leuchtende Trapezoeder“ erschienen.

Bevor es an die Titelgeschichte geht, adaptiert Tanabe in einer Art Prolog allerdings auf brillante Weise Lovecrafts Story „Dagon“, erstmals 1919 in „The Vagrant“ und später in „Weird Tales“ publiziert – und ursprünglich das allererste Puzzlestück des Cthulhu-Mythos. Nach dieser gelungenen Einstimmung folgt „Der leuchtende Trapezoeder“, im Original weit weniger sperrig als „The Haunter of the Dark“, der Jäger der Finsternis bekannt. Diese Geschichte war die letzte abgeschlossene Erzählung Lovecrafts, die Ende 1395 geschrieben und im Dezember 1936 ihrerseits in „Weird Tales“ veröffentlicht wurde und gehört ebenfalls zum Cthulhu-Mythos. Sie war eine Antwort auf Robert Blochs Story „Der Schlächter von den Sternen“ aus dem Jahre 1935. Doch es gibt zudem Anspielungen auf Hanns Heinz Ewers „Die Spinne“ und auf Edgar Allan Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ (1839).

In „Der leuchtende Trapezoeder“ geht es um den Künstler Robert Blake, der in Lovecrafts Geburtsstadt und langjähriger neuenglischer Wirkungsstätte Providence einer mysteriösen alten schwarzen Kirche auf den Zahn fühlt. Blake findet Fragen, Rätsel, eine Ausgabe des Necronomicon, das Notizbuch eines Reporters, ein mächtiges Artefakt und ein fremdartiges Grauen in der Finsternis, vor dem sich alle in der Stadt fürchten. Das ist quintessenzieller Lovecraft, und das hat Gou Tanabe einmal mehr in atmosphärische, starke Schwarz-Weiß-Bilder gekleidet, die Jiro Taniguchis Manga-Realismus mit H. P. Lovecrafts Horror vereinen. Ob „Dagon“ oder „Der leuchtende Trapezoeder“ – besser kann man Lovecraft kaum adaptieren. Der 1975 geborene Tanabe weiß, wie er das kosmische Grauen beschwört und füttert, und das Ergebnis erfreut Lovecraft- und Manga-Fans gleichermaßen.

Stichwort erfreuen: Für Mai ist bereits Tanabes „H. P. Lovecrafts Der Schatten aus der Zeit“ angekündigt, für August „H. P. Lovecrafts Cthulhus Ruf“.

Abb.: © 2016 Tanabe Gou, KADOKAWA CORPORATION, Tokyo; © der deutschen Ausgabe Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2020.

Gou Tanabe: H. P. Lovecrafts Der leuchtende Trapezoeder • Carlsen, Hamburg 2021 • 168 Seiten • Klappenbroschur: 12 Euro

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