25. Oktober 2019

Teenage Wasteland

Die erste Season der postapokalyptischen Netflix-Serie „Daybreak“

Lesezeit: 3 min.

Daybreak“ ist nicht die erste postapokalyptische Netflix-Eigenproduktion, aber mit Sicherheit die lustigste. Die Serie, die von Brad Peyton („San Andreas“) und Aaron Eli Coleite („Heroes“) erschaffen wurde und äußerst lose auf dem Independent-Comic von Brian Ralph basiert, mischt Elemente der klassischen amerikanischen High School-Komödie mit dem madmax-mäßigen Überlebenskampf nach dem Ende der Welt.

Das kommt in „Daybreak“ durch Raketen, deren biologischer Kampfstoff alle Erwachsenen in zombieartige Ghoulies verwandelt, die ständig ihren letzten meist sinnlosen Gedanken vor sich hin murmeln und auf Menschenfleisch und -Blut aus sind. Die überlebenden, unbeaufsichtigten Kids beherrschen die Reste der Zivilisation im kalifornischen Glendale, und natürlich kennen sie alle „Mad Max“. Deshalb haben sich die Teenager zu Stämmen zusammengetan, wobei die Sportler mit ihren Football-Shoulder-Pads, Motorrädern, Buggys und Pick-ups dominieren, obwohl es zum Beispiel auch die Science-Nerds und die Cheer-Amazonen gibt. Und dann sind da noch Einzelgänger wie Josh (Colin Ford aus „Under the Dome“), der uns die neue Ordnung voller Freiheiten zu Beginn der ersten Folge als übertrieben cool und toll verkaufen will, bis klar wird, dass er eigentlich verzweifelt nach seiner großen Liebe sucht, Everybody’s Darling Sam (Sophie Simnett aus „The Lodge“). Dazu gesellen sich der geläuterte Sportler Wesley (Austin Crude aus „Atlanta“), der jetzt als pazifistischer Samurai unterwegs ist, und die zehnjährige psychopathische Bombenlegerin Angelica (Alyvia Alyn Lind aus „Future Man“). Und natürlich der motorradfahrende maskierte Kannibale Baron Triumph, den alle noch mehr fürchten als die Ghoulies …


Mad Max, Mad Mike und Mad Marten …


Mad Marion, Mad Mia, Mad Mechthild und Anne Olympia Schmidt. „Daybreak“, Netflix

Ihre wilde postapokalyptische Geschichte, die nicht mit klassischen High School-Comedy-Rückblenden in die Zeit vor dem Knall geizt (Matthew Broderick aus „Godzilla“ gibt sogar den Rektor), inszenieren Brad Peyton, Aaron Eli Coleite und Co. mit viel Pepp und Witz. „Daybreak“ will nicht mit Genre-Logik oder echten Tiefsinn punkten, sondern packen, fesseln, erheitern und Spaß machen, und das gelingt der Serie allemal, und das garantiert deutlich besser als dem ähnlich klamaukigen „Future Man“. Die jungen Antihelden in „Daybreak“ fluchen genüsslich und ohne Ende, und ständig durchbricht eine Figur in einer Meta-Szene die vierte Wand – außerdem wird popkulturell zitiert und augengezwinkert, als hinge das Überleben unter Ghoulies davon ab. Was „Daybreak“ nicht mit starken Charakterisierungen oder erzählerischer Finesse erreicht, schafft die Netflix-Serie in den zehn Folgen ihrer ersten Staffel mittels einer guten Portion Selbstironie für das Teenage Wasteland nach der High School, und einem überraschend hohem Unterhaltungswert und Sympathiefaktor. Es hilft, dass die jungen Darsteller ihre Parts stets überzeugend spielen, egal wie doof, gaga oder blutig es gerade wird. Ein großes Lob darf auch für den Soundtrack ausgesprochen werden – spätestens wenn in einer der ersten Episoden „This Year“ von The Mountain Goats an passender Stelle läuft, weiß man, dass man hier schon richtig ist.

Das alles macht „Daybreak“ zu einem vielleicht flachen und mit Sicherheit unlogischen, aber trotz allem großen postapokalyptischen Spaß für alle, die etwa „Deadpool“ abgefeiert haben.

Abbildungen: © Ursula Coyote/Netflix

Daybreak – Staffel 1 • (USA/2019) • Regie: Brad Peyton, Michael Patrick Jann u. a. • Drehbuch: Aaron Eli Coleite, Brad Peyton u. a. • Darsteller: Colin Ford, Alyvia Alyn Lind, Sophie Simnett, Austin Crute, Cody Kearsley, Matthew Broderick • Laufzeit: 10 Episoden mit je ca. 40–40 Min.

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