28. November 2022 1 Likes

Geld und so weiter

Hinter unseren unterschiedlichen Währungen verbergen sich faszinierende Geschichten

Lesezeit: 11 min.

„Ich wette fünftausend Quatloos, dass die Neuankömmlinge getötet werden müssen!“

Quatloos. Credits. Euros. Dollars. Dogecoin.

Wie bitte – Dogecoin?

Sie haben sich bestimmt irgendwann in Ihrem Leben einmal gefragt, was Geld ist. Einen Geldschein aus dem Portemonnaie zu ziehen und sich die Frage „Warum dreht sich ein so großer Teil meines Lebens um dieses bunte Papier?“ zu stellen, hat gewissermaßen etwas Existenzielles.

In den etwas mehr als zehn Jahren, in denen es Kryptowährungen gibt, hat man oft die Lehrbuchdefinition gehört: „Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel, eine Recheneinheit und ein Tausch- und Zahlungsmittel“. Das heißt: Geld ist etwas, das Sie für den späteren Gebrauch aufsparen können (Wertaufbewahrungsmittel), anhand dessen Sie einschätzen können, was Sie sich leisten können, was andere Ihnen schulden oder was Sie anderen schulden (Recheneinheit), sowie etwas, das andere im Tausch gegen ihre Arbeit oder Güter akzeptieren (Tausch- und Zahlungsmittel).

Einer weitverbreiteten Legende zufolge entstand Geld so: Am Anfang haben wir alle auf dem Marktplatz miteinander verhandelt. Ich bringe meine fettesten Kühe mit, Sie Ihre besten Legehennen, und in einer „Koinzidenz von Bedürfnissen“ einigen wir uns darauf, dass Sie mir für meine drittfetteste Kuh siebenundzwanzig Hühner geben.

Solche Koinzidenzen jedoch (so geht die Legende weiter) waren nicht einfach zu erreichen. Was, wenn ich nur sechsundzwanzig Hühner brauche? Kommt unser Handel dann nicht zustande? Oder würden Sie ein Huhn durch etwas ersetzen, das ich ebenfalls haben will, etwa eine dekorative Kalebasse oder einen halben Scheffel Weizen? Wie schwierig (wie die Legende nicht müde wird zu betonen) muss es gewesen sein, so ins Geschäft zu kommen.

Bis wir uns (so das Grande Finale der Legende) darauf einigten, dieses Dilemma durch einen beständigen und unverderblichen Rohstoff als Zwischenstufe zu lösen: Gold. Wir kamen überein, verbindliche Goldmengen (und/oder Silber, Kupfer und so weiter) in einer bestimmten Reinheit als Wertaufbewahrungsmittel, Recheneinheit sowie Tausch- und Zahlungsmittel zu nutzen. Sie bekommen meine Kuh für sechsundzwanzig Hühner und bezahlen die Differenz mit ein paar Kupfermünzen.

In dieser Legende ist das Geld ein Einfall der Allgemeinheit, ein großes gesellschaftliches Konsensphänomen von unten nach oben, bei dem sich alle Menschen auf eine Währung einigten, und deshalb ist Geld der Wunsch des Volkes. Und wenn das so ist, folgt daraus, dass jegliche Besteuerung, die eine Regierung ihrem Volk auferlegt, ein Eingriff in und ein Angriff auf die private, einvernehmliche und aus der Mitte der Gesellschaft kommende Handelsaktivität ist.

Aber das ist nur ein populäres Märchen. Eine Legende, kein historischer Prozess. Ein Fantasiegebilde.

Es gibt keinerlei Beweis dafür, dass Münzgeld eine spontane Erfindung des gemeinen Volks war, weil es die so schwierig zu erreichende Koinzidenz von Bedürfnissen leid hatte. Im Gegenteil lassen historische Aufzeichnungen den Schluss zu, dass die Einführung des Geldes von oben nach unten und entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen von Staatsgebilden geschah.

Viele Science-Fiction-Autoren und -Leser erfuhren dies im Jahr 2012 mit der Veröffentlichung von „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“, dem Meisterwerk des Ethnologen David Graeber. Das Buch hatte einen enormen Einfluss auf die SF-Szene und inspirierte etwa Charles Stross zu seinem Heinlein-Pastiche „Neptune’s Brood“. Graebers Darstellung zufolge erfanden die Staatsgebilde der sogenannten Achsenzeit (800 v.u.Z. bis 600 n.u.Z.) das Geld, um ihre sich auf Eroberungsfeldzügen befindlichen oder an weit entfernten Orten stationierten Armeen zu unterhalten.

Das war eine ebenso elegante wie furchterregende Lösung des Problems. Man bezahlte die Soldaten mit vom Staat geprägtem und kontrolliertem Münzgeld, bestrafte Fälscher auf möglichst grauenhafte Weise und nötigte die Bauern in den eroberten Gebieten unter Androhung von Gewalt und Enteignung zur Begleichung ihrer Steuern in Münzgeld.

Die Bauern brauchten also das Münzgeld der Soldaten, was dazu führte, dass sie ihre Erzeugnisse gegen Münzen eintauschen mussten und die Soldaten so verpflegt wurden, denn Steuern waren an gesetzliche Vorschriften gebundene, verpflichtende Verbindlichkeiten, deren Nichteinhaltung Gewalt und Ruin nach sich zog.

Der Wert des Geldes entstand daher durch Steuern – also aus der Tatsache heraus, dass die Bauern Münzgeld brauchten, was Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hatte: Auch alle anderen mussten Münzgeld im Tausch gegen ihre Arbeit und Güter akzeptieren, da die Bauern Nahrungsmittel (die jeder braucht) nur gegen Münzen tauschten, weil sie wiederum nur damit ihre Steuern bezahlen konnten.

Durch diese von außen aufgezwungenen Verbindlichkeiten, die ausschließlich mit Münzen beglichen werden konnten, wurde aus Münzen Geld.

In der Neuzeit waren Geld und Eroberung untrennbar miteinander verbunden. Noch im frühen 20. Jahrhundert zwangen das britische Empire ebenso wie das deutsche Kaiserreich die Einwohner ihrer afrikanischen Kolonien durch die sogenannte Hüttensteuer zur Arbeit. Das System war ebenso einfach wie brutal: Jedes Jahr musste die unter britischer Kolonialverwaltung stehende Bevölkerung eine ausschließlich in Shilling zu entrichtende Steuer auf ihre Hütten bezahlen, wenn sie nicht riskieren wollte, dass die Soldaten selbige niederbrannten.

So wurde aus Shillings Geld. Ein Großteil der unter Kolonialherrschaft lebenden Bevölkerung akzeptierte Shillings im Tausch gegen Arbeit oder Güter, weil sie entweder die Hüttensteuer bezahlen mussten oder weil jemand, dessen Arbeit oder Güter sie haben wollten, ebenfalls Hüttensteuer bezahlen und deshalb Shillings akzeptieren musste.

Diese von oben verordnete Gelderschaffung mag jemandem, der mit dem Märchen vom Tauschhandel aufgewachsen ist, nicht sofort einleuchten, erklärt jedoch eines der größten Rätsel der Menschheit: Wieso verbringe ich so viel Zeit mit der Jagd nach diesen bunten Papierscheinen? Die Antwort: Weil man nur mit diesen Papierscheinen seinen steuerlichen Verbindlichkeiten nachkommen kann und einem andernfalls grausame Strafen drohen, weshalb es immer jemanden geben wird, der bereit ist, Arbeit oder Güter für diese Papierscheine einzutauschen, womit sie zum Wertaufbewahrungsmittel, zur Recheneinheit und zum Tausch- und Zahlungsmittel werden.

Das beantwortet außerdem folgende Frage: Wieso kommt das US-Militär so einfach an ein Budget von 778.000.000.000 Dollar und woher stammen die 3,4 Billionen Dollar in den USA ausbezahlten Corona-Hilfen?

Zum besseren Verständnis hier ein Gedankenexperiment des Ökonomen Warren Mosler, einem der prominentesten Vertreter der Modern Monetary Theory (einer auf oben geschildertem Verständnis von Geld beruhenden Theorie). Er erklärt seinen Hörern den Begriff Geld, indem er eine Handvoll seiner Visitenkarten in die Höhe hält und fragt: „Wer will für eine davon nach dem Vortrag bleiben, die Stühle zusammenstellen und den Boden wischen?“

Wenn sich niemand meldet, sagt Mosler: „Und wenn ich Ihnen sage, dass vor allen Ausgängen bewaffnete Wachmänner postiert sind, die Sie nur vorbeilassen, wenn Sie ihnen eine meiner Visitenkarte aushändigen?“

Da melden sich plötzlich alle.

Durch die Erschaffung einer verbindlichen Tür-Steuer hat Mosler soeben seine Visitenkarten in Geld verwandelt.

Wohlgemerkt: Mosler konnte diese Steuer einführen, ohne dem Publikum seine Visitenkarten abzunehmen. Er ist der Einzige, der die Karten zur Verfügung stellen kann. Für sein Publikum sind sie Geld, für ihn nicht. Er braucht keine Visitenkarten, er braucht jemanden, der die Stühle zusammenstellt und den Vortragsraum putzt. Wenn ihm die Wachposten am Ende der Veranstaltung die eingesammelten Visitenkarten geben, hat er keine Verwendung mehr dafür – er kann damit weder seinen Flug zum nächsten Veranstaltungsort noch sein Hotelzimmer bezahlen. Und die Karten sind so billig in der Anschaffung, dass er die gebrauchten auch einfach in den Schredder werfen kann.

Das meinen die Leute, wenn sie „Regierungsbudgets sind keine Haushaltsbudgets“ sagen: Mosler ist kein Währungsnutzer, er ist der Währungsemittent. Mosler will Ihre Arbeit, nicht Ihr „Geld“. Er hat ja bereits alles Geld (seine Visitenkarten). Geld (Moslers Visitenkarten) erhalten Sie ausschließlich von ihm. Wenn Sie den bewaffneten Wachposten die Tür-Steuer geben, ist das nicht Ihr Geld – Sie geben ihm sein eigenes Geld zurück. Deshalb heißt es im Englischen auch „revenue“ (vom lateinischen Wort für „zurückgeben“). Auch der Staat verteilt Geld, um Sie zur Arbeit zu zwingen. Wenn Sie Ihre Steuern bezahlen, schicken Sie das Geld dorthin zurück, wo es herkommt.

Auf diese Art erklären sich die spektakulären Summen in den Regierungshaushalten. Die Regierungen fügen einfach ein paar Nullen hinzu. Oder wie es der ehemalige US-Notenbankchef Ben Bernanke einmal formulierte: „Um einer Bank ein Darlehen zu geben, erhöhen wir einfach die Summe auf deren Konto bei der Notenbank.“ Soll heißen: Das dafür notwendige Geld stammt nicht aus Steuereinnahmen, sondern wird per Tastendruck erzeugt.

Anders geht es ja auch nicht. Ohne eine von Mosler ausgehändigte Visitenkarte kann man Moslers Steuer nicht bezahlen. Moslers Kartenvorrat hängt nicht davon ab, wie viel er von seinem Publikum einsammelt, sondern wie viele Karten er hat herstellen lassen. Mosler behält die Karten nicht, um sie jeden Abend aufs Neue auszuteilen, sondern schreddert sie und nimmt beim nächsten Vortrag frisch gedruckte.

Alle unabhängigen, geldemittierenden Staaten tun dasselbe: Das Geld, das wir diesen Regierungen Jahr für Jahr in Form von Steuern geben, wird vernichtet, und das Geld, das die Regierungen Jahr für Jahr ausgeben, wird erschaffen.

Es kann vorkommen, dass Regierungen zu viel Geld erzeugen. Wenn Mosler denen, die für ihn aufräumen, zu viele Visitenkarten gibt, entsteht womöglich ein Überschuss, der an ein zukünftiges Publikum weitergereicht wird. Und wenn die Wachposten am Ende der Veranstaltung die Karten einfordern, gibt ihnen das schlaue Publikum einfach die, die sie von den am Vortag Anwesenden bekommen haben, und Mosler kann alleine aufräumen. Mosler könnte den Preis für das Verlassen des Vortragssaales auf zwei, drei oder zweihundert erhöhen, aber dann müsste er auch die Preise für die Getränke erhöhen, die man im Vorraum kaufen kann. Diese Situation – zu viel Geld und zu wenig Arbeit, Güter und Dienstleistungen – nennt man Inflation, ein Thema, das derzeit in aller Munde ist.

Würde Mosler dagegen zu viel Arbeit für eine seiner Visitenkarten verlangen, sind womöglich nicht genug Stühle zum Zusammenstellen da, damit sich jeder aus dem Publikum eine Karte verdienen und den Saal verlassen kann. Der Fachausdruck für jene, die keine Arbeit finden und damit auch keine Karte bekommen, lautet arbeitslos. Diese Arbeitslosigkeit hat Mosler erschaffen, indem er zu wenig von der ausschließlich von ihm ausgegebenen Währung unters Volk gebracht hat.

Geld ist also untrennbar mit Verpflichtungen verbunden: Das, was man braucht, um einer Verbindlichkeit nachkommen zu können, ist geldähnlich. Wenn man auf einen Jahrmarkt geht und Tickets für die Fahrgeschäfte kauft, sind die Tickets geldähnlich, weil diejenigen, die sie kaufen, die Fahrgeschäfte nutzen wollen. Wenn Sie Kinder dabeihaben, versprechen diese Ihnen vielleicht alle möglichen Arbeiten dafür: „Fünf Mal Wäsche zusammenlegen für ein Ticket für die Wilde Maus.“ Womöglich handeln die Kinder auch untereinander: „Für ein Ticket darfst du eine Woche lang mit meinem Fahrrad fahren.“

Die geldähnlichen Eigenschaften der Tickets sind allerdings weder besonders stark ausgeprägt noch langlebig. Sobald der Jahrmarkt zu Ende ist, werden Ihre Kinder nicht mehr bereit sein, für Tickets zu arbeiten. Aber auch noch während des Jahrmarkts werden die Tickets als Tauschmedium immer weniger wert. Einem Kind, das den Bauch voll Frittiertem und Cola hat, werden die Fahrgeschäfte irgendwann egal sein - und damit auch die Tickets dafür.

Und die Schausteller müssen selbstverständlich nicht alle Tickets wieder einsammeln, um am nächsten Tag wieder welche verkaufen zu können – genauso wenig wie etwa Starbucks einmal ausgestellte Gutscheine wieder einsammeln muss, bevor neue ausgestellt werden können.

Ein Starbucks-Gutschein ist also etwas mehr oder weniger Geldähnliches. In einer Stadt mit vielen Restaurants und Geschäften wird vermutlich niemand für Ihren Starbucks-Gutschein arbeiten oder Ihnen Güter überlassen. Auf einem Flughafen allerdings, wo sonst kein Restaurant geöffnet hat, finden Sie womöglich Abnehmer dafür. Und wenn die Kasse der Starbucks-Filiale defekt ist und nur noch Gutscheine akzeptiert werden, werden diese noch geldähnlicher.

Kurz gesagt: Geld ist etwas, das man braucht, um etwas zu bekommen, was man will, und je mehr man das will, desto geldähnlicher wird das, was man dazu braucht.

Und damit wären wir wieder bei den Kryptowährungen. Ihre Fürsprecher vergleichen die Kryptowährung gerne mit dem Gold aus der Legende vom Handel: „Es war insbesondere online nie leicht, eine Koinzidenz von Bedürfnissen zu erreichen. Dann haben wir uns alle darauf geeinigt, dass ein Bitcoin einen bestimmten Wert hat, und es wurde zuerst Wertaufbewahrungsmittel und dann Recheneinheit und Tausch- und Zahlungsmittel.“

Aber auch dieses Märchen hat mit der Realität nichts zu tun. Die geldähnlichen Eigenschaften von Kryptowährungen sind katastrophal. Durch ihre Schwankungsanfälligkeit sind sie schlechte Währungsaufbewahrungsmittel; als Recheneinheit und Tauschmittel sind sie ebenso ungeeignet. Mit einer Kryptowährung kann man nicht viel mehr kaufen als andere Kryptowährungen (oder sogenannte Kryptowerte wie etwa NFTs). Genau wie bei Moslers Visitenkarten gibt es nur wenig, was man dafür eintauschen kann. Anders als Moslers Karten ist es nicht von Bedeutung für Sie, wenn Sie das, was man für Kryptowährung kaufen kann, nicht bekommen. Wenn Ihr Geldbeutel voll Euros ist (oder Fiatgeld, wie es die Kryptowährungsfreunde nennen), können Sie sich alles kaufen, was Sie begehren. Wenn Sie nur Kryptowährungen besitzen, können Sie sich (bis auf andere Kryptowährungen) gar nichts damit kaufen, solange Sie sie nicht gegen Fiatgeld tauschen.

Dass etwas umso geldähnlicher wird, je größer der Wunsch oder das Bedürfnis nach den Dingen ist, die man dafür eintauschen kann, erklärt viele der Entwicklungen im Kryptowährungsbereich. Wie etwa, dass das sogenannte Web3 – die Vision eines Internets ohne den Einfluss der großen Technologiekonzerne, auf das nur Personen Zugriff haben, die im Besitz der entsprechenden Kryptowährung sind – nicht ohne eine Kryptowährung vorstellbar ist (und nur zum Teil an dem dogmatischen und äußerst zweifelhaften Glauben daran hängt, die Tech-Firmen würden auf Überwachung und Sensationsmache verzichten).

Das Internet ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, wie durch die Pandemie und die Lockdowns bewiesen wurde. Ohne Internet muss man gravierende Einschränkungen in Bezug auf Familienleben, Gesundheitsversorgung, Arbeit, Freizeit, Leistungen des öffentlichen Dienstes, politische und staatsbürgerliche Mitbestimmung und nicht zuletzt das Liebesleben hinnehmen. Das alles sind keine Wünsche, sondern Bedürfnisse.

Wenn diese Bedürfnisse in einem neuen, auf dem Prinzip Blockchain aufgebauten Internet nur durch den Besitz von Kryptowährung erfüllt werden können, muss man im Tausch gegen diese Kryptowährung arbeiten und Güter verkaufen. Eine neue Hüttensteuer sozusagen – wenn jeder, der Zugriff auf das Internet haben will, Arbeit oder Güter gegen eine Kryptowährung tauschen muss, ist diese Kryptowährung äußerst geldähnlich.

Diese Theorie erklärt auch die Rolle, die Ransomware in der Kryptowirtschaft spielt. Das Lösegeld einer durch Ransomware verübten Erpressung gehört zu den wenigen Verpflichtungen, die nur mit einer Kryptowährung beglichen werden können. Die Kriminellen, die die Kontrolle über Ihre Familienfotos, Ihre Bankkonten, die Daten Ihrer kleinen Firma oder die Gaspipeline, die Ihre Region versorgt, übernommen haben, sind an Dollars oder Euro nicht interessiert. Sie akzeptieren ausschließlich Kryptowährungen.

Wenn in den Massenmedien über die Ransomware-Epidemie berichtet wird, gehört zwangsläufig auch eine Szene dazu, in der sich das unbedarfte Opfer der Erpressung auf der Suche nach einem Bitcoin-Automaten oder irgendwelchen anderen Möglichkeiten macht, um von der Regierung ausgegebenes Geld gegen Kryptowährung zu tauschen.

Derjenige, der dem Opfer die Bitcoins verkauft, hat diesen Kunden nur, weil es Ransomware gibt – der Erpresste muss etwas für ihn Wertvolles gegen Bitcoins eintauschen, denn wenn er seine Ransomware-Hüttensteuer nicht bezahlen kann, verliert er seine Familienerinnerungen, sein kleines Geschäft oder seine Gaspipeline.

Von Quatloos bis Credits gibt es in der Science-Fiction eine Vielzahl fiktiver Währungen. Die hinter den Kulissen aktiven Verbindlichkeiten, die diesen Währungen überhaupt erst ihren Wert verleihen, werden dagegen nur selten behandelt. Aber dieses auf den ersten Blick so trockene Thema ist bei genauerer Betrachtung eine reiche Quelle faszinierender Geschichten.

 

Cory Doctorow ist Schriftsteller, Journalist und Internet-Ikone. Mit seinem Blog, seinen öffentlichen Auftritten und seinen Büchern hat er weltweit Berühmtheit erlangt. Seine Romane sind im Shop erhältlich.

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