20. Mai 2022

Vangelis (1943-2022)

Der Soundtrack-Gott ist von uns gegangen

Lesezeit: 2 min.

Es ist natürlich immer etwas unfair ein extrem umfangreiches Gesamtwerk auf zwei Titel einzudampfen, aber Evangelos Odessey Papathanassiou, besser bekannt als Vangelis, hatte sich mit seinen Soundtracks zu „Die Stunde des Siegers“ (1981) und „Blade Runner“ (1982) dermaßen ins kollektive Bewusstsein eingegraben, dass man gar nicht anders kann als bei der Erwähnung seines Namens sofort an genau diese beiden Titel zu denken.

Der griechische Komponist schuf Filmmusik, die ein Eigenleben entwickelte: „Titles“ aus „Die Stundes des Siegers“ wurde zur Standardbeschallung auf Sportveranstaltungen, bei finsteren Zukunftsvisionen sind die „Main Titles“ aus „Blade Runner“ nicht weit entfernt. Wobei bei beiden die Komposition von einem wirklich extrem prägnante Preset-Sound des Yamaha CS80 (siehe verlinktes Video unten) veredelt wurde, der bei der Musik zu Ridley Scotts Meisterwerk voll und ganz im Mittelpunkt steht und noch ein bisschen melancholischer und „jaulender“ daherkommt. Vangelis hatte mit seinem Beitrag zu „Blade Runner“ nicht nur einen Sci-Fi-Soundtrack-Klassiker veröffentlicht, sondern außerdem einen klassischen Sci-Fi-Sound etabliert, der bis heute in zahlreichen weiteren Musikstücken verwendet wird, sobald eine Zukunftsatmosphäre heraufbeschwört werden soll.

Der am 29. März 1943 in Agria, bei Volos, Griechenland geborene, wahnsinnig umtriebige – die Diskographie ist pickepackevoll – Künstler, startet seine Karriere im Popmusikgeschäft der 1960er-Jahre, bewegte sich mit Musik für diverse griechische Filme zwischen 1963 und 1967 aber schon früh in Richtung Soundtrack, blieb allerdings immer abseits vom Film als Musiker tätig, war in diversen Gruppen aktiv und rief Ende der 80er-Jahre zusammen mit „Yes“-Sänger Jon Anderson ein erfolgreiches Progressive-Rock-Duo ins Leben, das bis Anfang der 1990er-Jahre aktiv war.

Dank der Doku-Serie „Unser Kosmos“ (1978-1979), die auf Vangelis-Stücke zurückgriff, wuchs sein internationaler Bekanntheitsgrad, der weltweite Durchbruch kam Anfang der 1980er-Jahre mit den bereits erwähnten Großtaten. Für seine Untermalung von „Die Stunde des Siegers“ bekam der Komponist sogar einen Oscar, die Titelmusik war zudem Teil der Winter Olympiade 1984. Vangelis hatte damit aber auch seinen Zenit erreicht. In den folgenden Jahrzehnten steuerte er zwar die passenden Töne zu unter anderem „Bitter Moon“ (1992), „1492 - Die Eroberung des Paradieses“ (1992) und „Alexander“ (2004) bei und veröffentlichte eine Reihe Alben wie „Oceanic“ (1996) „Rosetta“ (2016) oder „Nocturne: The Piano Album“ (2019), versumpfte aber etwas zu oft in New-Age-Beliebigkeit.

Das schmälert seinen Verdienst aber natürlich auf keinen Fall und es lohnt sich absolut mal seine wirklich aus allen Nähten platzende Discographie zu durchstöbern – unten sind neben den bekannten Beispielen zusätzlich Beispiele für tolle Musik verlinkt, die man höchstwahrscheinlich eher weniger auf dem Schirm hat.

Am 17. Mai verstarb der große Künstler, und wieder einmal ist das verdammte Virus schuld: Während einer Covid-19-Behandlung erlag Vangelis einem Herzversagen.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.